Erst Rücktritt, dann Wiederwahl: Trotz heftiger Kritik schenken die Delegierten der Oldesloerin das Vertrauen.

Elmenhorst. Der Jugendausschuss des Kreisfußballverbands (KFV) ist wieder komplett. Nur gut eine Stunde dauerte es am Donnerstagabend, bis die Delegierten er Vereine auf dem außerordentlichen Jugend-Kreistag in Fischbek nach acht Wahlgängen alle Posten besetzt hatten. An der Spitze des Gremiums steht weiter die zuletzt kommissarisch amtierende Jugendobfrau Nicole Kerkau. Norbert Morawitz, dessen Wahl zum Beisitzer im Frühjahr zunächst zum Rücktritt Kerkaus und vier anderer Funktionäre geführt hatte, ist nicht mehr dabei. Für neuen Zündstoff könnte in Zukunft allerdings die Wiederwahl des Beisitzers Norbert Burmeister führen, der Morawitz damals vorgeschlagen hatte.

Es gab viele interne Querelen in den vergangenen Monaten, mit Morawitz' Wahl auf dem ordentlichen Jugend-Kreistag Ende April in Siek eskalierte die Situation. Morawitz habe sie "mehrfach schwer beleidigt", eine Zusammenarbeit sei unmöglich, sagte Kerkau und nahm ihren Hut. Andere folgten ihr aus Solidarität.

Ein paar Wochen später: Die Verbandsspitze arbeitete fieberhaft an einem Plan, alles wieder in geordnete Bahnen zu lenken, als den Verantwortlichen im Rückblick auf den Jugend-Kreistag ein Satzungsverstoß auffiel. Burmeister hatte die Stimmkarten seines Vereins FG Stormarn 2000 an Karin Koch vom TuS Hoisdorf weitergereicht, das ist nicht zulässig. Der KFV-Vorsitzende Jörg Lembke erklärte alle Entscheidungen der Versammlung für nichtig, obwohl Burmeisters neun Stimmen nicht ausschlaggebend gewesen waren.

Nun also die Neuwahlen, vorangegangen war ein kurzer, aber heftiger Schlagabtausch in der Öffentlichkeit: Lembke hatte Morawitz "charakterlich ungeeignet" genannt und dessen Verein SSC Hagen Ahrensburg indirekt die Trennung nahe gelegt, Morawitz daraufhin von "unfairen Mitteln" gesprochen und Lembke "Ignoranz und Intoleranz" gegenüber den Vereinen vorgeworfen - schließlich jedoch die Waffen gestreckt: Am Mittwoch erklärte er, bei der Wiederholung der Wahlen nicht mehr als Kandidat zur Verfügung zu stehen.

Vom Tisch war das Thema damit allerdings nicht, es ging zur Sache im Fischbeker Vereinsheim vor der Kulisse eines überdimensionalen Banners, auf dem der Fußballverband für Fair Play wirbt. In Abwesenheit von Morawitz verteidigte Burmeister den Ahrensburger, nannte Lembkes Vorgehen eine "intime Hetzkampagne" und kritisierte die in Siek zurückgetretenen Funktionäre: "Ich habe keine große Lust auf die Zusammenarbeit mit einigen dieser Leute." Der stellvertretende Ausschussvorsitzende Michael Müller konterte, er warf Burmeister vor, die Arbeit im Jugendausschuss "sabotieren" zu wollen: "Das war von vornherein sein Ziel."

Burmeister wurde trotzdem wiedergewählt, von 251 Delegiertenstimmen waren 58 Neinstimmen, acht Enthaltungen. Müller wurde mit 35 Gegenstimmen und elf Enthaltungen gewählt. Kerkau erhielt 38 Gegenstimmen und 24 Enthaltungen, ebenso die Beisitzer Jörg Bendfeldt und Kai Passow, Rolf Graffenberger 38 Gegenstimmen bei 24 Enthaltungen. Das Votum für die beiden anderen Beisitzer, den neu gewählten Ulrich Voigt und Mädchenreferent Helmut Maack, fiel einstimmig aus, so wie es unter normalen Umständen an der Tagesordnung ist bei Jugend-Kreistagen.

Doch normal scheint in diesem Jugendausschuss auch nach der Sitzung längst noch nicht wieder alles zu sein. Kerkau hatte den Beginn um fast eine halbe Stunde hinausgezögert, weil der als Versammlungsleiter eingeplante Lembke nach einem langen Arbeitstag verspätet eintraf. Allein aber wollte sie den Kreistag um keinen Preis eröffnen, nachdem die Veranstaltung in Siek einen teilweise chaotischen Verlauf genommen hatte.

Mit dem Gegenwind bei den Wahlen habe sie gerechnet, sagte Kerkau, "das ist durchaus verständlich". Ein Beigeschmack aber bleibe. Kerkau: "Ich kann mich nicht als Siegerin fühlen, weil es auf dem Kreistag keine richtige Aussprache gab. Da schwebt noch etwas über uns." An Details zu ihrem Disput mit Morawitz hatten die Delegierten aber offenkundig kein Interesse.

Spannend bleibt, wie es nun weitergeht im Jugendausschuss. Die Atmosphäre in dem Gremium ist seit Monaten schlecht, das geben die Funktionäre offen zu. Mit dem intern umstrittenen Burmeister könnte es weiterhin Auseinandersetzungen geben, "er hat ja klar gesagt, dass er an einer Zusammenarbeit gar kein Interesse hat", sagte Kerkau. Der nächste Streit droht schon am kommenden Montag. Es ist eine Ausschusssitzung angesetzt, Kerkau will Burmeister dann zu einem Gespräch zur Seite nehmen. Sie wünsche sich, "dass wir jetzt endlich wieder in Ruhe arbeiten können". Doch bis dahin ist es ganz offensichtlich noch ein weiter Weg.