Zum ersten Mal seit 45 Jahren gelang es einem deutschen Duo, seinen Weltmeisterschafts-Titel zu verteidigen. Bilder ihres Sieges. Bilder von tragischen Stürzen.

Los Angeles. Die alten und neuen Paarlauf-Weltmeister fielen sich glückstrahlend in die Arme, Trainer Ingo Steuer weinte sogar und Vorbild Hans-Jürgen Bäumler war entzückt. "Aljona und Robin verkörpern einen völlig neuen Stil des Schwebens über das Eis", lobte der 67-Jährige einstige "Eisprinz" die magische Gala von Savchenko/Szolkowy bei den Titelkämpfen in Los Angeles. Zumindest sportlich zogen die beiden Chemnitzer gleich mit dem deutschen Traumpaar Kilius/Bäumler, das 1963 und 1964 ebenfalls zweimal WM-Gold gewann.

Zünftiges Feiern allerdings ist für die sechsmaligen deutschen Meister immer noch eine größere Herausforderung als jede WM-Kür. "Eigentlich beginnt morgen schon die neue Saison", meinte Savchenko abwehrend, und Stoiker Szolkowy setzte da noch einen drauf: "Ich gehe erst mal schön unter die Dusche." Damit fingen sie sich prompt einen milden Tadel von Doppel-Olympiasiegerin Katarina Witt ein: "Feiern müssen sie wohl noch lernen." Es reichte nur zu einem Glas Sekt im Mannschaftshotel.

Der sonst so hartgesottene Steuer war aber nicht der einzige unter den 12 000 Menschen im Staples Center, der seine Emotionen kaum kontrollieren konnte. Der umstrittene Coach ballte immer wieder die Fäuste, riss die Arme in die Höhe und in seinen Augen schimmerte es tatsächlich feucht: "Es war eine fantastische Kür und eine Super-Super-Leistung. Ich bin so stolz auf die Beiden!" Und gestattete ihnen prompt am Donnerstag einen Ausflug samt Fotosession an den Strand von Venice Beach.

Seine Schützlinge hatten es sich verdient, denn von einem kleinen Ausrutscher Szolkowys bei einer Kreisschrittfolge abgesehen interpretierte das Duo seine Kürmusik "Schindlers Liste" so brillant, dass Witt hingerissen war: "Sie sind in ihrer eigenen Liga und das bei einer Weltmeisterschaft, das ist unglaublich."

In der Tat war die Überlegenheit der beiden Sachsen kaum zu fassen. 203,48 Punkte sammelten Savchenko/Szolkowy, mit deutlichem Rückstand gingen Silber und Bronze an die beiden Chinesen Zhang Dan und Zhang Hao (186,52) sowie Yuko Kavaguti und Alexander Smirnow aus Russland (186,39). Dass die Steuer-Schützlinge den inoffiziellen Weltrekord der Ex-Weltmeister Shen Xue und Zhao Hongbo (206,54) knacken, ist nur noch eine Frage der Zeit.

Nicht einmal die sonst so überkritische Savchenko konnte diesmal ein Haar in der Suppe finden. "Es war einfach ein Genuss", schwärmte die gebürtige Ukrainerin, die die Favoritenrolle für Olympia 2010 in Vancouver gerne annahm: "Wir bereiten uns auf jeden Wettbewerb gleich vor, wir wollen immer unser Bestes geben." Und auch ihr Partner geht gelassen in den olympischen Winter: "Wir sind Typen, die unter Belastung nicht zerbrechen."

Dass sich das Eispaar selbst gegen größte Widerstände behaupten konnte, bewies es mehrfach. Belastend war vor allem der über zwei Jahre wütende und die Eiskunstläufer stark belastende Streit zwischen der Deutschen Eislauf-Union (DEU) und ihrem Trainer Ingo Steuer, der sich 2006 sogar zu den Olympischen Spielen nach Turin klagen musste. Weil dieser seine einstige Arbeit als Inoffizieller Mitarbeiter für die Stasi verschwiegen hatte, wurde er zudem nicht mehr aus öffentlichen Zuwendungen finanziert.

Erst im Dezember einigten sich beide Parteien auf einen Vergleich. Steuer verzichtete auf seine Forderungen, im Gegenzug versprach ihm die DEU, ihm und seinen Läufern bis Olympia 2010 Sponsoren zu besorgen, die 250 000 Euro zahlen.

Ein ehrgeiziges Ziel, auch weil das Eiskunstlaufen in der Gunst der Fernsehzuschauer stark gesunken ist. Dass Savchenko/Szolkowy nach drei Europameisterschaften (2007-09) nun auch zweimalig die Weltmeisterschaften gewinnen konnten, wird an diesem Umstand kaum etwas ändern. Trotzdem trainieren sie zu hart und häufig in der Chemnitzer Eissporthalle am Küchwald.