London. "Hier habe ich mein bestes Tennis gespielt. Wimbledon ist das Mekka, eine Kathedrale. Ich brauche diese Umgebung, nachdem ich dieses Jahr so unten und entmutigt war", sagte Pete Sampras (30) noch vor dem Start des Turniers. Wimbledon sollte sein Therapie werden für 29 Turniere ohne Sieg. Für sechs Erstrunden- und drei Zweitrunden-Niederlagen in insgesamt 13 Turnieren dieses Jahr. Für die nagenden Zweifel, dass er vor zwei Jahren mit seinem siebten Wimbledon-Triumph den Abschied vom Tennis verpasste. Doch Wimbledon heilte gestern keine Wunden, sie wurden nur noch tiefer. Sampras verlor gegen den Schweizer Georg Bastl 3:6, 2:6, 6:4, 6:3, 4:6 auf dem "Friedhof der Stars", wie die Spieler Court zwei nennen. Lucky Loser Bastl war nach 3:15 Stunden der Lucky Winner - als Nummer 145 der Welt, bisher erfolglos auf Gras. Nachdem sich Sampras im dritten Satz noch mit einem Brief seiner Frau aufbaute, den er beim Seitenwechsel las, und nach vier Sätzen die Tennis-Hierarchie fast wieder hergestellt war, vergab Sampras im fünften Durchgang seine Chancen. Den Breakball zum 5:3 wehrte Bastl mit einem Lob ab. Dafür schenkte er dem Schweizer anschließend seine Breakmöglichkeit zum 5:4, indem er dessen Return weit ins Aus schlug. Auch keine Gegenwehr mehr beim Matchball. Sampras' Vorhand ging ins Aus. Zuletzt war er 1991 in Wimbledon im zweiten Spiel gescheitert. "Es passierte alles so schnell. Ich hatte einen Breakball im fünften Satz, hab ihn nicht genutzt. Peng, schon war das Match zu Ende", reflektierte Sampras. Er weiß: "Es wird Zeit brauchen, das zu verarbeiten. Aber ich werde zurückkommen. Ich kann meine Karriere nicht mit so einem Spiel beenden. Ich fühle immer noch, dass ich einen Grand-Slam in mir habe", sagte er und wirkte hilflos. Und noch ein Wimbledon-Champion scheiterte gestern an einem Nobody. Andre Agassi (USA) verlor gegen Paradorn Srichaphan. Der Thailänder siegte unter den Augen von Agassis Frau Steffi Graf 6:4, 7:6, 6:2. Agassi: "Das war nicht mein Tag!" Auch der an zwei gesetzte US-Open-Gewinner Marat Safin (Russland) verlor: 2:6, 4:6, 6:3, 6:7 gegen Olivier Rochus (Belgien). Positives jedoch von deutscher Seite: Nicholas Kiefer steht in Runde drei nach seinem überzeugenden 7:5, 6:3, 6:0 über Fernando Gonzalez (Chile). "Ich habe konstanter und solider gespielt als in der Runde zuvor. Wenn ich noch 50 Prozent drauflege im nächsten Match ist alles möglich", sagte Kiefer selbstbewusst. Am Freitag wartet auf ihn Mark Philippoussis (Australien).