HAMBURG. Thomas Bach hat am Freitag in Hamburg gefordert, dass nach den Erklärungen seiner Teamkollegen auch Jan Ullrich "alle Fakten auf den Tisch" legen müsse. Der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) sagte dem Abendblatt: "Es wäre allerdings sehr viel besser von Ullrich gewesen, sich früher zu äußern."

Bach ist sich sicher, dass die Glaubwürdigkeit des Radsports in Deutschland "erheblichen Schaden genommen hat". Das Vertrauen könne nur zurückgewonnen werden, wenn die Vergangenheit lückenlos aufgearbeitet würde: "Dann könnte diese Phase sogar reinigend wirken, als Katharsis."

Bach lehnte es zwar ab, grundsätzlich die Nominierungskriterien für Olympische Spiele herabzusetzen, um etwas Druck von den Athleten zu nehmen: "Das ist von Sportart zu Sportart verschieden. Unser Bekenntnis zu Leistungssport mit fairen Mitteln steht."

Zugleich gelte jedoch das Prinzip "null Toleranz". Der DOSB und Bach hoffen, dass noch vor dem Sommer ein neues Gesetz in Kraft treten kann, das den Handel und Besitz größerer Dopingmengen unter Strafe stellt. Am Mittwoch erhält das Bundeskabinett die Antwort des Bundesinnenministeriums auf die Nachforderungen des Bundesrates.

Auch die nationale Antidoping-Agentur NADA hat reagiert, will ab dem 1. Juli Trainingskontrollen binnen 24 Stunden (bisher 72) durchführen und Schlupflöcher im deutschen Kontrollsystem mittels Meldepflicht schließen.