Wenn Robel Teklemariam und Khast Erdene Khurelbaatar in die Loipe gehen

Als Prawat Nagvajara als letzter der bunten Schar der Langlauf-Exoten im Schneesturm ins Ziel wankte, schlich sich ein glückliches Grinsen in sein erschöpftes Gesicht. "Ich wollte zwar Vorletzter werden, aber immerhin habe ich echte Aufbauarbeit geleistet", berichtete der 48 Jahre alte Universitätsprofessor stolz: "Bislang wußte nämlich in Thailand niemand, daß es Winterspiele gibt. Die dachten alle, die nächsten Olympischen Spiele sind 2008 in China." Ein Stück weiter entschuldigte sich der etwas füllige Vorletzte Arturo Kinch aus Costa Rica mit bebendem Schnurrbart für seine schwache Vorstellung: "Es war grausam, aber ich konnte wegen der Krankheit meines Vaters nicht trainieren. Aber ich bin ja erst 49 und kann 2010 in Vancouver nochmal angreifen." Stolz war der Äthiopier Robel Teklemariam , der 84. über 15 km wurde, aber 13 Konkurrenten hinter sich ließ. Eine ähnliche Geschichte berichtete Khash Erdene Khurelbaatar, schließlich war der Mann mit der Nummer 1 mit einem gewagten Ausfallschritt als Erster ins Ziel gestürzt. Er wurde zwar nur 86. von 97, aber das historische Ereignis in der mongolischen Geschichte war dem eigens angereisten Fernsehteam ein halbstündiges Interview wert.


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Der erste Dopingfall bei diesen Spielen ist zumindest aus sportlicher Sicht abgeschlossen. Die 30jährige Russin Olga Pylewa, die im Biathlon-Wettbewerb über 15 km Silber gewonnen hatte, mußte ihre Medaille zurückgeben und wurde für zwei Jahre gesperrt. Beim Dopingtest waren Spuren des verbotenen Mittels Phenotropil gefunden worden. Auch ihre Privatärztin Nina Winogradowa wurde bis 2008 gesperrt. Offen ist, ob Pylewa wie geplant "so schnell wie möglich" nach Hause fliegen darf. Der Turiner Staatsanwalt Raffaele Guariniello hat Ermittlungen aufgenommen. Er will prüfen, ob die Russin vor Gericht gestellt werden muß. Auf jeden Fall erhält nun Martina Glagow, die Bronze gewonnen hatte, die Silbermedaille.


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Nachdem sie den Ärger über den verpaßten Olympiasieg im Teamwettbewerb bis spät in die Nacht runtergespült hatten, starteten Deutschlands Kombinierer ihre Attacke gegen die vermeintliche Goldgier der Öffentlichkeit. "Kann man sich über gar nichts mehr freuen?", polterte Bundestrainer Hermann Weinbuch, und Ronny Ackermann fand, daß "man doch gar nicht so blöd sein kann, sich nicht über eine Olympiamedaille zu freuen". Björn Kircheisen legte nach: "Man muß sich ja fast schämen, wenn man nur Silber gewinnt. Da fällt mir gar nichts mehr ein."


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Nein, zufrieden ist das deutsche Curling-Team der Männer nicht. Nach der vierten Niederlage hat es nur noch theoretische Chancen zum Einzug in die olympische Medaillenrunde. Auch gegen die Schweiz fehlte beim 5:8 den Spielern des CC Füssen um Skipp Andy Kapp die Stabilität in allen Ends. Um die letzte Hoffnung zu erhalten, müßten die letzten Spiele gegen die USA, Schweden und Neuseeland gewonnen werden.


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Eiskunstläufer Stefan Lindemann , der nur 21. wurde, schließt einen Verzicht auf die WM vom 20. bis 26. März in Calgary nicht aus. "Vielleicht ist es eine gute Lösung, die Saison einfach abzuhaken", sagte der 25jährige Erfurter. Olympiasieger Jewgeni Pluschenko (Rußland) kündigte dagegen an, auch bei den Spielen 2010 in Vancouver anzutreten.


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Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft steht vor dem Wochenende der Wahrheit. Wenn der Einzug ins Viertelfinale Wirklichkeit werden soll, muß das DEB-Team in Turin heute Gastgeber Italien und am Sonntag den Erzrivalen Schweiz schlagen. "Wir können hier etwas reißen", sagte NHL-Verteidiger Christoph Schubert nach dem 1:5 gegen Olympiasieger Kanada. Der Abräumer aus München, der sich im Star-Ensemble der Ottawa Senators behauptet, ließt sich auch vom 3:2 der Schweizer gegen Tschechien nicht schrecken.