Der deutsche Mittelstrecken-Läufer René Herms (26) ist tot. Der 800-Meter-Spezialist starb in seiner Wohnung in Lohmen bei Pirna. Die Umstände sind bisher noch ungeklärt; nun ermittelt die Polizei. Bilder aus dem Leben von René Herms.

Das Umfeld des fünfmaligen deutschen Meisters bestätigte einen Bericht der "Bild am Sonntag". Herms' Leiche sei am Samstagvormittag gefunden worden, wie Bernd Kopke von der Polizeidirektion Oberes Elbtal/Osterzgebirge mitteilte. "Wir haben die Ermittlungen aufgenommen. Es weißt nichts auf Fremdverschulden, Suizid oder ein Verbrechen hin", sagte Kopke. Die Todesursache sei noch unklar. Eine Obduktion der Leiche ist wahrscheinlich.

Herms, der bei den Olympischen Spielen 2004 im Halbfinale stand, spielte zunächst Handball, ehe er 1997 zur Leichtathletik kam. Sein erster Trainer bei der LSV Pirna war Klaus Müller. Vom Sprint wechselte Herms über die 400 Meter auf die 800-Meter-Distanz, auf der er 2001 auf Anhieb Deutscher Meister und Jugend-Europameister wurde. National dominierte er die 800-Meter-Strecke von 2001 bis 2006 und war über diese Distanz von 2002 bis 2007 auch Deutscher Hallenmeister. Seit dem 1. Januar 2007 startete Herms für die LG Braunschweig.

Herms machte sich in der Szene mit couragierten Läufen und beeindruckenden Spurts auf der Zielgeraden einen Namen. Seine Begeisterung für das Laufen wurde durch den Überraschungs-Olympiasieg von Nils Schumann 2000 in Sydney besonders angefacht. "Das hat mich schon beeindruckt", hatte Herms damals gesagt.

Seinen ersten nennenswerten internationalen Erfolg feierte Herms mit dem Sieg bei der U20-Europameisterschaft 2001 in Grosseto, wo er die Junioren-EM-Zeit Schumanns von 1997 um mehr als vier Sekunden unterbot. Ein Jahr später besiegte er den Olympiasieger im direkten Duell: Bei der Deutschen Meisterschaft in Wattenscheid verteidigte der Pirnaer seinen Titel aus dem Vorjahr, als er in Abwesenheit Schumanns gewonnen hatte.

Für den Hamburger Sportmediziner Klaus-Michael Braumann deuten alle Indizien auf eine Herzmuskelentzündung als Todesursache hin. "Wenn es stimmt, dass kurz zuvor noch ein Infekt vorlag, wäre das die nächstliegende Erklärung", sagte der Leiter des Instituts für Sport- und Bewegungsmedizin an der Universität Hamburg dem Abendblatt.

In seltenen Fällen könnten etwa Grippeviren unter Belastung auf den Herzmuskel übergreifen, gefährliche Herzrhythmusstörungen und schlimmstenfalls der plötzliche Herztod seien mögliche Folgen. Eine Verdickung der Herzscheidewand ist laut Braumann dagegen auszuschließen. Eine solche wäre zweifelsfrei bei einer Ultraschalluntersuchung des Herzens feststellbar gewesen, wie sie im deutschen Hochleistungssport üblich oder sogar zwingend vorgeschrieben sei.

Braumann, der selbst einen Bekannten infolge einer Myokarditis verloren hat, rät deshalb allen Hobby- und Profisportlern nachdrücklich, mit Erkältungen sorgsam umzugehen: "Bei Fieber gilt die Devise: No Sports." Bereits ab 37 Grad Temperatur könne eine körperliche Belastung gesundheitsgefährdend sein. Man solle am besten ein paar Tage fieberfrei sein, bevor man sich wieder sportlich betätige.