Aron Bogoljubow hilft heute bei der Ausbildung des Hamburger Nachwuchses.

Hamburg. Es ist bekannt, dass der russische Präsident Wladimir Putin ein Meister des Kampfsports ist. Neben Boxen und Sambo beherrscht er als Träger des Schwarzen Gürtels insbesondere Judo. "Er war ein großes Talent", weiß sein damaliger Trainer Aron Bogoljubow, der seit 1996 in Hamburg lebt. Der 67 Jahre alte Russe erzählt mit Begeisterung vom Können des jungen Wladimir: "Bis heute habe ich keinen Nachwuchskämpfer mehr gesehen, der eine solche Ausdauer hatte wie er. Der junge Putin wurde nie müde, wenn er auf der Matte stand."

Von Anfang der Sechziger- bis Mitte der Siebzigerjahre nahm Putin in seiner Heimatstadt St. Petersburg am Training Bogoljubows teil. Als dieser 1972 zum Nationaltrainer aufstieg hatte er die Hoffnung, dass sein Zögling Wladimir auch für die Nationalmannschaft kämpft. Doch Putin setzte andere Prioritäten, trainierte zwar weiterhin mit, begann aber sein Jurastudium in St. Petersburg. Bogoljubow ist heute noch voll des Lobes: "Wladimir hatte eine gute Koordination, war kräftig und quasi ohne Schwäche."

Obwohl sich Putin dagegen entschied, Judo als Leistungssportler zu betreiben, ist Bogoljubow, der zehn Jahre lang russischer Judo-Nationaltrainer war, "sehr stolz" auf den russischen Präsidenten: "Heute sieht man, dass Putin sich richtig entschieden hat." Er habe gespürt, dass Wladimir sich damals "eher als Doktor denn als Europameister sah". Auch heute noch macht Putin, dessen Lieblingstechnik der Hüftfeger "Harai Goshi" ist, sehr viel für den Judosport in Russland. 1980 gründete er den Judo-Verein Javara-Neva.

Die sportliche Karriere von Bogoljubow verlief nicht weniger erfolgreich als die politische Putins. Von 1963 bis 1965 wurde er Einzel-Europameister im Leichtgewicht bis 71 kg. 1964 holte er mit der Mannschaft den EM-Titel. Im gleichen Jahr errang er Einzel-Bronze bei den Olympischen Spielen in Tokio.

Bevor Bogoljubow mit 19 Jahren zum Judo wechselte, kämpfte er fünf Jahre sehr erfolgreich den russischen Nationalsport Sambo. In der damaligen UdSSR holte er dreimal den Titel, bei einem zweiten und zwei dritten Plätzen. Der Schritt zum Judo war dann "ganz leicht auf Grund der vielen Sambo-Erfahrung". Dank seiner großen Erfolge ist Bogoljubow, der 1938 im heutigen St. Petersburg geboren wurde, in seiner Heimat ein Volksheld, vergleichbar mit dem Status eines Franz Beckenbauer hierzulande, wie Hamburgs Verbandstrainer Mark Borchert behauptet.

Nach Hamburg hatte es Bogoljubow "eigentlich nur so" verschlagen. Doch ihm gefiel die Stadt. Im Judo-Leistungszentrum in Wandsbek ist Bogoljubow, der Putin zuletzt im Dezember vergangenen Jahres traf, seit drei Jahren für den Hamburger Verband tätig. "Sein Wissen und die Erfahrung sind sehr geschätzt", so Hamburgs zweiter Verbands-Coach Slavko Tekic. Der russische Judo-Pensionär ist immer noch ehrgeizig: "Die Jugendlichen sollen auch Europameister werden. Ich will, dass sie die besten der Welt sind - besser als ich."