Das Unentschieden im Heimspiel gegen Galatasaray Istanbul war für den HSV eher enttäuschend, zumal die Hamburger in der Partie lange Zeit in Überzahl gespielt hatten. David Jarolim macht den Anhängern dennoch Mut, dass sein Team ins Viertelfinale einziehen kann. Bilder zum Spiel. Bilder von der Stimmung im Stadion.

Abendblatt:

Herr Jarolim, wie bewerten Sie dieses 1:1-Unentschieden?

David Jarolim:

Für mich ist das absolut eine gefühlte Niederlage. Dieses Achtelfinal-Hinspiel hätten wir nicht nur gewinnen können, sondern ganz klar gewinnen müssen.



Abendblatt:

Ist das die Fortsetzung eines negativen Trends in den letzten Wochen?

Jarolim:

Nein. Ich glaube, dass dort einige Leute zu viel Negatives hineininterpretiert haben. Nach der Niederlage im Bundesligaspiel bei Borussia Mönchengladbach wurde doch alles viel schlechter gemacht als es in Wirklichkeit ist. Ich habe bei uns jedenfalls bis heute keine Krise gesehen.



Abendblatt:

Trotz der schwachen ersten Halbzeit?

Jarolim:

Ich lege das Augenmerk bei meiner Analyse mehr auf die zweite Halbzeit. Denn da hatten wir drei, vier riesige Chancen, von denen wir mindestens noch eine machen müssen. Und selbst in der ersten Hälfte hatten wir eine Hundertprozentige. Umso bitterer ist das Gegentor. Schließlich ist Galatasaray Istanbul doch nur nach Eckbällen gefährlich gewesen. Man muss es klar feststellen: Wir haben uns hier heute selbst geschlagen.



Abendblatt:

Wodurch die Ausgangssituation vor dem Rückspiel am Donnerstag in Istanbul alles andere als günstig ist.

Jarolim:

Warum? Wir haben doch gesehen, dass Galatasaray Probleme bekommt, wenn wir den Gegner unter Druck setzen. Wir müssen dort mutig, und aktiv sicherlich aber auch kompakt auftreten. Wir sind, das habe ich auch heute wieder gesehen, immer in der Lage, ein Tor zu machen. Und bei allem Respekt: Galatasaray ist ganz sicher spielstark - aber längst keine Übermannschaft.



Abendblatt:

Aber auf jeden Fall ein Team mit frenetischen Fans. Und das nicht nur in Istanbul...

Jarolim:

Unfassbar. Wie kann es sein, dass so viele Türken hier in Hamburg in der Nordbank-Arena sind? Das wirkte, als hätten die die Hälfte unseres Stadions in ihrer Hand. Das war wirklich unglaublich!



Abendblatt:

Aber es blieb friedlich auf den Rängen. Auf dem Platz hingegen wirkte es mitunter sehr nicklig. War es nach Ihrer Meinung ein unfaires Spiel? Wie war es auf dem Platz?

Jarolim:

Nein, nicht mehr als bei anderen Spielen auch. Jede Nation hat eben so ihre Eigenart. Und die Türken kenne ich ja schon von einigen internationalen Turnieren. Die sind eben sehr spielstark, provozieren gern und fallen sehr schnell. Nicht nur ich empfinde das als sehr unangenehm. Aber genau das werden wir auch sein - beim Rückspiel in Istanbul.



Abendblatt:

War es für Sie das von vielen erwartete Fest der Kulturen?

Jarolim:

Keine Ahnung. Wenn, dann nur für die Fans, was mich auch sicherlich freuen würde. Aber für mich persönlich gibt es im Fußball keine Freundschaft. Ich bin ein Spieler, kein Zuschauer. Auf dem Platz zählt nur der Kampf.