Der Favorit aus Reinbek siegt über 800 Meter souverän: “Ich freue mich riesig über diesen Titel.“

Reinbek. Seine blonde Mähne wehte im Wind von Rhede, und als Andreas Lange ins Ziel kam, brüllte er fast wie ein Löwe: Der König der deutschen A-Jugendlichen über 800 Meter hat sich selbst die Krone aufgesetzt, als bundesweit schnellster 18-Jähriger der Saison (Bestleistung 1:50,21 Minuten) über die zwei Stadionrunden ist er zum ersten Mal deutscher Jugendmeister. In 1:52,97 Minuten ließ Lange alle Konkurrenten hinter sich, es war ein souveräner Sieg des Kreisrekordhalters von der LG Reinbek-Ohe.

Lange, vor einem Jahr in Berlin noch DM-Zweiter, riss jubelnd die Arme nach oben, dann fiel er seiner Vereinskameradin Katharina Stöber um den Hals. "Ich brauchte jemanden zum Drücken", sagte er, "über diesen Titel freue ich mich riesig." Auf der Tribüne feierten die Trainer Gunnar Weitschat und Jan Gutzeit. "Andreas hat sich selbst, aber auch uns einen großen Traum erfüllt", sagte Weitschat. Das Archiv des Kreis-Leichtathletik-Verbands (KLV) gab auf die Schnelle keine genauen Daten her, wie lange ein vergleichbarer Erfolg zurückliegt, sicher aber ist: Es war seit Jahrzehnten der erste DM-Titel für einen Stormarner Jugend-Leichtathleten.

"Schleswig-Holsteins mitgliederstärkster Kreisverband ist aus seinem Dornröschenschlaf erwacht", sagte der KLV-Vorsitzende Manfred Hamann. Nach Weitspringerin Nadja Käther ist Lange das nächste Vorzeigetalent, er profitiert auch von den guten Trainingsbedingungen im nach einer Sanierung vergangenes Jahr neu eröffneten Reinbeker Paul-Luckow-Stadion. "Für uns Stormarner wirkt sich zudem positiv aus, dass wir die neue Leichtathletikhalle in Hamburg nutzen können", sagte Hamann.

Großer Erwartungsdruck lastete auf Lange, sein ärgster Widersacher Ronny Heck (SC Magdeburg) hatte krank absagen müssen, der Reinbeker war der Topfavorit. Der Zwischenfall kurz vor dem Start machte ihn nur noch nervöser: Kolja Breuer (LG Eintracht Frankfurt), einer der zehn Finalteilnehmer, verlor das Bewusstsein, kippte einfach um. Zehn Minuten vergingen, bis Sanitäter sich gekümmert, den Sportler versorgt hatten.

"Im Rennen war ich dann aber voll konzentriert", sagte Lange. Wie immer hielt er sich zunächst zurück, erst 250 Meter vor dem Ziel übernahm der Schüler die Führung. Niemand konnte ihm folgen. Quereinsteiger Lange, vor drei Jahren noch Mittelfeldspieler im Fußballteam der TSV Reinbek und über den Wettbewerb "Jugend trainiert für Olympia" eher zufällig zur Leichtathletik gekommen, lief Gold entgegen.

Klubkameradin Stöber freute sich mit, nachdem es für sie zum Abschluss einer schwierigen Saison recht ordentlich gelaufen war mit Rang sieben im B-Finale der A-Jugend über 200 Meter (25,50 Sek.). Natalie Piehl (ebenfalls LG Reinbek-Ohe) war bei ihrer ersten Einzel-DM im Vorlauf ausgeschieden (25,65 Sek.).

Tränen der Enttäuschung flossen beim 4 x 100-Meter-Quartett des SV Großhansdorf. Ein Jahr nach dem großen Jubel bei den Titelkämpfen in Berlin, als das Team einen Landesrekord aufgestellt hatte, schien auch diesmal alles wieder perfekt zu laufen im Rennen der B-Jugend. Bis zum letzten Wechsel schien sogar der Einzug ins A-Finale möglich, dann startete Schlussläuferin Chantal Dudas zu früh, musste wieder abstoppen und auf Melina Hamann warten - der Zeitverlust war zu groß, 50,50 Sekunden bedeuteten das Aus.

Lange will zum Abschluss der Saison Anfang September noch etwas Geld verdienen, beim DKB-Junior-Cup geht es für ihn um eine Ausbildungsunterstützung in Höhe von 2000 Euro. Erst einmal aber schaut er sich die ganz Großen der Leichtathletik an - bei der Weltmeisterschaft in Berlin.