Abschied von Torhüter Goran Stojanovic (41). Er bestreitet heute sein letztes Heimspiel.

Hamburg. Es war nach einem der vielen siegreichen Heimspiele gegen Ende dieser erfolgreichen Bundesligasaison, als die Zuschauer in der Color-Line-Arena nicht müde wurden, "Goran, Goran" zu rufen. Der 41 Jahre alte Torhüter der HSV-Handballer genoss die tausendfache Anerkennung, lächelte, noch Gefangener der Anspannung der vergangenen Spielminuten, still in sich hinein. In diesem andächtigen Moment trat ein jugendlicher Fan vorsichtig auf ihn zu und bat inständig: "Goran, du bist immer noch so toll in Form, du musst einfach weitermachen!" Goran Stojanovic tätschelte dem Jungen liebevoll über dessen Haar und sagte: "Bitte, bitte, lasst mich aufhören!"

Nun hat er es, der Publikumsliebling, fast geschafft: nach 22 Jahren Leistungssport, die Hälfte davon in der Bundesliga, zwei deutschen Meisterschaften mit Kiel, zwei Europapokal- (Kiel, HSV) und vier DHB-Pokalsiegen (Kiel [2], Bad Schwartau, HSV), dazu zahlreichen Titeln in seiner Heimat. Für Jugoslawien bestritt der Serbe 120 Länderspiele, 1996 wurde er EM-Dritter.

Am heutigen Sonnabend nun wird Goran Stojanovic von seinen Anhängern Abschied nehmen, beim letzten Saisonheimspiel des HSV gegen den TBV Lemgo (14.15 Uhr, NDR live in Konferenz mit Flensburg-Handewitt gegen Kiel). 13 000 Zuschauer in der ausverkauften Color-Line-Arena werden ihn feiern, und bei dem Gedanken daran, gesteht er, "kommen mir schon heute die Tränen".

Es waren neben seinen Leistungen immer auch seine Emotionen, mit denen er die Brücke zum Publikum schuf. Wenn er nach gelungenen Paraden, in dieser, seiner letzten Saison immer noch acht bis neun im Durchschnitt pro Spiel, die Fäuste ballte, bebte die Halle. "Er ist ein Superkerl, ein Vollprofi, ein Vorbild, charakterlich einwandfrei, ein Mannschaftsspieler durch und durch", schwärmt HSV-Trainer Martin Schwalb von seiner Nummer eins, "er versteht es, ein Team positiv zu beeinflussen."

Diese Fähigkeit wird Goran Stojanovic weiter in den Verein einbringen, vom 15. Juli an, dem Übungsbeginn für die nächste Serie, als Torwarttrainer. Der ausgebildete Sportlehrer hat sich in den vergangenen Monaten akribisch auf seine neue Aufgabe vorbereitet, Videos gesammelt und gesichtet. Er hat die Torhüter der Liga und ihre Philosophien studiert und Methoden entwickelt, wie er seine Erfahrungen seinen Nachfolgern Per Sandström (26) und Johannes Bitter (24; kommt vom SC Magdeburg) weitergeben will.

"Ich freue mich auf diesen Job", sagt Goran Stojanovic, und sein Lächeln wirkt diesmal entspannt. 22 Jahre Leistungssport waren für ihn auch 22 Jahre Verantwortungsbewusstsein, auf und neben dem Tor. Das will er nun anderen vermitteln.