Menschlich gesehen

Wenn die deutschen Adler um Überflieger Sven Hannawald am Wochenende im finnischen Kuusamo in die neue Saison starten, wird es auch für Wolfgang S t e i e r t ernst. Nach zehn Jahren als "Co" von Skisprung-Bundestrainer Reinhard Heß ist der 40-Jährige aus Hinterzarten nun erstmals selbst der Chef.

Der Machtwechsel ging nicht ohne Turbulenzen ab. Steiert habe hinter den Kulissen die Strippen gezogen, heißt es, von einer Schlammschlacht war die Rede. "Ich bin kein Charakterschwein, war immer loyal", verteidigte sich der gelernte Klempner, der aus seinen ehrgeizigen Ambitionen aber nie einen Hehl gemacht hatte.

Nun steht der akribische Arbeiter und notorische Frühaufsteher (6.30 Uhr) in der Pflicht. Und weiß: Statt des "großen Bruders und Kumpeltypen" ist er jetzt auch als Erzieher und Diplomat gefragt. Deshalb hat sich der passionierte Fußballer und Tänzer, der Siege seiner Zöglinge schon mal mit einem Salto von der Trainerrampe feiert, mit einem Strafenkatalog gleich Respekt verschafft. Und zwei Springer aus dem Team geworfen, weil sie den Zapfenstreich verpassten und nicht auf ihr Gewicht achteten.

Vor einigen Tagen trennte sich der Vater zweier Töchter nach 13 Jahren auch von seiner Ehefrau Carmen, zog in die separate Wohnung des gemeinsam gebauten Holzhauses. Der berufliche Höhenflug fordert offenbar seinen Tribut.