In der Wasserferienwelt Im-Jaich in Lauterbach am Greifswalder Bodden wird niemand seekrank. Die Häuser stehen sicher und fest auf Pfählen.

Rügen. Schon die Kurfürsten wussten in Putbus die schöne Küstenlandschaft in diesem Teil von Rügen zu schätzen und erbauten dort ein Badehaus für den Hochadel. Der kleine Ort Lauterbach hat sich seit der Wende gut entwickelt: Alte Häuser wurden renoviert und einige neue dazugebaut. Heute ist er auch bei den Gästen zunehmend beliebt, vor allem bei denen, die Ruhe und Einsamkeit suchen und denen die Seebäder Binz, Sellin und Göhren zu voll sind.

Die gute Lage hatte Ingo Jaich schon früh nach der Wende erkannt und eine Marina mit Wasserwelt gebaut. Das Unternehmen ist in den letzten Jahren stark gewachsen und umfasst heute außer zwei großen Schiffsreparatur- und Lagerhallen 22 schwimmende Ferienhäuser. "Schon vor zehn Jahren war die Nachfrage so groß, dass wir über eine Erweiterung nachgedacht haben", erzählt Sohn Till, der mittlerweile für die gesamte Anlage verantwortlich ist.

Es soll ja Menschen geben, die zwar gern auf dem Wasser wohnen, aber durch die ständige leichte Bewegung seekrank werden. Um dem Problem abzuhelfen und weitere Unterkunftsmöglichkeiten zu schaffen, kam man auf die Idee, Häuser auf Pfähle zu stellen. "In unserem Angebot fehlten Hotelsuiten für ein bis zwei Personen. Als ich einen Prospekt von den Malediven sah, war sofort klar, dass wir auf dem Wasser wachsen wollten", sagt Till Jaich.

Der vorvergangene harte Winter verzögerte das Vorhaben. Die Arbeiten mussten witterungsbedingt ruhen. Erst als das Eis geschmolzen war, konnte man die stählernen Stelzen einige Meter tief in den Grund treiben. Auf denen stehen nun zwölf Häuser, miteinander durch Stege verbunden.

Auf 40 Quadratmetern inklusive Terrasse wohnen die Gäste in edel ausgestatteten Räumen mit hohen Decken und großen Fensterflächen. Man befindet sich zweieinhalb Meter über dem Wasser, "bemessen nach statistischem Hochwasser und Wellenschlaghöhe", wie Till das Maß begründet. An dem kleinen Holzsteg können Bootsbesitzer ihr Schiff vertäuen. Der Sprung ins kühle Nass ist ebenso möglich. Aber auch im Winter, wenn das Wasser gefroren ist, hat das Wohnen hier seinen Reiz.

Die Einrichtung ist modern, zweckmäßig und bequem, es wurde viel Holz verwendet. Dezent in der Farbgebung, wurden die Räume mit asiatisch anmutendem Interieur ausgestattet. Dazu gehört auch eine Chinoiserie-Tapete. In jahrhundertealter Tradition werden von einem Künstler in China Seidentapeten mit Blattgold belegt und handbemalt. Hinter einer schmucken Holzverkleidung befindet sich eine vollständig eingerichtete Pantry.

Wer, statt selbst zu kochen, sich verpflegen lassen will, besucht an Land das Restaurant Kormoran. Hier kocht Henry Krüger, der es auf Rügen schon zu einiger Bekanntheit gebracht hat. "Die Karte wurde auf regionale, bodenständige Gerichte umgestellt, denn die meisten unserer Gäste wollen die Urlaubsregion auch schmecken", sagt Till Jaich, "und es stört sie auch nicht, wenn das Essen einmal nicht dem Diätplan entspricht", ergänzt er. Alle frischen Produkte stammen aus der näheren Umgebung. Bei unserem Besuch genossen wir zunächst die Kokos-Tomatencremesuppe mit gebackenen Garnelen. Das frische gedämpfte Dorschfilet mit Dijonsenfsoße, Bratkartoffeln und Salat war ausgezeichnet, ebenso wie "Omas Klütersuppe" mit Vanilleeis und Sahne. Dabei schont die maßvolle Preisgestaltung erfreulicherweise sogar den Geldbeutel.

Die ökologische Ausrichtung des Inhabers hat zur Folge, dass die Strom- und Wärmeversorgung der gesamten Anlage durch ein Blockheizkraftwerk mit Biogas und Solartherme autark erfolgt. "Nun ist es uns auch egal, wenn Herr Putin den Gashahn wirklich einmal zudrehen sollte", sagt Jaich verschmitzt lächelnd. Zur Wärmedämmung der Pfahlbauten befindet sich auf deren Dächern eine extensive Begrünung, die aus Trockengewächsen und Kräutern besteht. "Ursprünglich wollten wir diese mit Reet bedecken, aber das konnte aus Kostengründen nicht verwirklicht werden."

Langweilig wird einem hier bestimmt nicht, denn es gibt noch viele Einrichtungen zur Freizeitgestaltung, und selbstverständlich kann man hier auch das Segeln erlernen. Und auf Kultur muss ebenfalls nicht verzichtet werden, denn das Theater im nahen Putbus wird ganzjährig bespielt.

Wer also auf dem Wasser wohnen und dabei dennoch "festen Boden" unter den Füßen haben möchte, der ist hier genau richtig. Rügen ist abwechslungsreich und hat mindestens ebenso schöne Sonnenuntergänge wie die Malediven im Indischen Ozean! Wegen der großen Beliebtheit ist eine rechtzeitige Buchung dringend zu empfehlen.

Und auch Till Jaich vermisst seine Heimat im schleswig-holsteinischen Arnis nicht mehr. "Ich bin hier angekommen und fühle mich als Rüganer", sagt er nach nunmehr 17 Jahren auf der Ostseeinsel.