Athen. Für Jan Ullrich sind die Olympischen Spiele von Athen zum Debakel geworden. Vier Tage nach der verpassten Medaille im Straßenrennen ist der 30 Jahre alte Topfavorit auch im Einzelzeitfahren über 48 km regelrecht eingebrochen. Beim Triumph des US-Amerikaners Tyler Hamilton landete der T-Mobile-Profi mit 1:30 Minuten Rückstand abgeschlagen auf Platz sieben.

Wortlos und mit versteinerter Miene verließ Ullrich nach dem Desaster den Zielbereich, ehe er sich dem Fernsehen stellte: "Vielleicht hätte ich mir nach der Tour ein paar Tage Pause gönnen sollen, die anschließenden Weltcuprennen haben doch an den Kräften gezehrt."

Die 48 km auf der Küstenstraße südlich von Athen hatten den Olympiasieger von Sydney im Straßenrennen sichtlich mitgenommen. "Jan hat bis zum Ende gekämpft, aber er hat ebenso wie wir geglaubt, dass seine Form viel besser ist", meinte sein sportlicher Leiter Mario Kummer enttäuscht.

Dabei waren mit dem sechsmaligen Toursieger Lance Armstrong (USA) und dem wegen Dopings gesperrten und entthronten Weltmeister David Millar (Schottland) zwei ausgewiesene Experten im Kampf gegen die Uhr nicht einmal am Start.

"Die ersten Drei haben sich in den letzten Wochen erholt und in Ruhe vorbereitet, während ich mein volles Programm gefahren bin", suchte Ullrich nach Erklärungen. Im Gegensatz zu ihm präsentierte sich Hamilton fünf Wochen nach seinem verletzungsbedingten Ausscheiden bei der Tour de France auf den Punkt topfit. Der Tour-Vierte des Vorjahres drehte im zweiten Teil auf und ließ die Konkurrenz klar geschlagen hinter sich. Vier Jahre nach seinem Gold von Sydney holte der inzwischen 38-jährige Wjatscheslaw Jekimow (Russland) Silber vor Bobby Julich (USA). Michael Rich, der zweite deutsche Starter landete auf Rang fünf.

So blieb Ullrich am Ende nur der neuerliche Hinweis darauf, wenigstens die Tour de Suisse gewonnen zu haben. Und die Aussicht auf 1,4 Millionen Euro. Diese Summe darf der Velo-Millionär nach einem gerichtlichen Vergleichsvorschlag noch von seinem ehemaligen Rennstall Coast einfordern.

Wohl nur ein schwacher Trost für einen, der die Tour gewinnen und bei Olympia erneut nach Gold greifen wollte.