Rantum dürfte es eigentlich gar nicht mehr geben. Dieses einst “sterbende Dorf“ liegt an einer der schmalsten Stellen der Insel, nur rund 600 m trennen hier Wattenmeer und offene Nordsee. Dieser Luxus, in nur wenigen Schritten “die Seite wechseln“ zu können, beschert Rantum alljährlich treue Stammgäste. Sie gehören eher der naturverbundenen Fraktion an, denn so traumhaft die Natur hier ist, so ruhig geht es abends im Dorf zu.

Um das Zentrum des Ortes - das sind Kurverwaltung und Kirche - liegen verstreut reetgedeckte Häuschen in den Dünen, die meist Zweitwohnungsbesitzern gehören. Rantum ist eine blühende Fremdenverkehrsgemeinde - im Sommer bestimmen die Urlauber das Ortsbild, im Winter sind die knapp 400 Einwohner unter sich. Ein kleiner Supermarkt und eine Bäckerfiliale versorgen den Ort mit dem Nötigsten.</p>

Die Zeiten waren nicht immer so rosig. Die Bewohner Rantums lebten lange von dem, was am Strand angespült wurde. Und manchmal halfen die Rantumer dabei auch ein wenig nach. Sie banden ihren Kühen Fackeln an die Hörner, um Seefahrer zu verwirren und Schiffe in die sandigen Gefilde vor Rantum zu lotsen. Die Schiffsbrüchigen, die potentiellen Zeugen, wurden kurzerhand erschlagen und in den Dünen verscharrt. Um 1682 geriet fast die gesamte Rantumer Bevölkerung in Untersuchungshaft.

Noch im 19. Jh. war der Untergang prophezeit, nur wenige Bewohner lebten in fünf mehr oder weniger ärmlichen Hütten am Watt. Sie waren so arm, daß sie den anderen Insulanern auf der Tasche lagen, die ihre Steuern mitzahlen mußten. So verbot man kurzerhand den Zuzug nach Rantum, wohl um dieses "Armennest" nicht noch zu fördern. Die Armut war allerdings nicht selbst verschuldet. Die Einwohner hatten eine jahrhundertelange Flucht vor Wanderdünen und Sturmfluten hinter sich.

Vier Mal haben sie ihre Kirche versinken sehen und wieder neu aufgebaut. Immer wieder mußten sie ihre Häuser verlassen, die von Wanderdünen verschüttet wurden. Anfang des 19. Jhs. waren es die Rantumer, die bisher an der Westseite der Insel gelebt hatten, leid und zogen ans Watt. Doch die meisten hatten dem armen Ort längst den Rücken gekehrt.

Info: Familie Lassens

Peter Nikolai Lassen verdankt die Insel eine schöne Liebesgeschichte. Er war Norweger, der im Zuge des Krieges Dänemark/Frankreich gegen England 1809 vor Rantum gestrandet war. Bis sein Schiff wieder flott war, lebte er in Rantum und verliebte sich in das schönste Mädchen des Dorfes, Merret Claasen. Ein Jahr später kehrte er zurück, um seine große Liebe zu ehelichen. Wie gern die beiden sich hatten, kann man dem reichen Kindersegen entnehmen - in dieser Ehe wurden 21 Kinder geboren! Die wiederum bescherten ihren Eltern über 90 Enkelkinder, sodaß heutzutage fast jeder Sylter irgendwie mit den Lassens verwandt ist. Im Ort weist der Merret-Lassen-Wai auf die Familie hin, deren Haus - noch teilweise erhalten - in jener Straße steht.

Weniger romantisch sind die großen Kasernenbauten am Ortseingang. Heute sind hier Jugend- und Erholungsheime untergebracht, die mit 1200 Betten einen nicht unerheblichen Wirtschaftsfaktor darstellen.

Kiek mol (in)!:

Rantumbecken

Die in den Dreißigerjahren des 20. Jhs. erbaute Anlage war ein Seefliegerhorst. Die nördlich am Watt von Rantum gelegene Steidumbucht war eingedeicht worden, wodurch man eine strömungsfreie Wasserfläche erhielt, auf der Wasserflugzeuge landen und starten konnten. Heute entlockt uns die Vorstellung, dass von Sylt aus England erobert werden sollte, nur noch ein Schmunzeln, damals war es bitterer Ernst. Dieses "Rantumbecken" wurde 1962 als Europareservat unter Schutz gestellt und gilt besonders unter Ornithologen als reiches Refugium seltener Zugvögel. In der Saison bietet der betreuende Verein Jordsand (Tel. 04651/58 12) tgl. außer Mo Führungen an.

