Im Inselhotel Kapitän Tadsen in dem kleinen Ort Steenodde ist das Essen ein Genuss.Gäste finden Entspannung-ohne Dresscode oder Schikimicki.

Amrum. Es tut sich was im "Süden" Amrums. In Steenodde, mit nur 60 Einwohnern kleinster Ort der nordfriesischen Insel, hat sich das ehemalige Hotel Steenodde mächtig gemausert. Verantwortlich dafür ist Pächter und Geschäftsführer Jes Autzen. Sein Restaurant trägt den Namen Weltenbummler.

Das in den 70er-Jahren erbaute Haus unter Reet liegt an der Wattseite. Von dort sind es zwei Kilometer bis Wittdün, ebenso weit entfernt ist der nächste Supermarkt. Ein Geschäft gibt es in der Gemeinde nicht. Aber versorgen muss sich der Gast ja eh nicht; das erledigen das freundliche Personal und der unterhaltsame Chef. Jes Autzen ist ein "alter Hase" im Gastronomiegewerbe. Nach seiner Kochlehre studierte er zunächst Philosophie. "Die Liebe zur Weisheit und das Kochen gehören irgendwie zusammen", findet er. Doch nach dem Studium stellte er fest, dass der Sinn des Lebens für ihn Kochen ist. Seine Fähigkeiten waren in den "Szeneküchen" der 90er-Jahre gefragt, und so avancierte er in den Ottenser Restaurants Eisenstein und Atlas zum Küchenchef. Er sammelte Erfahrungen in ganz Deutschland und Europa.

+++Meer geht nicht+++

Vor drei Jahren bekam Autzen das Angebot, das Hotel zu übernehmen. "Weil ich die Chance sah, dort so zu kochen, wie es mir gefällt, habe ich zugesagt." Schwerpunkt der Karte ist die regionale Saisonküche mit mediterranem Einschlag - "Frisch ist Muss" lautet die kulinarische Devise. Da auf Amrum längst nicht alle Produkte zu bekommen sind, bezieht er den Großteil der Ware von Lieferanten aus Hamburg.

"Der Name ,Weltenbummler' steht für die vielen Reisen des Amrumer Kapitäns Harry Tadsen, nach dem das Hotel benannt ist, und für die Vielfalt der Gerichte, die wir anbieten", sagt Jes Autzen. Traditionell im friesischen Blau-Weiß ist das Restaurant eingerichtet, auf den Wandkacheln befinden sich Motive aus der Umgebung. Ein Kamin in der Mitte des Raumes sorgt für angenehme Atmosphäre. Dem Betreiber ist das "Laisser-faire" ganz wichtig: "Es gibt keinen Dresscode, jeder soll sich auf seine Fasson wohlfühlen", sagt der St.-Pauli-Fan in seiner souveränen Art.

Die anspruchsvolle Küche überzeugt, der Blick in die Karte macht Appetit: Soll man den Tête de Moine mit Rhabarberchutney oder die Merguez mit Harissacreme und Berglinsensalat als Vorspeise nehmen? Ebenso schwer fällt die Wahl zwischen all den Köstlichkeiten bei Hauptgang und Dessert. Einfallsreich sind die Beschreibungen der Weine: "Weiche, delikate und harmonische Welle, die alle Sinne beglückt" oder "Leichtfüßiger Tänzer mit Sex-Appeal und dem mediterranen Wind im Glas". Der Weltenbummler ist zurzeit sicher das beste Restaurant auf Amrum oder, wie Jes Autzen sagt: "Gehobene Küche am Ende der bewohnten Welt."

Die zwei Einzel- und acht Doppelzimmer sind modern in Weiß und Beige eingerichtet, in zwei Nachbarhäusern befinden sich fünf Apartments. Wer jedoch Schickimicki und Sansibar-Feeling sucht, ist hier fehl am Platze.