Das Duell mit dem Erzrivalen ist für die Gelsenkirchener in jedeer Hinsicht ein Schlüsselspiel. Die Fan-Rivalität in Bildern.

Gelsenkirchen/Dortmund. Frank Wilmes leitet eine Kommunikationsagentur, die den FC Schalke 04 berät. Vor drei Jahren schrieb er ein Buch mit dem Titel: "Krisen-PR - Alles eine Frage der Taktik." Im Untertitel werden "die besten Tricks für eine wirksame Offensive" versprochen. Der FC Schalke hatte nach der Derbyniederlage beim VfL Bochum und vor dem Revierderby heute (20.30 Uhr, live auf Premiere) gegen Borussia Dortmund erhöhten Beratungsbedarf. Besonders Manager Andreas Müller, der nach den Anfeindungen der Fans und harscher Kritik in den Medien defensiv, beinahe schon destruktiv, agiert hatte. Er schwieg, ließ sich nur auf der eigenen Internetseite zitieren.

Wilmes, so ist zu hören, habe Müller beim Übergang in die Offensive zu einem exklusiven Interview in der Tageszeitung "Die Welt" geraten, für die der PR-Profi früher selbst schrieb. Zu blöd, dass der Manager auch mit dem Boulevardblatt "Express" sprach, das dann auch noch schneller veröffentlichte. Dieses Interview hatte Müller angeblich auf Anraten der Vereinsführung gegeben. Der FC Schalke steckt in einer Kommunikationskrise, aber das ist das geringere Problem des Vereins.

Alarmierend ist die sportliche Situation. Die zweitteuerste Mannschaft der Bundesliga belegt nur den neunten Platz, sie scheiterte kläglich in der Qualifikation zur Champions League und dem Uefa-Pokal. Seit Wochen bringt die Vereinsführung den Anhängern schonend bei, dass abgespeckt werden muss, sowohl bei den Kosten als auch den Erwartungen. Sollte der Verein in der kommenden Saison keine Einnahmen aus internationalen Wettbewerben erzielen, würde vielleicht sogar radikal umgebaut. Derzeit beträgt der Rückstand auf den fünften Platz sechs Punkte, bis zum dritten Platz sind es neun.

Das Derby ist ein Schlüsselspiel für den FC Schalke, in jeder Hinsicht. "Der Gegner sieht die Chance, alle Diskussionen mit einem Schlag zu beenden", sagte der Dortmunder Trainer Jürgen Klopp, "es ist das ultimative Spiel." Für seinen Kollegen Fred Rutten könnte dies sogar im Wortsinn gelten. "Dieses Derby ist brisant, auch für mich und den Manager", sagte der Niederländer zur derzeitigen Situation.

Trotz gegenteiliger Äußerungen von Präsident Josef Schnusenberg nimmt im Fall einer Niederlage gegen den BVB kaum jemand an, dass Rutten und Müller in der kommenden Saison noch in den gleichen Positionen auf Schalke arbeiten werden. Das Prekäre ist, dass selbst der Kredit eines Derbysieges schon wieder aufgebraucht wäre, wenn anschließend in Frankfurt kein weiterer Erfolg gelänge. Rutten und Müller sind die Getriebenen, weil sie an ihren eigenen Ansprüchen gescheitert sind. Der Fußball sollte attraktiver werden als unter Vorgänger Mirko Slomka, dessen einfach strukturiertes Spiel viele Anhänger heute liebend gern sehen würden, wenn es den gleichen Erfolg brächte. Taktisch ist der Niederländer wenig flexibel. In Bochum sorgte er mit seinem Plan, Gerald Asamoah als zentralen Stürmer aufzubieten und Kevin Kuranyi auf die linke Seite zu stellen, eher für Heiterkeit unter den Beobachtern als für Kopfzerbrechen beim Gegner. Warum Rutten das 4-3-3 heilig ist, obwohl es der Kader zumindest dauerhaft nicht hergibt, konnte der Niederländer noch nie schlüssig erklären. Von der strengen Hand, mit der Rutten die schwierige Mannschaft bändigen sollte, ist auch nichts zu sehen.

Fred Rutten und Andreas Müller beschützten sich in der vergangenen Woche gegenseitig. Der Trainer findet es "nicht richtig", die Arbeit des Managers nach Resultaten zu beurteilen. Müller lobte, dass Rutten "alles tut", um die Mannschaft in die richtige Bahn zu lenken. Warum "alles" aber immer noch viel zu wenig scheint, ist eine Frage, auf die PR-Experten gute Antworten wissen. Ihre Arbeit sollte aber nicht so dilettantisch torpediert werden, wie es in der vergangenen Woche passierte.