Was für ein Urlaubstyp sind Sie? Faulenzer oder Aktiver? Ich möchte Sie zu einem besonderen Bildungsurlaub ermuntern: Machen Sie einen Kochkurs. Er muss ja nicht so enden wie meiner. Dabei hatte ich den Kochlehrer gewarnt: "Einen Jamon Serrano schneide ich nur, wenn ein Rote-Kreuz-Helfer mit Verbandskasten in der Nähe steht." Ein mallorquinischer Kochkurs auf einer mallorquinischen Finca mit einem mallorquinischen Koch. Werner war sein Name, damals 53, aus der Nähe von Nürnberg kam er. Wir kochten draußen unter freiem Himmel. Alles war vorbereitet: verschiedene Kochstellen mit Pfannen, ein eigener Bereich zum Gemüseschneiden, ein alter Steinofen aus der Franco-Zeit und eine herrlich gedeckte Tafel unter einer Pinie. Und auch die Zutaten hatte Werner nicht vergessen. Werner war klasse. Er versuchte alles, um mir die spanische Kochkunst näher beizubringen. Nicht nur mir, auch den anderen. Wir waren ungefähr 13 Personen.

Ich meldete mich freiwillig, die Sangria zu kochen. Sangria wird nicht gekocht, deshalb bekamen Richard und Peter aus Zürich und München den Job. Sie waren gleichzeitig Mundschenk. Ein Schweizer als Mundschenk? Großartig. Bis der eine Flasche entkorkt hat, ist der halbe Kurs verdurstet. "Den Cointreaux in der Sangria lassen wir weg, weil wir sonst das Mittagessen nicht mehr erleben", sprach Werner aus Erfahrung. Zwei Frauen, die schon mal mitgemacht hatten, sich aber an kaum etwas erinnern können, grinsten glasig. Erst stoßen wir gemeinsam an, dann stoßen wir gemeinsam auf. Dieser Kurs würde nicht so enden. Nicht bei einem Schweizer Mundschenk.

Während er und sein Kollege eine Mischung aus Apfelsinen, Zitronen, Äpfeln, Rotwein und Fanta zur Sangria verrührten, traten wir zur nächsten Übung an: Pimientos de Padron. Sie kennen diese kleinen fiesen Paprikaschoten, die erst frittiert und dann mit Meersalz beworfen werden? Pimientos naschen ist wie russisches Roulette. Eine dieser Schoten kann dich umbringen. Und ich erwischte sie. Ein Gefühl wie Tabasco auf Ex. "Mundschenk, Sangria, aber schnell!" Der Schweizer schlich heran und brachte mir ein viel zu kleines Glas, das wenig Linderung verschaffte. Während ich mich unter der Pinie krümmte, wurde nebenan der Teig für einen iberischen Gemüsekuchen geformt: "Nur mit einer Hand kneten, dann ist die andere sauber und frei!" Werner vermittelte echtes Küchen-ABC. Danach war es dann so weit, mein Lieblingsrezept: Aioli, diese köstliche selbst gemachte spanische Mayonnaise: Eigelb, 300 Knoblauchzehen, Salz, Zitronensaft und Olivenöl langsam hineinlaufen lassen. Bevor ich mir Gedanken machte, in welcher Reihenfolge ich das alles zusammenzugießen habe, kam die hilfreiche Hand von Werner. "Ich mach' das mal selbst, sonst gibt das Rühreier!" Frust. "Sangria!" Am Ende der Veranstaltung durfte jeder mit Ölfarbe auf eine Leinwand seine Eindrücke vom Kurs verewigen. Ich malte eine Schnecke. Werner sah mich fragend an. "Das ist der Mundschenk aus der Schweiz."


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