Weitab der Partymeilen entdecken Urlauber auf Mallorca grüne Oasen der Ruhe, mit denen Hotels ihre Gäste locken.

Der Weg aus der Hektik des Flughafens führt durch die drückende Hitze direkt an der überfüllten ­Playa de Palma vorbei und endet eine gute Autostunde später in Arta im Nordosten der Insel. Die Sonne steht bereits tief, als wir suchend über das Kopfsteinpflaster in die Altstadt kommen. Fast hätten wir den kleinen Schriftzug an dem unscheinbaren Hotelbau in der schmalen Gasse unterhalb der Wallfahrtskirche Santuari de Sant Salvador übersehen: Jardi d’Arta.

Vor der schweren Holztür steht bereits Hoteldirektor Georges Ambühl, den sie hier alle nur Papa Georges nennen. Wie ein besorgter Vater fragt er nach unserem Befinden und führt uns ins Haus. Wow!!! Der erste Eindruck verdient drei Ausrufezeichen.Wir gelangen über urige Kieselsteine, die in den Boden eingelassen sind, ins Foyer, weiter an der Bar in den Patio und von hier aus ein paar Stufen hinauf in den Garten. Es ist ein weitläufiges Paradies, offiziell850 Quadratmeter groß, gefühlt vermittelt die Anlage aber das dreifache Ausmaß, ein Labyrinth aus Terrassen mit Sonnenliegen und Liegestühlen unter einer mächtigen Palme, einem Teich mit unzähligen Goldfischen und Fröschen, einem kleinen Pool, versteckten Winkeln, Blumen, Bäumen und mallorquinischen Pflanzen.

So muss der Garten Eden ausgesehen haben.Eine Schweizerin erschafft mit südlichen Pflanzen besondere Grünanlagen

Ferien in einem verwunschenen Garten auf Mallorca – immer mehr zeichnet sich auf der Insel ein Trend zum Genießen ab. Weitab der übervölkerten Sonnenstrände an der Küste oder der lauten Partymeile am Ballermann entdecken die Urlauber auf der Insel Oasen, die Ruhe, Natur, Entspannung und gehobene Qualität garantieren. Immer mehr Hotels, Restaurants und Bodegas haben sich der Entwicklung angepasst und punkten mit steigenden Besucherzahlen.

So auch das Jardi d’Arta. Das Boutiquehotel, bisher unter anderem Namen von einem deutschen Ehepaar geführt, stand zum Verkauf. Ein Berliner Immobilienunternehmen und sein Notar erwarben das Boutiquehotel für 750.000 Euro, steckten noch einmal zwei Millionen Euro in den Umbau und lernten Hélène Lindgens kennen. Ein Glücksfall. Denn die Schweizerin, eine ehemalige Headhunterin, genießt auf der Insel einen ausgezeichneten Ruf als kreative Gärtnerin. Sie kennt sich aus mit der Pflanzenwelt, die ihre eigenen Gesetze hat, welche Pflanzen wann in die knochenharte und ausgetrocknete Erde gesetzt werden können und wie sie bewässert werden. Mehr als zehntausend Euro habe sie allein für Fachliteratur ausgegeben, sagt sie. Unterstützt wird sie von Werner, einem deutschen Gartenfachmann und 18 mallorquinischen Landarbeitern, die alle schon als Kinder in roter Erde gespielt haben.Hélènes Visitenkarte ist die Finca Son Muda bei Felanitx mit einer 15.000 Quadratmeter großen Gartenanlage, die ganz in Weiß gehalten ist: Weiße Wisteria berankt einen Pavillon aus Eisen, und in langen Beeten mischen sich weiß blühende mediterrane Stauden und Kugelbuchs. Aufgelockert wird die gesamte Anlage mit zahlreichen Skulpturen, die mallorquinische Künstler hier ausgestellt haben.

Kurzum: Hélène und ihr Team verwandelten den Hang hinter dem Hotel Jardi d’Arta mit mallorquinischen und exotischen Sträuchern in einen paradiesischen Ort. Im Angesicht der Pfarrkirche Transfiguració del Senyor, die gleich hinter dem Garten in den blauen Himmel hineinragtHier vereinen sich Pflanzen von biblischer Bedeutung: Myrte, Palmen, Granatapfel-, Orangen- und Olivenbäume. Auch der Name für die Wohlfühl-Herberge wurde schnell gefunden. Das mallorquinische Wort Jardi bedeutet Garten, und Arta ist das arabische Wort für Garten: „Jardi d’Arta“ oder „der Garten im Garten“. Das Hotel hat zwölf Zimmer und bietet eine gute Küche mit erlesenen Weinen von der Insel.

