Vierzig Tage können so unendlich lang sein. Manch einer hat in dieser Zeitspanne schon die halbe Welt umrundet. Was haben wir nicht alles versucht,

Vierzig Tage können so unendlich lang sein. Manch einer hat in dieser Zeitspanne schon die halbe Welt umrundet. Was haben wir nicht alles versucht, um diesen kalten Entzug in der Winterpause schadlos zu überstehen: Weihnachtsplätzchen-Frust-essen, Ausflüge in den Wintersport. Glaubwürdige Zeugen berichten sogar von verzweifelten deutschen Fahnenschwenkern in der Premier League. Für etwas Ablenkung sorgte auch der Wahlkampf um den HSV-Aufsichtsrat. Aber die große Leere blieb.

Vorbei! Ab heute, wenn der HSV 1860 München im Pokal empfängt, spricht wieder der Ball - und wohlig-freudige Erwartung breitet sich aus.

Herrlich! Dieses Wir-Gefühl beim Stau rund um die Autobahn-Abfahrt Volkspark oder das gemütliche Kuscheln im Shuttle-Bus. Ob mich der Vordermann, der mich generös an seinem Rauch teilhaben lässt, 2009 mit einer neuen Duftmarke verwöhnt?

Der wahre Reiz eines Fußballspiels, das sei dem Laien verraten, liegt in der Ungewissheit. Wir geben wahnsinnig viel Geld aus und haben keine Ahnung, was wir dafür bekommen. Die Palette reicht von einem Fünf-Gänge-Menü inklusive Digestif (Feiern mit den Spielern) bis zu einem unverdaulichen, übel schmeckenden Einheitsbrei, ganz so, als ob unfähige Lehrlinge in der Probezeit am Werk gewesen wären. Der Erfinder eines immer gelingenden Erfolgsrezepts für den Fußball wäre in kürzester Zeit steinreich - weil dieser Sport so komplex ist und eine Mannschaft weit mehr ist als die Summe ihrer Spieler, wie es HSV-Philosoph Dietmar Beiersdorfer einmal treffend formulierte.

Wo gibt es eine so große Bandbreite an Emotionen, an Glückseligkeit und Wut? Würden alle Beschimpfungen und Beleidigungen eines 90-minütigen Spiels auf einem Zettel aneinandergereiht, könnte man damit Oliver Pocher mit Sicherheit Stoff für die nächsten zehn Jahre liefern.

Nur eines stört beim Fußball: eben die Pausen. Sie sind das Einzige, was dringend abzuschaffen wäre.