HSV-Trainer Martin Jol reist wegen der akuten Personalnot nur mit 17 Profis zum ersten echten K. o.-Spiel nach Istanbul. Der Türke Tunay Torun hofft auf einen Einsatz gegen seine Freunde.

Hamburg. Natürlich kann er der Situation etwas Positives abgewinnen. Nur 17 Profis (Amateur Kai-Fabian Schulz wurde nachnominiert) reisen mit nach Istanbul - aber er ist einer davon. Vor dem Uefa-Cup-Rückspiel bei Galatasaray Istanbul haben sich die Chancen auf einen Einsatz - ausgerechnet in seiner Heimat - noch mal deutlich erhöht. "Ich denke nur darüber nach, wie wir weiterkommen", sagt HSV-Sturmtalent Tunay Torun, "aber ein gewisser Nervenkitzel ist schon da vor diesem Spiel."

Für den Deutschtürken ist es ein besonderes Spiel. Immerhin spielt Torun seit seiner Jugendzeit, die er in Hamburg verbrachte, für sein Heimatland, absolvierte bislang zwei U-21-Partien und muss nach dem Schalke-Spiel am Sonntag wieder nach Istanbul, um dort mit der Türkei gegen Dänemark anzutreten. Vor dem Hinspiel war Torun schon ein gefragter Mann und bekam nach eigener Aussage das erste Mal ein Gefühl dafür, "wie sich die Großen Tag für Tag fühlen".

Einige der vermeintlich Großen müssen nun in Hamburg bleiben - die große Chance für den kleinen Türken. Ein Tor, vielleicht noch das entscheidende - das Rückspiel im Hexenkessel Ali-Sami-Yen-Stadion liefert Anlass für Träumereien. Ob er sich als HSV-Spieler in einer moralischen Zwickmühle sieht? "Nein", sagt Torun, "die Fans dort wären nie sauer auf mich, sondern auf die entstandene Situation. Auf mich wären sie eher stolz, weil ich es als Türke in einer großen Mannschaft geschafft hätte." Dass es bis dahin noch ein weiter Weg wird, weiß Torun. "Vielleicht verwirklicht sich auch nichts davon", so der bescheidene Angreifer, "Hauptsache ist, wir kommen eine Runde weiter."

Und das wird schwer. Ivica Olic nennt das Spiel zwar "unser Finale", aber Mickael Tavares und Albert Streit sind international nicht spielberechtigt. Und so reisen nur 17 "gesunde" Spieler mit in die Türkei. Davon sind mit Michael Gravgaard und Piotr Trochowski zwei Spieler weiter angeschlagen und somit fraglich. "Ich hoffe, drücke die Daumen", sagt Gravgaard, dem Adduktorenprobleme zu schaffen machen. Nicht wirklich optimistischer äußert sich Trochowski, der an einer Innenbanddehnung im rechten Knie leidet. "Wir müssen abwarten, wie sich die Schmerzen äußern. Bislang entwickelt es sich täglich besser", so der Mittelfeldspieler, der gestern zumindest wieder im Kraftraum und auf dem Fahrrad trainieren konnte. "Und wenn es nicht geht, springen eben die anderen ein und richten es." Ein Satz, den Torun zu gern auf sich münzen und umsetzen würde. Auch, um einmal ein so Großer zu werden, wie es der zehn Zentimeter kleinere Trochowski schon ist.