Der kalte Rosé stammt von der Bodega Biniagual, einem kleinen Familienbetrieb in der Nähe von Binissalem. Biniagual ist ein Weiler, ein Mini-Dorf mit nur 14 Häusern, einer kleine Kapelle und eigener Landwirtschaft. Das gesamte Dorf ist in Privatbesitz. Seit 1999 wird hier Wein von besonderer Qualität angebaut. Der Rosé und drei weitere Rotweine sowie ein weißer Blanc Verán werden aus eigenen Trauben gekeltert. Besonders schön und gepflegt sind die Gärten der Bodega Biniagual. Das neueste Highlight ist der romantische Hochzeitsgarten, der ebenfalls von ­Hélène Lindgens angelegt worden ist. Hier wurden in diesem Jahr die ersten Paare getraut. Die Gärten von Mallorca gehören zu den wichtigsten Schätzen der Insel. Sie werden gepflegt, die meisten sind öffentlich und gut besuchte Sehenswürdigkeiten. Einer der bekanntesten ist der Botanische Garten Soller. Er dient der Bewahrung und Erforschung der Flora am Mittelmeer sowie der Pflanzenwelt auf den Balearen. Der wohl bekannteste Inselgarten aber ist in ­Bunyola in der Serra de Tramuntana: Jardines de Alfabia liegt an der Landstraße zwischen Palma und Sóllerkurz vor Beginn des Tunnels. Hier wird arabische Gartenbaukunst präsentiert. Der maurische Eigentümer arbeitete im Jahr 1229 mit den christlichen Eroberern zusammen und wurde zum Dank als einziger Araber nicht enteignet. Das Anwesen war im Laufe der Jahrhunderte im Besitz verschiedener Familien.

Eine großzügige und eindrucksvolle Anlage liegt in Cala Rajada: der Garten der Villa March. Das dreistöckige Haus war die einstige Residenz des mallorquinischen Bankiers Juan March. Die sehr gepflegten Gärten sind heute besonders bekannt für ihre Kunst und die zahlreichen Skulpturen. Der Garten wurde vor einigen Jahren von einem Sturm zerstört und im Jahr 2010 von dem damaligen spanischen König Juan Carlos wiedereröffnet.

Viele Fincas wie das Sa Carrotja in Ses Salines oder das Romantikhotel ­Cases de Son Barbassa bei Capdepera locken ihre Gäste mit besondersschönen Gärten, ebenso wie zahlreiche Restaurants, unter ihnen das Es Clos in Alqueria Blanca oder das Es Pinaret zwischen Ses Salines und Colonia St. Jordi. Das Landgasthaus wird von dem deutschen Ehepaar Elvira und Peter Urbach geführt und versteckt sich mitten in einem Pinienhain. Auch das Pinaret ist ein Garten Eden, der zum Genießen einlädt.

Info-Kasten

Anreise: u. a. mit Air Berlin, Easy Jet, Germanwings, Condor

Unterkunft: Boutique Hotel „Jardi d’Arta“, Carrer Abeurador 21, E-07570 Arta, Telefon: 0034/971/835230, www.hotel-arta.com

Weitere Hotels mit Gärten auf Mallorca: Romantikhotel „Cases de Son Barbassa“ bei Capdepera, www.sonbarbassa.com, Telefon: 0034/971/565776, Finca „Sa Carrotja“, Ses Salines, www.sacarrotja.com, Telefon: 0034/971/649053.

Bodega Biniagual, Binissalem, www.bodegabiniagual.com, Telefon: 0034/971/870111, Ansprechpartnerin: Charlotte Miller

Öffentliche Gärten:

Botanischer Garten Soller (www.jardibotanicdesoller.org/de),

Jardines de Alfabia (www.jardinesdealfabia.com/de),

Garten der Vila March (www.calaratjada.net/villa-march-mallorca.html)

Auskunft: Spanisches Fremdenverkehrsamt, Myliusstraße 14, 60323 Frankfurt/Main, Telefon: 069/725033, www.spain.info/de

(Diese Reise wurde unterstützt vom Hotel „Jardi d’Arta“)