Skispringen: Am Wochenende starten die Skispringer in Finnland in die neue Flugsaison.

Hamburg. Zwei Jahre schien es, als hinge ihm die lila Kuh wie ein Klotz an den Skienden. Der einst gefeierte, viermalige Weltmeister Martin Schmitt hüpfte nur noch hinterher und konnte nicht ein einziges Weltcupspringen gewinnen. Rechtzeitig zum Start in die neue Flugsaison am Freitag im finnischen Kuusamo ist der 25-Jährige wieder aus der Versenkung aufgetaucht. Und sorgt gleich wieder für Wirbel. Denn von der Papierform her gehört Schmitt gar nicht mehr zur ersten Garnitur, ist nach seinen mäßigen Leistungen im Vorwinter in den B-Kader zurückgestuft worden.

Um allen Spekulationen vorzubeugen, sprach der neue Bundestrainer Wolfgang Steiert aber gleich ein Machtwort. Martin sei trotzdem sein "Chef im Team" und werde natürlich bei den Weltcupspringen am Ablauf stehen.

Schmitt nahm den Vertrauensvorschuss dankbar zur Kenntnis. Erstmals seit fast drei Jahren konnte er sich nach mehreren Knieoperationen ein halbes Jahr lang beschwerdefrei vorbereiten, habe dadurch "neuen Mut und neue Kraft getankt".

Und weil zu so einem Neuanfang irgendwie auch neues Material gehört, hat sich der Adler aus Hinterzarten eine völlig veränderte Ausrüstung zugelegt. "Ich springe weiter auf Rossignol, meine neuen Ski haben aber ein überarbeitetes Design und ein anderes Innenleben aus Carbon und Plastik", verriet der Kapitän. Über die genaue Komposition schwieg er sich zwar aus, ließ aber wissen, dass sich an der Länge von 2,64 m nichts geändert habe.

Neu sind auch die Helme von KED mit extrem dünnen Brillen, die "garantiert nicht beschlagen sollen". Der Anzug sei wesentlich enger und körperbetonter geschnitten als früher und wiege etwa 1,4 kg, während die Schuhe sogar um 300 Gramm leichter seien, als ihre Vorgänger.

Zum Start in den neuen Karriereabschnitt gehören aber nicht nur die Beförderung zum Kapitän und das modifizierte Outfit, sondern auch Patricia, seine Freundin. Diese Liebe habe seiner Beliebtheit, besonders unter den zahlreichen weiblichen Fans, aber keinen Abbruch getan. "Ich erhalte täglich immer noch zwischen 50 und 100 Briefen", berichtet Schmitt.

Gemeinsam mit Sven Hannawald soll der gereifte Schmitt die deutschen Adler nach dem vergangenen Seuchenwinter schnell wieder in die Weltspitze zurückführen. "Martin hat die fantastische Fähigkeit, Vergangenes schnell abzuhaken und sich neu zu konzentrieren", lobt Steiert die Vorzüge seines neuen Vorfliegers. "Er ist ein sehr intelligentes Kerlchen und äußerst flexibel."

Gefordert ist Steiert auch beim sensiblen Sven Hannawald. Dem hatte der Vorwurf, "Königsmörder" bei der Demission des abgelösten Bundestrainers Reinhard Heß gewesen zu sein, arg zugesetzt. "Das hat mich schwer belastet, doch jetzt müssen wir nach vorn schauen." Denn mit dem gemeinsamen Erfolg werden die alten Wunden schneller vernarben.