Zum Siegen verdammt, das klingt so martialisch. Also sagt BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen lieber: “Wir haben den Anspruch, uns im Verhältnis...

Valencia. Zum Siegen verdammt, das klingt so martialisch. Also sagt BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen lieber: "Wir haben den Anspruch, uns im Verhältnis zur Konkurrenz zu steigern." Konkreter wird das, wenn man im Vierjahresplan des Münchner Konzerns blättert, in dem für 2009 die Mitfahrt um den Titel Pflicht ist. Theissen weiß, dass dem bisherigen WM-Dritten BMW-Sauber nur die Attacke hilft: "Warum sollen wir nicht auch das letzte und das schwierigste Ziel erreichen?" Die erste Antwort muss er nach dem Roll-Out des neuen Dienstwagens von Nick Heidfeld und Robert Kubica in dieser Woche auf der spanischen Rennstrecke Ricardo Tormo suchen. Die Wahrheit liegt nicht in Präsentations-Ansagen, sie liegt auf dem Asphalt. Im Schatten, kurz vor der Ziellinie des Autodroms, wird der F1.09 enthüllt. Die Rennwagen-Generation 2009 ist komplett anders. Vorne breit, dann eine hohe Nase, am Heck wird ein Flügelkasten geschultert, unter der Hülle steckt KERS, das System zur Rückgewinnung von Bremsenergie. Die Aerodynamik bestimmt über die Ästhetik.

Dass der erste Auftritt des neuen BMW keine große Überraschung ist, liegt daran, dass das deutsch-schweizerische Team als einziger Rennstall schon im Winter ein Übergangsauto eingesetzt hat. Mit diesem Erfahrungsschatz versucht man von Saisonanbeginn an (29. März) die Schnauze vorn zu haben.

Auffällig am neuen F1.09 ist seine sprichwörtliche Weißheit - kurz vor der Präsentation zog sich die Schweizer Hausbank Credit Suisse als Sponsor zurück. Über dem Motor und an den Frontflügel bleiben Werbeflächen frei. Trotz des Verlustes von geschätzten 15 Millionen Euro Einnahmen spricht Theissen davon, dass der Saisonetat "absolut" gesichert ist. Er rechnet vor, dass die Saison 2009 günstiger wird, dazu habe man selbst in der Aufbauphase der letzten drei Jahre die Budgets um ein Drittel reduziert. Der Manager sieht sich damit gerüstet für die anvisierte Etatregulierung.

BMW-Sauber versucht Ratio und Effizienz weiterhin als Stärken einzusetzen, verspürt aber auch den Zwang, stärker zu attackieren. Einen Leistungsabfall wie 2008, als man die WM-Führung schnell wieder abgeben musste, darf sich keiner leisten. Robert Kubica, WM-Vierter im Vorjahr, wünscht sich: "Dass wir zu Saisonbeginn so stark wie letztes Jahr sind, und dieses Niveau bis zum Finale halten können." Kollege Nick Heidfeld (WM-Platz sechs) hofft auf eine Verschiebung der Kraftverhältnisse. Der Gladbacher sieht in der durch die Aerodynamik und die Slick-Reifen bedingten radikalen Änderung des Fahrstils seine Chance. Das eigene Ziel nach 152 Starts ohne einen Grand-Prix-Erfolg setzt er mit auf seine Erfolgsrechnung: "Ein Sieg für mich wäre wichtig. Aber das große Ziel ist nicht ein Sieg, sondern der Titel."

Die Stimmung in Valencia pendelt zwischen Ratio, Hoffnung und Angriff. 2008 war BMW-Sauber das zuverlässigste Team von allen. Nicht unbedingt der schlechteste Ansatz in so ungewissen Zeiten. Die Kraft der Bescheidenheit.