Kommentar

Mit 14 hatte sie noch Träume, mit 18 keine Illusionen mehr. Franziska van Almsick, kesse Berliner Göre wie sympathisches Symbol der Vereinigung, musste erleben, wie sie einst hochgeworfen und später tief fallen gelassen wurde. Die Millionen auf ihren Konten lasteten zudem schwer auf dem Verhältnis zu ihren schwimmenden Kolleginnen. Klammheimliche Freude konnte deshalb keine verhehlen, als "Franzi" nach ihrem verpassten Olympiasieg 1996 erst außer Form und dann auch noch aus den Fugen geriet. "They never come back", sie kommen nie zurück, hieß eine eherne Boxer-Weisheit im Wissen darum, dass für den zweiten Anstieg auf den Gipfel die Menge an Energie fast unerschöpflich sein muss. Die wenigen, die es schafften, waren Persönlichkeiten vom Schlage eines Muhammad Ali. Auch Franziska van Almsick lag am Boden; als "Franzi von Speck" verspottet, als abgesoffen verhöhnt. Dass sie wieder auftauchte, mag ihr für ihr künftiges Leben mehr geben als all die Medaillen und Rekorde, die sie jetzt noch einmal sammeln darf. Sie hat den Respekt ihrer einstigen Neider gewonnen. Das ist ihr größter Sieg - und eigentlich ein perfekter Zeitpunkt zum Abtreten.