An betroffenen Einrichtungen in Glinde und Barsbüttel läuft der Unterricht wie gewohnt. Beamte kontrollieren Einlass. Schüler sehen die Lage gelassen

Glinde/Barsbüttel. Vor dem Haupteingang des Schulzentrums Glinde herrscht bei Schulschluss am Donnerstag ausgelassene Stimmung unter den Kindern und Jugendlichen. Zwei Tage nach der anonymen Amok-Drohung (wir berichteten) kehrt offenbar wieder Normalität in die Klassen zurück. Die Polizei ist an diesem Morgen bereits gegen 9 Uhr abgezogen, nachdem sechs Beamten seit 7 Uhr Einlasskontrollen gemacht und die Umgebung mit einer Streife abgesichert hatten. Tags zuvor war der Unterricht am Gymnasium Glinde, der Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule sowie auch an der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule in Barsbüttel wegen der Bedrohungslage ausgefallen.

„Wir haben keine Angst“, sagen Marcel, 18, und Marlo, 15, auf dem Weg vom Schulzentrum nach Hause. Sie seien sich sicher, dass es ein dummer Streich gewesen war. Ähnlich sehen es auch andere Schüler auf Nachfrage. „Trotzdem fühlte ich mich heute morgen etwas mulmig, als ich zur Schule kam“, sagt Viola. In der ersten Stunde sei das Thema aber von den Lehrern aufgearbeitet worden. Die Achtklässlerin berichtet auch von einer Freundin, die auf Wunsch ihrer Mutter die Schule an diesem Tag nicht besucht hatte. Weitere Jugendliche erzählen ebenfalls, dass in ihren Klassen Schüler aufgrund der Bedrohung gefehlt hatten.

Von Seiten der Schule wolle man sich auf Anweisung des Ministeriums, so heißt es, nicht zu der aktuellen Lage äußern. Anders verhält es sich in der Nachbargemeinde. Die Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule zählt am Donnerstag 15 Krankmeldungen von den rund 700 Schülern. „Wegen der Bedrohungslage. Sie haben Angst. Das ist völlig akzeptabel“, sagt Schulleiter Hartmut Johann.

Der 64-Jährige ist am Donnerstagmorgen rund 45 Minuten früher an seinem Arbeitsplatz als gewohnt. Es ist 7 Uhr und noch dunkel. Wenig später steht er im Eingangsbereich der Schule, neben ihm Bernd Angenendt, Jugendbeauftragter der Polizei für Barsbüttel. Der Beamte war hier schon am Mittwoch im Einsatz. Heute ist Angenendt, der am Morgen von einem Kollegen unterstützt wird, für die Einlasskontrollen zuständig. Das Lehrerkollegium hilft dabei – denn nur die Fachkräfte wissen, wer hier Schüler ist. So wird gewährleistet, dass keine Fremden ins Gebäude kommen. Hartmut Johann begrüßt die Jugendlichen, für die der Unterricht um 7.50 Uhr beginnt. Auch hier fährt ein Streifenwagen mit zwei Beamten den Soltausredder hoch und runter.

Johann und seine Kollegen hatten noch am Mittwoch mit der Schulaufsicht darüber beraten, wie sie mit der Situation umgehen. In der Realität sieht das am Donnerstagmorgen so aus: Die Fachlehrer sprechen mit den Schülern in den ersten beiden Unterrichtsstunden über die Amokdrohung, fragen nach den Befindlichkeiten, erklären und informieren über die Tragweite. Johann übernimmt selbst zwei Klassen. Er sagt: „Die Schüler haben sehr konzentriert gelauscht, einige noch ein mulmiges Gefühl gehabt.“ Die Polizeipräsenz hätten sie nicht als dramatisch empfunden, sondern begrüßt. Die Elternschaft hat laut Schulleiter sehr besonnen reagiert. Das habe er der Lernplattform entnommen, über die viele Erwachsene kommunizieren. „Heute ist schon wieder Normalität eingekehrt“, sagt Johann.

Das gilt auch für die Grundschule am Soltausredder, die nur 150 Meter entfernt liegt. Am Mittwoch war es den Eltern freigestellt, ihre Kinder am Morgen abzuholen. Davon machten viele Gebrauch. Im Laufe des Vormittags leerten sich die Klassen immer mehr. Am Donnerstag erscheinen die Erst- bis Viertklässler nahezu komplett. Auf sie hat die Polizei auch jetzt ein Auge, fährt in regelmäßigen Intervallen am Gebäude vorbei.

„Nur zwei Eltern haben Bedenken geäußert und die Kinder zu Hause gelassen“, sagt Schulleiter Reinhard Kuhl. Er hatte mit einer größeren Zahl gerechnet. Redebedarf besteht auch hier. Kuhl: „Die Kinder haben uns natürlich auch gefragt. Die Lehrer sprechen das Thema bewusst an, „ohne eine besondere Dramatik reinzubringen“.

Die angrenzende Kindertagesstätte hatte am Mittwoch wegen der Vorkommnisse geschlossen. Einen Tag später läuft der Betrieb. Ob sich Eltern besorgt geäußert hätten und alle Kinder erschienen sind? Dazu will eine Erzieherin nichts sagen.

Katja Berger hingegen weiß von Eltern, die ihre Kinder aus Angst am Donnerstag nicht zur Kita gebracht haben. Sie selbst hat eine zehnjährige Tochter an der Gemeinschaftsschule, die sie nach Schulschluss abholt. „Ich war zunächst schockiert von der Nachricht. Es war aber sicher nur ein Streich.“ Deswegen habe sie keine große Angst gehabt. „Ich hatte auch keine Angst“, sagt Tochter Ilana. Ihr Lehrer habe der Klasse erklärt, was passiert sei und sie beruhigt.