Tennis-Masters am Rothenbaum: Die Spiele des Viertelfinales. Stepanek, Acasuso, Ancic und Robredo haben nach großem Kampf das Halbfinale erreicht.

Hamburg. Als er sein Viertelfinalmatch gegen den Weißrussen Max Mirnyi mit einem As beendet hatte, ließ sich Radek Stepanek zu einem für ihn sensationellen Gefühlsausbruch hinreißen. Der 27jährige strahlte über sein schmales Gesicht, das er während der Arbeit normalerweise ausdruckslos zur Schau stellt, er verbeugte sich in Richtung aller vier Tribünen und warf dem applaudierenden Publikum auf dem Centre-Court Kußhände zu. So, schien der derzeit beste tschechische Tennisspieler der Welt ausdrücken zu wollen, freut sich jemand, der erstmals in seiner Karriere ein Masters-Halbfinale auf Sand erreicht hat. "Ich bin nah dran, in die Top Ten vorzustoßen", sagte der Weltranglisten-16., der so tonlos wie ein Sprachcomputer redet, nach dem Match, "deshalb habe ich mich so gefreut. Ich weiß jetzt, daß ich auf jedem Belag gutes Tennis spielen kann."

Tatsächlich gilt Stepanek, der in diesem Februar in Rotterdam seinen ersten Titel auf der ATP-Tour gewann, als Allrounder. Zwar ist der Aufschlag seine stärkste Waffe, doch neben soliden Grundschlägen und körperlicher Zähigkeit verfügt der Mann aus der nordtschechischen Bergbaustadt Karvina vor allem über Nervenstärke. Gegen Mirnyi entschied er das Spiel im Tiebreak des ersten Satzes für sich. "Da habe ich ihm meinen Willen aufgezwungen, von da an lief es", sagt er. "Jetzt versuche ich weiter so gut wie möglich zu spielen."

Das scheint gegen den Argentinier Jose Acasuso, auf den Stepanek am heutigen Sonnabend (13 Uhr) im ersten Halbfinale trifft, auch nötig zu sein. Der 23jährige zeigte gegen den Spanier Fernando Verdasco besonders im ersten Satz Sandplatztennis der Extraklasse, spielte seinen Gegner mit punktgenauen Grundlinienschlägen, vor allem per Vorhand, streckenweise an die Wand. "Ich spiele seit Jahresbeginn gut und will meine Form auch gegen Stepanek halten", sagte der auf dem Court für einen Südamerikaner extrem ruhig und beherrscht wirkende Rechtshänder, der davon träumt, seinem Landsmann Guillermo Coria nachzueifern, der am Rothenbaum im Jahr 2003 triumphierte, als gleich vier Argentinier im Halbfinale standen.

Aus diesem Traum will ihn spätestens im Finale am Sonntag (13 Uhr, DSF live) der Kroate Mario Ancic wecken. Der 22jährige begeisterte das Publikum einmal mehr durch seinen enormen Einsatzwillen. Wie im Achtelfinale gegen den US-Amerikaner James Blake, holte er am Freitag auch gegen den Russen Nikolai Dawidenko einen Satzrückstand auf, kämpfte sich zurück ins Match und setzte seinen technisch versierteren Kontrahenten mit seiner körperlichen Überlegenheit unter Druck. "Ich fühle mich jetzt zwar müde", sagte Ancic, "aber am Sonnabend bin ich wieder fit, denn die Chance auf ein Mastersfinale will ich mir nicht entgehen lassen." Sollte der Daviscupsieger von 2005, der seit seinem zehnten Lebensjahr mit Kroatiens Idol Goran Ivanisevic freundschaftlich verbunden ist, am Rothenbaum gewinnen, wäre es sein zweiter Turniersieg in Hamburg. 2003 schlug er im Endspiel des Challenger-Turniers von Schnelsen den Spanier Rafael Nadal. Ancic: "Hamburg scheint für mich ein sehr gutes Pflaster zu sein. Vielleicht ist der Sieg in Schnelsen ja ein gutes Omen."

In der Runde der letzten vier trifft er auf den spanischen Sandplatzspezialisten Tommy Robredo, der seinen Landsmann und Freund David Ferrer am Freitag abend um 22.34 Uhr bezwang. Der 24jährige, der Mittwoch den Champions-League-Sieg seines Lieblings-Fußballklubs Barcelona feierte, fühlt sich in Hamburg wohl. Bei seinem fünften Rothenbaum-Auftritt in Folge steht er zum zweiten Mal nach 2002 im Halbfinale. Robredo besticht wie fast alle Spanier durch Kampfgeist und Grundlinienspiel, seine beste Waffe ist die Vorhand. "Ich bin stark genug, um mein erstes Masters zu gewinnen", glaubt er.