HAMBURG. Sie werden Spinne, Krake und Hexer genannt. Spitznamen gibt es viele für die landläufig als "verrückt" geltenden Sportler, die sich freiwillig unter Dauerbeschuß nehmen lassen und dabei ihren eigenen Kasten sauber halten wollen. Der eine Torwart gilt als wichtiger Rückhalt des Teams, der andere als Fliegenfänger. Doch was leisten die Männer und Frauen auf der Linie wirklich in den einzelnen Sportarten?

Handball-Torhüter haben am meisten zu tun. Ungefähr 40 bis 60 Bälle fliegen pro Spiel auf sie zu. Bei ihrem letzten Auftritt in der Color-Line-Arena waren die Männer im HSV-Tor, Henning Wiechers und Goran Stojanovic, zusammen 45mal in Aktion. 18 Paraden hatten sie bei Spielende auf ihrem Konto und damit 40 Prozent der Bälle gehalten.

Beim Wasserball und Eishockey können sich die Keeper ebenfalls nicht über mangelnde Beschäftigung beklagen. "Rund 30 Schüsse bekommt eine Torfrau im Spiel aufs Tor", sagt Sven Sethmann, Trainer der Bundesliga-Wasserballerinnen des ETV Hamburg. "Bei den Männern ist es noch ein Tick mehr. Gut ist ein Torwart, wenn er nur jeden vierten oder fünften Ball reinläßt."

Goalies, die es in dieser Saison mit den Freezers zu tun haben, müssen zwar nicht befürchten, auf dem Eis festzufrieren - bei anderen Gegnern werden sie aber deutlich wärmer geschossen. Kein Team in der Deutschen Eishockey-Liga gibt weniger Schüsse aufs Tor ab als die Hamburger, die mit 26 immerhin fast neun Versuche weniger je Spiel starten als die DEG Metro Stars.

Im eigenen Kasten ist der derzeit verletzte Boris Rousson Rückhalt Nummer eins bei den Freezers mit knapp 92 Prozent gehaltenen Schüssen. Und das bei einer Geschwindigkeit von 160 km/h, mit denen mancher Puck nach einem Schlagschuß auf einen Eishockey-Torhüter zufliegt. Ähnlich viele Aktionen wie bei der Variante auf dem Eis hat ein Torwart beim Hallenhockey. Deutlich weniger sind es auf dem Feld. "Da hast du mehr Zeit zum Durchschnaufen", sagt Heiko Milz, Bundesliga-Torhüter des Clubs an der Alster. Feldhockey sei diesbezüglich eher mit Fußball vergleichbar. Gerade einmal 15 Schüsse in Richtung Tor bringen die deutschen Champions-League-Teilnehmer jeweils zustande. Bei etwa sechs davon muß ein Torhüter eingreifen. Doch dann gilt: Glanzparade oder Patzer, schon eine Aktion kann spielentscheidend sein.