Melanie Lierka und Martyna Trajdos kämpfen morgen in der Sporthalle Hamburg um Punkte für Olympia 2012.

Hamburg. Sie zupfen sich ihre Jacken in Form und prüfen noch einmal den Sitz ihrer Frisuren. Dann erst drehen sich die zierlichen Judoka Melanie Lierka und Martyna Trajdos lächelnd zum Fotografen und posieren in der Trainingshalle des TH Eilbeck vor der Kamera. "Man will ja auf den Bildern gut aussehen", sagt Lierka und grinst.

Die 22 Jahre alte Studentin, die an der Sporthochschule in Köln Biologie und Sport auf Lehramt studiert, wird morgen mit Trajdos beim Otto-Grand-Prix antreten. Der in der Sporthalle Hamburg ausgetragene Wettkampf zählt zu den Top-Events auf dem Weg zu den diesjährigen Europa- und Weltmeisterschaften. "Dort wollen wir antreten, das ist unser Ziel", sagt die in der Klasse bis 52 Kilogramm startende Athletin.

Die in Jena geborene Judoka, die nach dem Mauerfall 1989 mit ihrer Familie nach Grande in Schleswig-Holstein zog, ist seit Jahren fester Bestandteil der Nationalmannschaft und hat in ihrer jungen Karriere schon fast die ganze Welt bereist. Doch Deutschland ist Lierkas Heimat. Und Grande, der Ort, in dem sie aufwuchs, ihr Zufluchtsort.

Die Familie war es, die Melanie Lierka auffing, als sie sich vor drei Jahren einen Kreuzbandriss zuzog. "Es ist im Training passiert", erzählt das Energiebündel, und das fröhliche Lächeln verschwindet hinter einer ernsten Miene. Man spürt, wie viel Kraft und Ausdauer es die junge Frau gekostet haben muss, wieder Anschluss an die Weltspitze zu knüpfen. Doch sie hat es geschafft. Weil sie eine Kämpfernatur ist. Und weil blaue Flecken ihr genauso wenig anhaben können wie die Schmerzen im Zweikampf. "Beim Judo muss man zupacken können. Wer zögert, verliert", sagt Lierka.

Das weiß auch Martyna Trajdos vom Harburger Turnerbund. Die Wahl-Kölnerin, die erst im Alter von zwölf Jahren mit Judo begonnen hatte, wird in der Gewichtsklasse bis 63 Kilogramm antreten. "Ich freue mich seit Monaten auf das Turnier", gesteht sie strahlend. Die Aufregung werde steigen, wenn sie am Abend zu Bett gehe, glaubt die 19-Jährige. Dann nämlich verbleiben nur noch wenige Stunden bis zum großen Auftritt in der Sporthalle Hamburg. Die Frage, welchen Platz sie sich im Wettbewerb zutraue, will die in Polen geborene Sportlerin allerdings nicht konkret beantworten. "Alles ist möglich. Oder auch nichts", sagt sie und verweist auf das neue Wettkampfsystem (siehe Infokasten), das keine Patzer mehr erlaubt.

Nach dem Abitur 2008 hat sich Martyna Trajdos für den Eintritt in die Sportfördergruppe der Bundeswehr entschieden. Im nächsten Jahr möchte die Dritte der deutschen Meisterschaften ein Sportstudium beginnen und das Kasernenleben für ein WG-Leben eintauschen. Doch auch dies wird kaum Zeit für Freunde und Hobbies bereithalten. Dessen ist sich Trajdos bewusst. Überglücklich schätzt sie sich deshalb auch, in dem französischen Judokämpfer Florian Malitourne einen Partner gefunden zu haben, der Verständnis für ihren straffen Zeitplan hat.

Auch Lierka, die für JT Hamburg in der Bundesliga kämpft, lebt eine Liebe auf Distanz, ist mit dem belgischen Judokämpfer Jean Docquier liiert. 120 Kilometer trennen sie von ihrem Freund. Doch schon am Sonntag gibt es ein Wiedersehen. Docquier wird zum Trainingslager in Hamburg erwartet. Vielleicht schließt Lierka ihn dann als Siegerin des Otto-Grand-Prix 2009 in die Arme. Ganz sicher aber werden Jacke und Haare akkurat gezupft und frisiert sein.