Herrliche Natur, wunderschöne Schlösser und Parks mit altem Baumbestand - das Hügelland zwischen Teterow und Malchin ist ein wenig bekanntes, aber unbedingt lohnendes Ziel.

Zwei Wölfe zerren an ihrer Beute, einem Brocken Fleisch. Aus nächster Nähe schauen Familien mit Kindern fasziniert zu. Ihnen kann nichts passieren. Sie stehen auf einem 100 Meter langen Hochweg, der als Ausguck während der Fütterung dient. Güstrower Wolfsnächte mit beängstigendem Geheul sind eine Attraktion im ansonsten so stillen Feriengebiet Mecklenburgische Schweiz. Das Wolfsrudel ist die Startruppe des Natur- und Umweltparks Güstrow, in dem es außerdem Damwild, Luchse und Bären in weitläufigen Gehegen zu sehen gibt.

Seinen Namen gab der Ferienregion das Land zwischen Teterow und Malchin. Die Gletscher der Eiszeit haben dort vor 15 000 Jahren Höhenzüge und Seen geformt. Stauchmoränen nennt man die Buckel, die für das flache Mecklenburg-Vorpommern erstaunliche Höhen von 100 Metern erreichen. Vom ganze 97 Meter hohen Röthelberg bei Burg Schlitz, hat man wohl die beste Aussicht. Erbprinz Georg von Mecklenburg-Strelitz fand 1811 bei der Grundsteinlegung für die Burg des Grafen Schlitz die Gegend so schön, dass er sie zur Schweiz erklärte. 67 solcher "Schweizen" gibt es in Deutschland. Aber die Mecklenburgische mit ihrer Eiszeitlandschaft zählt gewiss zu den markantesten. Eine weite, dünn besiedelte Region mit Alleen aus dem 18. und 19. Jahrhundert. Die Deutsche Alleenstraße durchquert die Mecklenburgische Schweiz. Im Frühjahr sind große Landstriche vom Gelb der Rapsfelder überzogen, im Herbst rasten dort Kraniche und Wildgänse.

Herzstück ist der 1997 gegründete Naturpark Mecklenburgische Schweiz und Kummerower See. Der viertgrößte See Mecklenburg-Vorpommerns ist durch den Peene-Kanal mit dem Teterower See verbunden und durch den Dahmer Kanal mit dem Malchiner See. Vom Kummerower See fließt die Peene durch Deutschlands größtes Niedermoorgebiet zur Ostsee hin. Dieses lässt sich gut auf dem Wasser erkunden. Amazonas des Nordens wird die Peene auch genannt und man kann von Malchin oder Demmin mit einem Fahrgastschiff bequem auf Entdeckungstour gehen. Aber die schönste Art, das Peenetal zu entdecken, ist eine Kanu- oder Kajaktour mit einem Naturpark-Ranger. Der zeigt, wo früher Torf gestochen wurde, wo der Fischotter auf Jagd geht und Biber ihre Burgen bauen.

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Die Mecklenburgische Schweiz ist aber nicht nur ursprüngliche Natur. Zum Beispiel Schlösser - so dicht wie hier stehen sie wohl nirgends in Deutschland. Und das ist ein reines Wende-Wunder. Als nach dem Zweiten Weltkrieg unter dem Motto "Junkerland in Bauernhand" die Güter enteignet wurden, sollten auf Befehl der sowjetischen Besatzungsmacht auch alle Schlösser und Herrensitze abgerissen und die Steine als Baumaterial verwendet werden. Da man aber Tausende von Flüchtlingen aus dem Osten unterbringen musste, blieben die Gebäude dann doch stehen, wurden aber im Lauf der Zeit zu Ruinen, wie Schloss Ulrichshusen, das Helmuth von Maltzahn als Nachfahre des alten Eigentümers restaurierte. Die dazugehörige Scheune ist inzwischen Aufführungsort für die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern. Geigen-Virtuose Yehudi Menuhin gastierte als einer der Ersten dort. Und als Schloss Schorssow von Seiteneinsteiger Alfred Rüßel gekauft wurde, gratulierte ihm noch ein Gutachter zum "größten Schwammvorkommen in Mecklenburg-Vorpommern". Heute ist Schorssow eines der Vorzeigehotels, und Rüßel hat zusätzlich Schloss Teschow am Teterower See als Dorado für Golfer zu neuem Leben erweckt. Zu den wichtigsten Renaissancebauten in Deutschland zählt das Schloss von Güstrow. Die Kleinstadt hat darüber hinaus einen prächtigen gotischen Backsteindom. Güstrow darf sich auch Barlach-Stadt nennen, denn der Künstler Ernst Barlach lebte von 1919 bis zu seinem Tod 1938 dort.

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