32 Athleten haben noch die Chance, sich für Olympia zu qualifizieren. Das Abendblatt stellt sie auf dieser Seite vor.

Hamburg. Renko Schmidt kommt in diesen Tagen nicht zur Ruhe. Am Montagabend möchte der 44-Jährige das "Team Hamburg Beijing" auf der dritten Hamburger Sportgala in der Handelskammer rund 1000 Gästen aus Wirtschaft, Politik, Kultur, Gesellschaft und Sport präsentieren. Es wird der erste große gemeinsame Auftritt der Hamburger Olympiakandidaten für die Sommerspiele vom 8. bis 24. August in China. 24 der 48 Teammitglieder haben bisher zugesagt. "Der Rest trainiert irgendwo auf der Welt, es wird schwer, noch mehr Sportler nach Hamburg zu lotsen", sagt Schmidt. Im Hauptberuf ist er im Hafen Geschäftsführer der Buss Group. Mit Logistik kennt sich der ehemalige Leistungsruderer und Trainer aus, "doch dieses Problem können selbst wir nicht auf die Schnelle lösen".

Öffentlichkeit schaffen für Hamburgs beste (Amateur-)Sportler, Geldgeber, Arbeits-, Ausbildungs- und Studienplätze zu besorgen, das ist Schmidts Aufgabe im Team Hamburg. Er managt es zusammen mit Britta Herrschaft (32), der Laufbahnberaterin des Olympiastützpunktes Hamburg/Schleswig-Holstein. Seit einem Jahr werden die Besten der Besten besonders unterstützt, die demnächst von der Firma Globetrotter auch einheitlich in Rot und Blau gekleidet werden. 400 Euro netto monatlich erhalten die 32 Olympiakandidaten als eine Art Grundsicherung, 150 Euro im Monat die Perspektivkader für London 2012. Das Budget beläuft sich in diesem Jahr auf 280 000 Euro. Stadt und Wirtschaft decken es (siehe unten).

"Wenn wir eine zweistellige Anzahl Hamburger Athleten nach Peking schicken könnten, wäre das ein Erfolg", sagt Schmidt. Das sollte zu schaffen sein. Allein vier HSV-Handballer und neun Hockeyspieler bei Damen und Herren könnten das Olympiaticket buchen. Während die Handball-Nationalmannschaft der Männer als Weltmeister und die Hockey-Damen als Europameister qualifiziert sind, müssen die Hockey-Herren im April bei einem interkontinentalen Ausscheidungsturnier nachsitzen. Die übrigen 19 Hamburger Kandidaten sind teilweise bis Mitte Juli gefordert, Normen zu erfüllen oder Platzierungen bei Meisterschaften zu erbringen. Sehr gute Olympiachancen rechnen sich Beachvolleyballerin Okka Rau mit ihrer Partnerin Stephanie Pohl aus, die Ruderinnen Berit Carow und Maren Derlien und die Schwimmerin Birte Steven. Für die Paralympics im September sind Handbikerin Dorothee Vieth sowie die zwei Rollstuhlbasketballerinnen Nicole Seifert und Annette Kahl gesetzt.

"Bisher haben wir alle Wünsche unserer Athleten umgehend erfüllen können", sagt Schmidt. Das hat sich herumgesprochen. Athleten aus anderen Regionen denken bereits über einen Wechsel nach Hamburg für den nächsten Olympiazyklus nach.

"Das größte Problem bei einem Ortswechsel", sagt Britta Herrschaft, "sind die oft fehlenden Studienplätze. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern gewähren die Hamburger Universitäten keine Quoten für Leistungssportler." Da sei jetzt der Gesetzgeber gefragt. Herrschaft: "Wer mit 14 oder 15 Jahren anfängt Leistungssport zu treiben und ständig unterwegs ist, kann nicht gleichzeitig einen Numerus clausus von beispielsweise 1,3 meistern."

