Berlin. Es gibt eigentlich keinen Grund, diese Europameisterschaften vor der Öffentlichkeit zu verstecken. Dass dies doch geschieht, hat mit den Nachwehen der 1993 gescheiterten Olympiabewerbung Berlins zu tun. Weil es danach noch rund 285 Millionen Euro zu verbauen galt, entstanden im strukturschwachen Osten der Stadt an der Landsberger Allee gleich zwei gigantische Sportkomplexe: Europas größte Schwimmhalle und eine ebenfalls großzügig dimensionierte Radrennbahn. Die Besonderheit beider Bauten: Sie wurden vergraben und sind von der nahen Hauptstraße aus nicht zu sehen. Die Metalldächer liegen gerade 92 Zentimeter über der Erdoberfläche. Der berühmte französische Architekt Dominique Perrault wollte damit zumindest äußerlich ein Zeichen der Bescheidenheit setzen und das neue, vereinigte Berlin vom baulichen Größenwahn der Nazizeit abgrenzen. Im Eingangsbereich der Schwimmstätte endete aber spätestens seine Botschaft. Sie wurde mit Marmor ausgelegt. Auch die Betriebskosten sind außerirdisch. Rund fünf Millionen Euro verschlingt der Unterhalt des von den Berlinern wenig genutzten Bades jährlich. Das Becken, in dem jetzt Europas Beste um Titel und Medaillen kraulen, bleibt deshalb gewöhnlich für den Publikumsverkehr gesperrt. Wie insgesamt zwölf Bäder in der bankrotten Hauptstadt. Da tut es ganz gut, wenn die Gäste aus Europa die Anlage in höchsten Tönen loben. "Diese Halle ist das Beste, was wir zurzeit in Europa haben. Ein fantastischer Pool", sagt der Norweger Sven Egil Folvik, Generalsekretär des Europäischen Schwimmverbandes.