Am Rothenbaum wird wieder einmal kräftig gebuddelt. Dort wo vor fast genau zehn Jahren die Bagger ein Stück Hamburger Sportgeschichte verschwinden ließen, als sie das HSV-Stadion dem Erdboden gleich machten. Nur ein paar Meter weiter südlich, auf der anderen Seite des Turmwegs. Doch diesmal sind es Baumaßnahmen, die den Sport nicht vertreiben, sondern ihn längerfristig erhalten. Am heutigen Mittwoch um 11 Uhr legen Sportsenatorin Alexandra Dinges-Dierig und Uni-Vizepräsident Prof. Dr. Holger Fischer den Grundstein für den Bau des neuen Hockey-Landesleistungszentrums.

"Bauherr" Rainer Hansen vom Sportamt erläutert das Vorhaben: "Die bisherige Spielfläche wird um 1,32 Meter abgesenkt und etwas verkleinert. Der neue Kunstrasen misst wettkampfgerechte 91,4 mal 55 Meter plus einer Sicherheits- und Auslaufzone. Die Bagger legen nur das Spielfeldrechteck tiefer. Die Asche-Laufbahn und die Rundsegmente an den Platz-Stirnseiten inklusive Beachvolleyball-Anlage bleiben erhalten. Das entstandene Gefälle wird durch drei Treppenstufen aufgefangen, die zugleich als Tribünen fungieren und 200 Zuschauern Platz bieten."

Die Projektkosten belaufen sich auf geschätzte 900 000 Euro. Den Löwenanteil trägt das Sportamt, zum Teil gedeckt durch Bundes- und Landesmittel für die Sportförderung. Einen 20-prozentigen Eigenanteil des Hamburger Hockey-Verbands in Höhe von etwa 180 000 Euro übernimmt der Hochschulsport, der somit maßgeblich zum Gelingen des Projekts beiträgt.

Der neue Platz ist nicht nur für Hansen "eine höchst gelungene Investition in den Spitzensport". Eine in den vergangenen Jahren selten gewordene Einigkeit demonstrieren auch Wissenschaft und Hochschulsport. Prof. Dr. Rüdiger Reer, Beauftragter für Raumfragen am Fachbereich Bewegungswissenschaft, und Thomas Beyer, Geschäftsführer des Hochschulsports, sprechen von der "besten Standortsicherung für den Sport am Rothenbaum, die man sich vorstellen kann". Eine "Win-Win-Situation im Quadrat", wie Beyer sagt. So werden durch den Wegfall von Pflege- und Ruhezeiten für die ursprüngliche Natursode und die zusätzliche Errichtung einer Flutlichtanlage die Nutzungszeiten erheblich erweitert - ganztags und nahezu ganzjährig. "Wir haben aus den Negativ-Erfahrungen beim Ausbau des Tennisstadions gelernt, wollten jeden Ärger mit Anwohnern vermeiden", sagt Beyer und verweist auf penible Messungen von Lärm- und Lichtemissionen. Alles ist geprüft - vom Klacken der Hockeykugeln bis zu Schiedsrichterpfiffen.

Neben der Wissenschaft (Sportlehrerausbildung, Forschungsprojekte) und dem Hochschulsport sieht der künftige Nutzungsplan werktags ab 17 Uhr auch eine Belegung durch den Hockey-Bund vor. Damit wird das Stützpunkttraining der zahlreichen Hamburger Auswahlspieler endlich an einen zentralen Ort verlegt.

"Der Geist des Ortes bleibt erhalten", freut sich auch Michael Holtmann. Der Leiter des Uni-Baureferats hatte die Idee zur Platzabsenkung. Er erinnert an die einzigartige Geschichte des Geländes. Bereits 1886 siedelte sich der Eisbahn-Verein vor dem Dammtor zwischen Hansa- und Hallerstraße an. Hinter dem HSV-Stadion gab es von 1906 bis 1942 eine schmucke Reithalle, und Vorgänger des Uni-Platzes war von 1899 bis 1912 ein imposantes Velodrom. Vor einigen Tagen stießen die Bagger auf Blöcke aus Ziegelstein und Beton - Fundamente des Baus, der 6000 Zuschauern Platz bot und eine 333,3 mal sieben Meter Zementbahn umfasste. Der beliebte Treffpunkt galt als eine der größten Sport- und Ausstellungshallen im damaligen Deutschen Reich.

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