Der Ahrensburger Bürgermeister Michael Sarach (SPD) plant mehr Lärmschutz, um die Lebensqualität der Anwohner zu erhalten. Einen Tunnel hält er für kaum finanzierbar.

Ahrensburg . Bei den fünften Ahrensburger Schlossgesprächen fühlte sich Stormarns Landrat Klaus Plöger (SPD) plötzlich an den Streit um den Stuttgarter Hauptbahnhof erinnert. "Das wäre dann Ahrensburg 21", sagte er am Mittwoch zu einem Vorschlag von Bürgermeister Michael Sarach (SPD). Der hatte einmal weit vorausgedacht und beim Treffen regionaler Wirtschaftsvertreter mit dem schleswig-holsteinischen Minister für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, Robert Habeck (Grüne), eine wichtige Verkehrsdiskussion angestoßen: Es geht um die Tieferlegung der geplanten S 4. Diese soll spätestens bis zum Jahr 2018 fertiggestellt werden und unter anderem Bad Oldesloe und Ahrensburg schneller als bisher mit Hamburg verbinden. Was für die Anwohner eine erhebliche Lärmbelästigung zur Folge hat.

"Ich", sagte Ahrensburgs Bürgermeister, "bin ein Befürworter der S 4. Aber wir brauchen eine intensive Debatte darüber, wie der Lärmschutz erfolgen soll." Um das Stadtbild durch bis zu sechs Meter hohe Lärmschutzwände nicht zu stören, machte Sarach den Vorschlag, die Bahntrasse tiefer zu legen als bisher. Drei bis vier Meter auf einer Strecke von mindestens einem Kilometer seien vorstellbar, betonte er. "Das wäre für das Bild unserer Stadt besser als hohe Lärmschutzwände." Einen Tunnel hält Sarach dagegen kaum für finanzierbar.

Allerdings weiß auch der Bürgermeister um die hohen zusätzlichen Kosten einer Tieferlegung. "Gerade deshalb sollten wir darüber intensiv diskutieren", forderte er die regionalen Wirtschaftsvertreter auf, die der Einladung von Norbert Leinius von der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn mbH ins Schloss gefolgt waren. Wie wichtig eine leistungsstarke S-Bahn für Ahrensburg sei, brachte Sarach mit einem Verweis auf die Geschichte zum Ausdruck: "Erst mit der Bahn hat die Stadt Ahrensburg ihre moderne Entwicklung genommen." Das solle auch in Zukunft so bleiben. "Man könnte die Tieferlegung der Bahntrasse zwar als Extravaganz bezeichnen. Sie bringt aber für die Bürger mehr Lebensqualität in der Stadt", fasst Sarach seinen Vorschlag zusammen.

Der Kieler Gesprächsgast Robert Habeck folgte dieser Idee mit Interesse und sagte: "Ich werde das dem Wirtschaftsminister erzählen." Das Projekt sei anspruchsvoll und Lärmschutz für die Anwohner besonders wichtig. Auch Landrat Plöger meinte: "Es lohnt sich, darüber nachzudenken."

Die umstrittene S-Bahn-Linie soll den Kreis Stormarn in einem engeren zeitlichen Rhythmus mit dem Hamburger Hauptbahnhof verbinden als die gegenwärtige R 10. Zwischen Hamburg-Hasselbrook und Ahrensburg sind zwei neue Gleise geplant. Für diesen Abschnitt ist ein Zehn-Minuten-Takt vorgesehen - was die Häufigkeit der Lärmbelästigung drastisch erhöht. Von Ahrensburg bis Bargteheide ist ein zusätzliches Gleis für den 20-Minuten-Takt nötig. Das Planfeststellungsverfahren soll spätestens 2016 enden. Im Jahr 2018 sollen die ersten S-Bahnen durch Stormarn rollen. Die Gesamtkosten liegen nach ersten Schätzungen bei 350 Millionen Euro. Wie teuer eine Tieferlegung der S-Bahn in Ahrensburg ist - dafür gibt es noch keine seriösen Schätzungen.

Neben der Verkehrspolitik loteten die regionalen Wirtschaftsvertreter aus dem Kreis Stormarn gemeinsam mit Minister Habeck aus, wie die Kooperation mit der Hansestadt Hamburg im Rahmen der Metropolregion verbessert werden kann. Experten aus Hamburg waren zu diesem Treffen nicht geladen. Dass es noch immer keinen gemeinsamen Gewerbepark zwischen Hamburg und schleswig-holsteinischen Kommunen gibt, wird vor allem in Stormarn als erheblicher Mangel betrachtet. Im Visier der Planer ist es, in Barsbüttel zwei Flächen für ein gemeinsames Gewerbegebiet auszuweisen. Gutachter würden nun unter anderem Fragen des Naturschutzes prüfen. "Mit den Ergebnissen rechnen wir im Frühjahr." Norbert Leinius, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn, unterstützt die Planungen für ein gemeinsames Gewerbegebiet, bei dem die Gewerbesteuer zwischen den Kommunen und Hamburg geteilt wird. Zu weiteren Gesprächsthemen im Schloss zählten das Gastschulabkommen und die Zukunft der Müllverbrennungsanlage Stapelfeld, die voraussichtlich nach dem Jahr 2016 stillgelegt wird.