Die letzte verbliebene Australierin bei den Australian Open, Jelena Dokic (Foto), wird von ihren Landsleuten als “Tennis-Königin“ gefeiert. Im Viertelfinale trifft sie auf die Russin Dinara Safina.

Melbourne. Die australische Presse schwelgt in emotionalen Superlativen, und eine (fast) verlorene Tochter rührt die Nation zu Tränen: Jelena Dokic darf einen Tag nach dem "Australia Day" als letzte Australierin im Turnier noch einmal die größte Tennis-Bühne ihres Landes betreten. Am Dienstag (9.30 Uhr MEZ) fordert die 25-Jährige im Viertelfinale der Australian Open die an Nummer drei gesetzte Russin Dinara Safina heraus. Die Pflicht hat sie bei ihrem Heim-Grand-Slam längst erfüllt. Was jetzt noch kommt, will sie einfach nur genießen. "Mein Ziel war es, die erste Runde zu überstehen", sagte Jelena Dokic am Sonntag nach dem 7:5, 5:7, 8:6-Erfolg gegen Alissa Klejbanowa aus Russland.

"Dokic-Märchen geht weiter" und "Die Fahrt auf dem fliegenden Teppich setzt sich fort", schrieb am Montag "The Australian". Mit einer Wildcard ins Turnier gestartet, kämpfte die geborene Serbin in Runde eins Tamira Paszek aus Österreich nieder. In Runde zwei schaltete sie die auf Platz 17 eingestufte Russin Anna Tschakwetadse aus, danach bezwang sie Caroline Wozniacki aus Dänemark, immerhin die Nummer elf der Setzliste. Im bislang letzten Akt dieses Schauspiels rang sie in einem Krimi Alissa Klejbanowa nieder und erreichte praktisch aus dem Nichts erstmals beim Grand Slam in der Heimat die Runde der letzten Acht.

Nicht zu vergessen: Jelena Dokic wurde vor dem ersten Höhepunkt der neuen Saison auf Position 187 im WTA-Ranking geführt. In einem nationalen Qualifikationsturnier hatte sie sich eine Wildcard für Melbourne erkämpft. In den vergangenen Jahren sei sie "durch die Hölle und zurück" gegangen, verriet die 25-Jährige. Durch den Viertelfinal-Einzug wird sie nun wieder unter die Top 100 klettern.

Ende 2006 stand Jelena Dokic auf Platz 621 der Weltrangliste, nahm eine Auszeit und kämpfte mit Depressionen und gegen ihr Gewicht. Dabei galt sie einst als größte Hoffnungsträgerin im australischen Tennis. Im Jahr 2000 stand sie im Halbfinale von Wimbledon, 2002 auf Platz vier der Weltrangliste. Doch für Schlagzeilen sorgten immer häufiger die Eskapaden ihres gewalttätigen Vaters Damir. Der einstige Boxer und Lastwagenfahrer hat bei zahlreichen Turnieren Hausverbot.

So soll die größte Comeback-Story des jungen Tennis-Jahres auch nicht von Störfeuern aus der australischen Boulevardpresse beschmutzt werden. In serbischen Medien wurde Vater Damir Dokic mit der Ankündigung zitiert, er werde nach Melbourne fliegen, wenn seine Tochter am Samstag im Endspiel stehen sollte. Die hat seit fünf Jahren kein Wort mehr mit ihm gesprochen. "Ich habe immer gesagt, dass meine Geschichte mit ihm vorbei ist", sagte Jelena Dokic am Sonntag. Und vor einem möglichen Finale steht zunächst einmal die Russin Dinara Safina. "Ich habe nichts zu verlieren", sagt Dokic.