Politiker aller Parteien betrachten den neuen Fernsehvertrag und das darin enthaltene frühe Sonntagsspiel als familien- und amateurfußballfeindlich. DFL-Geschäftsführer Seifert verteidigt die Entscheidung.

Berlin. Die Politik ist dem Amateurfußball im Kampf gegen das neue Bundesliga-Sonntagsspiel um 15.30 Uhr zur Seite gesprungen. Deutsche Fußball Liga (DFL) und Deutscher Fußball-Bund (DFB) mussten in einer hochemotionalen Sitzung des Sportausschusses des Deutschen Bundestages in Berlin massive Kritik wegen der Einführung des frühen Sonntagsspiels einstecken. Bereits am Wochenende hatte es deswegen in Gelsenkirchen Demonstrationen gegeben.

"Es brennt im Amateurfußball: von Kiel bis Burghausen. Die Amateurvereine fühlen sich völlig an die Wand gedrückt. Was der neue Fernsehvertrag vorsieht, schlägt dem Fass den Boden aus", sagte der stellvertretende Ausschussvorsitzende Peter Rauen, einst Präsident des FSV Salmrohr und von Eintracht Trier. "Wohin soll der Amateurfußball noch ausweichen? Das ist Vernichtung ehrenamtlicher Tätigkeit", meinte der CDU-Politiker und sprach von einem "Flächenbrand".

"Die Position von Peter Rauen wird hier sehr geteilt", sagte der Ausschussvorsitzende Peter Danckert (SPD) und monierte die fehlende Verhältnismäßigkeit der Gehälter von Fußball-Profis, die aus seiner Sicht überhaupt erst dazu führt, dass hohe Summen durch TV-Vermarktung eingenommen werden müssen.

Von einer Überdosis Fußball sprach Winfried Hermann von den Grünen. "Ich denke, es kann weder im Interesse von DFB noch von DFL sein, dass ein medialer Overkill mit schlechtem Fußball produziert wird." Der neue Spielplan sei "Amateur- und familienfeindlich", erklärte der FDP-Abgeordnete Joachim Günther.

Reiner Grundmann, Sprecher der Amateurvereine und Vorsitzender des Kreisligisten SC Schaffrath, bezeichnete das neue Sonntagsspiel als "Totengräber für den Amateurfußball in Deutschland". "Wir befürchten ein Massensterben der kleinen Vereine. Wir haben das klare Ziel, dass am Sonntag kein Bundesliga-Spiel vor 17.30 Uhr stattfinden soll", sagte Grundmann. Durch die Partie um 15.30 Uhr gäbe es weniger Eintrittgeld, weniger Umsatz mit Bier und Bratwurst, aber das Schlimmste sei: "Uns werden auch die Spieler ausgehen, denn wir liegen knapp vier Kilometer von der Schalke-Arena entfernt und ein Großteil bei uns hat eine Jahreskarte bei Schalke."

Der heftig attackierte DFL-Geschäftsführer Christian Seifert versuchte die neue Regelung zu verteidigen. "Die DFL war nach der Kartellamtsentscheidung gezwungen, fünf Anstoßzeiten in der Bundesliga festzulegen. Das war im Sirius-Vertrag nicht vorgesehen. Aber es gibt halt einen eingeschränkten Wettbewerb im Free-TV-Bereich."

Laut DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach habe es keine Alternative zu dem vorgesehenen Modell für die neue Spielzeit gegeben: "Wir werden so wenig Sonntagsspiele wie noch nie seit 1996 haben."