Dem Munkebo Kro auf Fünen in Dänemark brachte eine Ente im Wappen Glück - und Auszeichnungen. Empfangen wird auf rotem Teppich.

Zur Begrüßung ist ein roter Teppich ausgerollt, der Rand ist mit Kerzen gesäumt. "Also, das hätte nun wirklich nicht nötig getan!", sage ich zu Thomas Pasfall, dem Inhaber des Munkebo Kro. Darauf entgegnet der sympathische Besitzer lachend: "Der rote Teppich liegt da für meine Frau und mich, denn heute feiern wir unsere Kupferhochzeit." Ich bin überrascht und sage: "Dann ist mein Kommen für Sie ganz unpassend, warum haben Sie das nicht gesagt?" - "Oh, das ist für uns überhaupt kein Problem, dann feiern Sie eben mit uns", antwortet er. Da ist sie wieder, diese lockere Art der Dänen, die unsere Nachbarn so liebenswürdig macht und mich gern hierher reisen lässt.

Nach und nach treffen festlich gekleidete Gäste ein. Sie verleihen dem Haus an diesem Abend eine glanzvolle Atmosphäre. Schnell werfe ich einen Blick in den dekorierten Festsaal, dann versammeln sich die Gäste langsam zum Aperitif im Restaurant. Wir wollen nicht weiter stören, verlassen die Gesellschaft und speisen separat im urgemütlichen Weinkeller. Umrahmt von vielen edlen Tropfen, die in den Regalen und in Holzkisten lagern, kommt eine besondere Stimmung auf. Bei gemütlichem Kerzenschein sind wir gespannt auf das Menü.

Es würde zu weit führen, die folgenden neun Gänge zu beschreiben. Festzuhalten bleibt: ein superbes Mahl! Der Maître versteht es ausgezeichnet, aus dem regional geprägten Menü ein kulinarisches Erlebnis zu machen, die Devise lautet: "Alles soll qualitätsvoll und überraschend sein." Die Verköstigung dauert insgesamt viereinhalb Stunden. Ein großes Erlebnis auf ganzer Linie! Mittlerweile ist es spät, wir besuchen noch kurz die Bar, sinken in die wuchtigen Ledersessel. Die Feierlichkeiten neigen sich langsam dem Ende zu, und auch wir begeben uns zur Nachtruhe auf das im klassischen Landhausstil gehaltene Zimmer. Auf dem Bett finden wir ein Geschenk des Hauses, das Kochbuch von Thomas Pasfall, sowie den Zimmerschlüssel - in den Messinganhänger ist eine Ente graviert.

Am Morgen zieht der Duft von frisch gemahlenem Kaffee durchs Haus. Das Frühstück nehmen wir in der gemütlichen ehemaligen Scheune ein. Der Tisch ist hübsch eingedeckt, alles steht bereit. Auf einer Etagere befinden sich diverse Wurstsorten, Käse und Kuchen. Müsli mit frischen Früchten sowie Marmeladen und Joghurt sind selbst gemacht. Mittags treffen wir den Hausherrn und seine sympathische Frau Anne Sofie. Thomas Pasfall erzählt von der Geschichte des Hauses.

Das weiße Reetdachhaus in Hufeisenform war ursprünglich ein Bauernhof, es wurde 1797 erbaut. Ab 1826 wurde es, an einem alten Handelsweg liegend, als Hotel geführt. Von 1865 bis 1950 folgte eine erfolgreiche Zeit, in der das Haus für seinen gebratenen Aal bekannt war. 1976 wurde das Hotel restauriert und im Jahr 2000 von dem Gastgeberehepaar übernommen.

Beide stammen aus der Gegend und sind in der Gastronomie groß geworden. Für zwei Jahre waren sie in der "Ente von Lehel" in Wiesbaden tätig, seitdem sind beide Entenliebhaber, weshalb sie den Wasservogel zum Logo des Hotels erkoren. "Die Ente ist für uns Symbol für Kochen und Liebe", sagt der Hotelier. Er war auch drei Jahre lang als Chefkoch auf der königlichen Yacht "Dannebrog" tätig, eine Zeit, an die er sich gern erinnert: "Ich habe die ganze Welt kennengelernt und viele Prominente bewirtet." Doch der Drang zur Selbstständigkeit wuchs. Zunächst betrieben die Pasfalls ein Restaurant in Frederikshavn, dann kam der Ruf aus der Heimat. "Das Angebot zur Übernahme des Kro habe ich gern angenommen, denn ich liebe Fünen", erzählt er. Vier Jahre später wurde es zum besten Restaurant Dänemarks gewählt, viele Auszeichnungen zeugen vom Können des Meisterkochs, der keinen Geringeren als Paul Bocuse zu seinen Vorbildern zählt. Regelmäßig wird das Haus auch vom "Wine Spectators" positiv bewertet, "for having one of the most outstanding restaurant wine-lists in the world", wie es in der Begründung heißt.

Der kleine Ort Munkebo ähnelt einer amerikanischen Kleinstadtsiedlung in toller Lage am Kerteminde-Fjord. Die Landschaft Fünens bietet viel Abwechslung, und ein Ausflug in den kleinen Fischerort Kerteminde sollte auf keinen Fall fehlen.

"Kleine Fluchten" gibt es auch als Buchreihe. Jeder der fünf Bände kostet 12,95 Euro, erhältlich im Buchhandel oder übers Internet: www.abendblatt.de/shop