HAMBURG. Als sich Georg von Waldenfels nach dem Finale auf dem Centre-Court beim Hamburger Tennispublikum für das zahlreiche Erscheinen in der vergangenen Woche bedankte und einen neuen Zuschauerrekord verkündete, wirkte das Lächeln des Präsidenten des Deutschen Tennisbundes (DTB) wie immer etwas gequält. Die Sorge, dass der Rothenbaum 2009 seinen Status als Masters-Turnier verliert, treibt den DTB-Boss um. Die ATP, die Organisation der Tennisherren, und besonders ihr südafrikanischer Vorsitzender Etienne de Villiers scheinen entschlossen, ihre Reformpläne durchzuziehen.

Und in denen ist für Hamburg im Mai kein Termin reserviert. Stattdessen soll in Madrid ein kombiniertes Damen- und Herrenturnier gespielt werden. Das organisiert Ion Tiriac, und der (reichste) Rumäne wusste schon immer seine Interessen durchzusetzen.

113 500 Besucher kamen in den vergangenen neun Tagen (mit Qualifikation) auf die Anlage zwischen Hansa- und Hallerstraße - so viele wie nie. "Es war eine großartige Turnierwoche. Die Hamburger haben mit den Füßen abgestimmt. Ihr Votum ist eindeutig: Sie wollen dieses Topturnier behalten", sagte von Waldenfels, "und wir werden alles dafür tun."

Zum einen kämpft der DTB in den USA mit Monte Carlo vor Gericht. Der DTB klagt auf Bestandschutz seines Masters. Für ein kombiniertes Turnier, wie die ATP es von Hamburg ab 2009 forderte, ist kein Platz am Rothenbaum. Den von Michael Stich und Bürgermeister Ole von Beust einst angeregten Umzug in den weiträumigen Volkspark hat der Senat aus Kostengründen abgelehnt. Weiterer Ansatzpunkt der DTB-Klage: Das Vorgehen der ATP verstoße gegen das Kartellgesetz.

Neben den rechtlichen Auseinandersetzungen bemüht sich der DTB, wie vom ehemaligen Rothenbaum-Chairman Boris Becker gefordert, um Verbündete. Von Waldenfels setzt dabei auf die Tennisprofis. Roger Federer und Rafeal Nadal hatten sich für den Erhalt des Turniers ausgesprochen. "Wenn die Profis auf unserer Seite sind, werden die ATP-Pläne scheitern", glaubt der DTB-Präsident. Die Gefahr: Die Spieler fordern vor allem Mitspracherecht, der Rothenbaum kann zur Dispositionsmasse schrumpfen.

Die größte Unterstützung dürfte der DTB ohnehin vom Internationalen Tennisverband ITF und dessen italienischen Präsidenten Francesco Ricci-Bitti erfahren. Unter dem Dach der ITF werden die vier Grand-Slams in Melbourne, Paris, Wimbledon und New York ausgerichtet. Die Drohung: Dieses Quartett könnte einen Turnier-Unterbau unabhängig von der ATP erhalten.

Hamburg wäre dabei. Der Tennisverband Katars, dem 25 Prozent der Turnierrechte am Rothenbaum gehören, verfolgt ähnliche Pläne. Er denkt an eine asiatisch-arabisch-europäische Serie. Die ATP, im US-Markt verankert, würde im Fall der Spaltung des Welttennis zur dritten Kraft degradiert.