Sport, klagt Michael Stich (40), hat in unserer Gesellschaft immer noch nicht jenen Stellenwert, der seiner sozialen und wirtschaftlichen Bedeutung angemessen wäre. Diese Missachtung erlebt er gerade aufs Neue in seiner Funktion als Turnierdirektor des Tennisturniers am Rothenbaum. Die Stadt Hamburg verweigert der Traditionsveranstaltung (seit 1892) bislang eine angemessene Unterstützung. Sie wäre dem Überleben dienlich.

Es ist gerade diese Tradition, die den Wimbledonsieger von 1991 treibt, das Turnier zu retten. Stich, der als kleiner Junge durch ein Loch im Zaun auf die Anlage kroch, gewann es 1993 als bisher letzter Deutscher. "Wenn wir nicht beweisen, dass wir das Bestehende bewahren wollen, wird es uns auch schwerfallen, neue Veranstaltungen nach Hamburg zu holen." Das Konzept der Sportstadt Hamburg nennt er deshalb "nicht schlüssig". Seine wirtschaftliche Unabhängigkeit erlaubt es ihm, Dinge klarer auszusprechen, als es sich viele Gleichgesinnte trauen.

Stich, er lebt in zweiter Ehe mit Alexandra Rikowski im Hamburger Stadtteil Poppenbüttel, wurde nicht nur im Sport hoch dekoriert. Das Bundesverdienstkreuz erhielt er für seinen Einsatz für HIV-infizierte Kinder. Seine 1994 gegründete Stiftung will nicht nur helfen, sondern auch aufklären. Dass Stichs Stimme immer öfter gehört wird, haben die vergessenen Kranken dem Sport zu verdanken.