Wanderweg

Den 9 km langen Deich zu Fuß oder per Rad zu erkunden ist für jeden ein Erlebnis. Man vernimmt nur das Rufen der Vögel und das Blöken der Schafe und Lämmer unter einem unendlichen Sylter Himmel, der hier doppelt so groß scheint, weil er sich im stillen Watt spiegeln kann.</p>

Sylt-Quelle: Nicht nur die Architektur, auch das Kulturprogramm ist sehens- und hörenswert. Die Mineralwasserfirma scheint sich langsam zu einem Sylter Kulturzentrum zu mausern http://www.kunstraum-syltquelle.de

Historische Dorfführung: Die tragische Rantumer Geschichte kann man immer donnerstags auf einer Dorfführung nacherleben (Auskunft: Kurverwaltung, Tel. 04651/807-77).

Inkööpen Alt Angler: In einem Schuppen am Rantumer Hafen finden Sie ein Sammelsurium der besonderen Art. Echt Antikes neben Flohmarktallerlei lässt einen zum Entdecker werden. Hafenstr. 3

Sylt-Strandkörbe Auch zu Hause im Strandkorb aalen einen echten Sylter Strandkorb auf der eigenen Terrasse, Balkon oder Garten für zu Hause. Willy Trautmann fertigt auch Sonderwünsche an. Hafenstr. 10, http://www.sylt-strandkoerbe.de

Schön slopen

Alte Strandvogtei Historisches Friesenhaus in Wattlage, Stammhaus der berühmten Lassen-Familie. Komfortable Zimmer. 14 Zi. und 10 Apartments, 1 Suite, Merret-Lassen-Wai 6, Tel. 04651/922 50, Fax 291 57, http://www.alte-strandvogtei.de

Raantem-Inge: Traditionsreiches Gasthaus in einer Traumlage, man hört die Austernfischer und riecht das Watt. Freundlich geführt. 10 Zi., Merret-Lassen-Wai 8, Tel. 235 77, Fax 92 74 40, http://www.rantum.de/Raantem-Inge

Söl'ring Hof: Neue Luxusherberge in den Dünen für nur 30 Personen. Die Zimmer sind modern, edel und licht ausgestattet. 7 Zi., 8 Suiten, Am Sandwall 1, Tel. 04651/83 62 00, Fax 836 20 20, http://www.soelring-hof.de/

Watthof: Reetgedecktes Anwesen gleich hinter dem Deich. Individuelle und freundliche Atmosphäre, im ersten Stock mit Blick übers Watt. 24 Zi., 12 Suiten, Alte Dorfstr. 40, Tel. 04651/802-0, Fax 802-22, http://www.watthof.de

Eeten un Drinken

Restaurant Coast: (früher Landhaus Rantum) - Eines der jüngsten Restaurants in Rantum, kreative Küche von Land und Meer zu zu moderaten Preisen, Stiindeelke 1, Tel. 04651/15 51

Sansibar: Die "Hütte in den Dünen" ist seit Jahren in aller Munde. Gästemangel kennt man nicht, eher das Gegenteil. Obwohl hier regelmäßig die Prominenz feiert, kann man Herbert Secklers Restaurant noch immer empfehlen. Freundlicher Service, gute Portionen, sensationeller Weinkeller, Hauptstr. nach Hörnum/Strandübergang Sansibar, Tel. 04651/96 46 46

Söl'ring Hof: Sternekoch Johannes King zelebriert in seiner offenen Küche feine klassische Küche. Elegantes Restaurant mit nur 50 Plätzen, Am Sandwall 1, Tel. 04651/83 62 00

Sylt-Quelle: Schon die moderne Glasarchitektur im Rund macht dieses Restaurant einmalig. Leichte, frische Küche, Mineralwasserverkostung, Hafenstr. 1, Tel. 04651/20 15 57

Tadjem Deel: Man glaubt nicht, auf Sylt zu sein. In dieser kleinen Holzbude versucht man es zum Glück gar nicht erst mit Schickimicki. Reelle Küche und ebensolche Preise. Die Makrelen werden im Sommer selbst geangelt. Hörnumer Str./Strandübergang Tadjem Deel, Tel. 04651/231 61

Hülp Kurverwaltung Rantum, Strandstraße 7, 25980 Rantum, Tel. 04651/8070, http://www.rantum.de