Florian Spalteholz und Romy Kinzl Der Tornado-Segler und die Surferin sind ein Paar. Während Florian Spalteholz (30) mit Partner Johannes Polgar (30; beide NRV) noch ein innerdeutsches Ausscheidungsrennen im April vor Hyeres (Frankreich) segeln muss, hofft Romy Kinzl (29) auf die EM im März vor Mallorca.

Birte Steven Birte Steven (27, AMTV/FTV) hält den deutschen Rekord über 200 m Brustschwimmen. Das Olympiaticket will sie bei den deutschen Meisterschaften im April lösen.

Jens Thiele Schwimmer Jens Thiele (27, SV Eidelstedt) rechnet über 200 m Rücken und mit der deutschen Freistilstaffel, mit der er 2002 Europameister wurde, die größten Chancen aus, um bei Olympia in Peking dabei zu sein.

Stefan Schröder HSV-Rechtsaußen Stefan Schröder war beim WM-Sieg der deutschen Handballer 2007 nur als Tribünengast dabei. In Peking will der 26- Jährige mittendrin sein.

Torsten Jansen Der 31-jährige Familienvater vom HSV hat in der Handball-Nationalmannschaft einen Stammplatz auf Linksaußen. Weltklasse in der Abwehr und im Angriff.

Pascal Hens Der 27-jährige Rechtshänder vom HSV bleibt in der Handball-Nationalmannschaft erste Wahl im Rückraum links. Spielte 2007 eine starke WM, aber 2008 eine mäßige EM.

Johannes Bitter Der 25-jährige vom HSV ist die neue Nummer eins im deutschen Handball-Tor. Der Weltmeister ist qualifiziert, Bitter ist für Olympia gesetzt, wenn er gesund bleibt.

Martin Rückbrodt Martin Rückbrodt (21) vom Hamburger und Germania Ruder- Club kann sich über den Weltcup und die Weltmeisterschaft 2008 qualifizieren. 2007 wurde er mit dem deutschen Leichtgewichtsachter Vizeweltmeister.

Bastian Seibt Bastian Seibt (29) startet für den Hamburger und Germania Ruder-Club. Für den Leichtgewichtsmann und deutschen Meister von 2005 führt der Weg nach Peking ebenfalls über Weltcup und Weltmeisterschaft.

Okka Rau Beachvolleyballerin Okka Rau (31, HSV), Olympia-Fünfte 2004, braucht eine gute Platzierung in der Weltrangliste zur erneuten Teilnahme. Partnerin Stephanie Pohl gehört dem Team Hamburg nicht an.

Dorothee Vieth Dorothee Vieth (42, RSC Hamburg) gewann mit dem Handbike WMSilber im Straßenrennen und im Zeitfahren. Die Paralympics sind das erklärte Ziel der Geigenlehrerin.

Annette Kahl Rollstuhl-Basketballerin Annette Kahl (35) vom Hamburger SV qualifizierte sich mit der deutschen Damen-Nationalmannschaft durch den Gewinn der Europameisterschaft für die Paralympics. Nun muss die langjährige Nationalspielerin lediglich noch nominiert werden.

Nicole Seifert Auch Nicole Seifert (33, HSV) gehörte zum Kader der deutschen Damen- Nationalmannschaft, die 2007 Europameister im Rollstuhl- Basketball wurde. Mit 132 Länderspielen ist sie die Erfahrenste im aktuellen Aufgebot.

Maren Derlien Ruder-Europameisterin Maren Derlien (31, RG Hansa) hofft auf einen Platz im deutschen Achter oder im Zweier. Über Weltcup und Weltmeisterschaft kann sie sich empfehlen. 2004 erreichte sie Platz fünf im Zweier ohne.

Marco Geisler Marco Geisler (34) vom RC Favorite Hammonia war bereits viermal Weltmeister im Doppelvierer. Für den gebürtigen Cottbuser wären es die vierten Olympischen Spiele.

Daniel Makowski Daniel Makowski (22) vom RC Favorite Hammonia gelang im vergangenen Jahr der Durchbruch mit dem Sieg bei der U-23- WM im Doppelvierer. Über Weltcup und WM hofft auch er sich zu qualifizieren.

