Planer stellen Einwohnern Details vor. Zwei Brücken werden erneuert. Gutachten zum Lärmschutz sind in Arbeit

Delingsdorf. "150 Jahre ist die Bahn an Delingsdorf vorbeigefahren. Diese Zeit könnte bald vorbei sein", sagt der Delingsdorfer Bürgermeister Randolf Knudsen (Wählergemeinschaft). Die Landesweite Verkehrsservicegesellschaft Schleswig-Holstein (LVS) stellte im Mehrzweckhaus den Bürgern ihre Pläne für die S 4 von Hamburg bis Bad Oldesloe vor.

"Die Realisierung des zusätzlichen Gleises ist noch nicht gesichert", sagt LSV-Projektleiter Benjamin Schemala. "Hamburg und Stormarn haben sich für den Bau entschlossen. Nun gilt es, auch den Bund von einer Finanzierung zu überzeugen." Nach dem jetzigen Zeitplan soll der Bau 2018 beginnen und 2022 die erste S-Bahn fahren.

Ob der Haltepunkt Delingsdorf tatsächlich kommt, hängt auch von Nutzen-Kosten-Untersuchungen ab. Benjamin Schemala: "Wir sind uns durchaus bewusst, dass Delingsdorf mit knapp über 2000 Einwohnern großes Pendlerpotenzial hat." Die Kostenberechnungen seien voraussichtlich im September fertig. Zum Vergleich: Der Bahnhof Ahrensburg-Gartenholz kostete 8,2 Millionen Euro.

Auch eine S-4-Station bei Ahrensburg West wird geprüft, da dort eine Anbindung an die U 1 erfolgen könnte. Dies sorgte für Unverständnis bei den rund 100 Zuhörern. "Ahrensburg hat jetzt schon drei Bahnhöfe. Ich würde es gut finden, wenn wir aus Delingsdorf nicht immer nach Ahrensburg fahren müssten, um die Bahn Richtung Hamburg zu nehmen", sagt Andrea Borchert.

Die aktuellen Zugfrequenzen werden laut LVS in Zukunft nicht mehr reichen, um alle Pendler nach Hamburg zu bringen. "2021 wird voraussichtlich die Fehmarnbeltquerung abgeschlossen sein", sagt Benjamin Schemala. Dadurch werde der Fern- und Güterverkehr um etwa 50 Züge pro Tag zunehmen. "Weitere Probleme sind die häufigen Verspätungen und Ausfälle der Regionalbahn durch den Mischbetrieb des Nah-, Fern- und Güterverkehrs. Auch der Hamburger Hauptbahnhof ist überlastet."

Deshalb soll die S 4 vom Güter-, Fern- und schnellen Regionalverkehr mit eigenen Gleisen getrennt werden. Bis Hamburg-Hasselbrook werde die Bestandsstrecke genutzt. Von da aus soll eine neue, zweigleisige Strecke bis Ahrensburg entstehen. Bis Bargteheide reicht ein zusätzliches Gleis. "An der Strecke von Hasselbrook bis Bargteheide werden etwa sechs neue Bahnhöfe entstehen", sagt Benjamin Schemala. "Wir erhoffen dadurch eine Steigerung der Fahrgastzahlen um bis zu 50 Prozent gegenüber dem heutigen Regionalbahn-Angebot."

Ein Haltepunkt könnte in Delingsdorf auf der freien Fläche zwischen der Wiesenstraße und Wiebüschen entstehen. 140 Meter lang soll der Bahnhof werden, der sowohl über eine Treppe als auch barrierefrei über eine Rampe erreichbar wäre. "Von der Wiesenstraße wird eine neue Straße zu den Parkplätzen führen", sagt Christian Motzkus vom für die Vorplanung engagierten Ingenieurbüro Inros Lackner. Zusammen mit seinem Kollegen Jörn Fensche und Ulf Schmidt (Ingenieurbüro Vössing) stellte er die Planungen für den Bahnhof vor, die sich noch im Anfangsstadium befinden.

"Der Bahnhof soll mit den Standards des Hamburger Verkehrs-Verbunds ausgestattet sein", sagt Christian Motzkus. "Das heißt, dass es Beleuchtung und einen Wetterschutz gibt und einen Informationsschalter." Bezüglich des Lärmschutzes konnten noch keine detaillierten Aussagen gemacht werden. Dazu werden Gutachten erstellt. Lauter soll es für die Delingsdorfer aber durch die S 4 auf keinen Fall werden. "Grundsätzlich sind Güterzüge immer am lautesten", sagt Benjamin Schemala. "Auf dem S-4-Gleis, das westlich zu den beiden bestehenden Gleisen errichtet wird, werden neue Fahrzeuge fahren, die bis zu 140 Kilometer pro Stunde erreichen können und im Verhältnis kaum hörbar sind."

Des Weiteren soll zwischen Delingsdorf und Bargteheide ein 1000 Meter langes Überholgleis gebaut werden. Ein Bahn-Betriebshof könnte zwischen den Bahnhöfen Ahrensburg-Gartenholz und Delingsdorf errichtet werden. Zudem müssen die Brücken an der Wiesenstraße und am Wiebüschen erneuert werden.

"Generell finde ich es toll, dass Delingsdorf einen Bahnhof bekommen soll", sagt Günter Zak, der sich die Planungen aufmerksam anhörte. "Ich glaube, es hat mehr Vor- als Nachteile für uns. Zwar werde ich wahrscheinlich nicht mehr viel davon haben, aber die jüngere Generation wird es freuen, schnell nach Hamburg pendeln zu können." Das frühe Einbinden und Informieren der Bürger in die Planungen sei gut und wichtig gewesen. Weitere Informationen sind unter www.nah.sh/s4.de zu erhalten. Fragen können auch per E-Mail an kundendialog@lvs-sh.de geschickt werden.