Der WM-Debütant aus dem Harz glänzte mit der besten Laufzeit aller männlichen Teilnehmer. Frankreich siegte vor Schweden.

Pyeongchang. Ein Finale wie im Western, drei Männer bei der alles entscheidenden Schießeinlage. "Jawohl, es kommt zum Shoot-out", plärrt die Stimme des Stadionsprechers aufgeregt auf Deutsch aus dem Lautsprecher. Der Franzose Simon Fourcade muss zweimal nachladen, auch Carl Johan Bergman aus Schweden greift zu zwei Ersatzpatronen. Und was macht Michael Greis? Der dreimalige Olympiasieger aus Deutschland will es "irgendwie zu genau machen", oder ihm "fehlt das Quäntchen Glück" - er weiß es selbst nicht so genau.

Drei Fehlschüsse sind einer zuviel. Das Nachladen kostet Zeit, den Rückstand von 16 Sekunden vor der letzten Runde kann er trotz aufopferungsvoller Schlussjagd nicht mehr aufholen. Am Ende einer dramatischen Mixedstaffel jubeln je zwei französische Frauen und Männer, der zweitplatzierte Schwede Bergman liegt minutenlang auf einer Gummimatte im Zielraum, um sich von den Strapazen zu erholen. Bronzemann Greis wird von seinen Kollegen Arnd Peiffer, Andrea Henkel und Simone Hauswald in die Arme geschlossen. "Das war Werbung für den Biathlon", schwärmte Alfons Hörmann, der Präsident des Deutschen Skiverbandes.

Die Mixedstaffel ist im zweiten Jahr nach ihrer Einführung in der Szene voll akzeptiert. "Die Athleten hängen sich voll rein, der Wettbewerb gibt dem Biathlon neue Würze", jauchzte Wolfgang Pichler, Schwedens Nationaltrainer. Der enorm gestiegene Stellenwert ist an der Besetzung der Staffeln abzulesen. "Da war fast überall die erste Garde am Start." Was vergangenes Jahr bei der Einführung und dem Sieg des deutschen Quartetts in Östersund (Schweden) noch als Experimentierfeld und Bewährungschance für Reservisten angesehen wurde, hat an Prestige gewonnen. Die Russen boten in Olga Saizewa und Maxim Tschudow ihre Medaillengewinner dieser Weltmeisterschaften auf, Norwegen ebenso: Ole Einar Björndalen und Lars Berger. Auch die deutschen Cheftrainer Frank Ullrich und Uwe Müssiggang hätten gern noch ein stärkeres Aufgebot benannt, aber der Einsatz von Magdalena Neuner war wegen einer Erkältung unmöglich. Die sechsfache Weltmeisterin hofft, in der Staffel am Sonnabend wieder mitwirken zu können.

"Es war ein toller Wettbewerb", bilanzierte der erschöpfte Greis. Doch bezeichnend ist, dass nicht der 32 Jahre alte Routinier als Schlussläufer, sondern Nachwuchsmann Peiffer die Akzente im gemischten Doppel gesetzt hatte. Der 21-Jährige aus Clausthal-Zellerfeld hatte von Hauswald einen Rückstand von 47,5 Sekunden auf die führenden Franzosen übernommen und schrumpfte ihn bis zum nächsten Wechsel auf 4,5 Sekunden. Peiffer, der erst Anfang Januar in Oberhof sein Weltcupdebüt gegeben hatte, raste mit Bestzeit aller männlichen Athleten über den Schnee, als hätte er einen Hilfsmotor dabei, und behielt auch vor den schwarzen Scheiben die Nerven. "Das Schießen fliegt mir nicht so zu, das musste ich mir hart erarbeiten." Die Arbeit hat sich gelohnt.