Tobias Hauke Trotz seiner erst 20 Jahre gehört Tobias Hauke vom HTHC bereits zum A-Kader der Hockey-Nationalmannschaft. Die ist zwar Weltmeister, muss sich allerdings noch im April in Japan für Olympia qualifizieren.

Philip Witte Philip Witte (23) vom Uhlenhorster HC hat bisher 59 Länderspiele und neun Treffer für die Feldhockey- Nationalmannschaft vorzuweisen. Bei den Olympischen Spielen sollen noch möglichst viele hinzukommen.

Carlos Nevado Carlos Nevado (25, UHC) wurde 2006 mit den deutschen Hockeyherren Weltmeister. Allerdings konnte auch er nicht verhindern, dass bei der EM 2007 mit Platz vier die direkte Olympiaqualifikation verpasst wurde.

Fokke Beckmann Fokke Beckmann (21) von der RG Hansa empfahl sich 2007 mit Platz zwei bei der EM und dem Sieg bei der U-23- WM, jeweils im Vierer ohne. Er gehört zum erweiterten Kreis des Deutschland- Achters.

Ole Rückbrodt Leichtgewichtsruderer Ole Rückbrodt (24, Der Hamburger und Germania RC) gewann 2006 den Weltmeistertitel im Zweier ohne. 2007 folgte Silber mit dem Achter. Er hofft auf einen Platz im olympischen Vierer ohne.

Berit Garow Berit Carow (27, RG Hansa) gewann bereits WM-Silber im leichten Einer (2006) und -Bronze im leichten Zweier (2007), dem einzigen olympischen Leichtgewichts-Ruderboot bei den Frauen. Diese Platzierungen gilt es im Weltcup zu bestätigen.

Kristina Reynolds Kristina Reynolds (23, HTHC) wurde beim EM-Sieg der deutschen Hockeydamen 2007 zur besten Torhüterin des Turniers gewählt. Die Mannschaft ist damit qualifiziert.

Moritz Fürste Moritz Fürste (23, UHC) wurde mit den deutschen Hockeyherren 2006 Weltmeister, was ihm zudem den Titel Hamburgs Sportler des Jahres einbrachte. Für Olympia muss sich sein Team noch qualifizieren.

Eike Duckwitz Eike Duckwitz (27, UHC) gehört mit mehr als 150 Länderspielen zu den Arrivierten in der Hockey- Nationalmannschaft. Ein olympischer Erfolg fehlt dem Weltmeister und Ex-Europameister allerdings noch.

Marcus Baur/Hannes Baumann Marcus Baur (36, l.) und Hannes Baumann (25) vom NRV Hamburg haben in der 49er- Klasse die Segel für Olympia gesetzt. Bei der WM haben sie die Qualifikation verpasst. Nun hoffen sie, die Nominierungskriterien bei der EM im März noch erfüllen zu können.

Johannes Polgar Tornadosegler Johannes Polgar (30) startet für den NRV Hamburg. Mit seinem Bootspartner Florian Spalteholz muss er im April ein Ausscheidungsrennen bestreiten.

Justus Scharowsky Justus Scharowsky (27) spielt in der Hockey-Bundesliga für den Club an der Alster. In der Nationalmannschaft gehört der Weltmeister trotz 136 Länderspielen derzeit nur dem erweiterten Kader an.

Sebastian Biederlack, Martina Heinlein Privat sind sie ein Paar, und auch sportlich machen Sebastian Biederlack und Martina Heinlein (je 26) gemeinsame Sache. Beide laufen für den Club an der Alster auf – und beide wollen bei den Olympischen Spielen in Peking dabei sein. Wobei sie einen Vorteil hat: Die Damen sind bereits qualifiziert. Die Herren müssen dagegen erst noch das Qualifikationsturnier im April in Japan gewinnen. Das direkte Ticket nach Peking verpassten Biederlack & Co., als sie bei der EM 2007 lediglich Vierte wurden.