Kantorei-Mitglieder sammeln genug Unterschriften. Es geht um den Verkauf und den Abriss eines Gemeindehauses in Ahrensburg.

Ahrensburg. Mitglieder der Kantorei der Ahrensburger St. Johanneskirche haben mit ihrem Protest gegen den geplanten Verkauf und Abriss des Gemeindehauses in der Rudolf-Kinau-Straße einen ersten Erfolg vorzuweisen: Sie haben weit mehr als die 90 erforderlichen Unterschriften gesammelt, um beim Kirchengemeinderat die Einberufung einer öffentlichen Gemeindeversammlung zu beantragen.

"Dem Antrag muss jetzt stattgegeben werden", sagt Monika Robinson vom Chorbeirat. Am heutigen Mittwoch wollen sie die Unterschriften an Pastor Detlev Paschen, den Vorsitzenden des Kirchengemeinderats, übergerben. Der Termin der Versammlung steht noch nicht fest. Zuerst muss der Kirchengemeinderat beraten.

Der Chorbeirat ist entsetzt über die Pläne. Sofort nach Bekannt werden hatte er mit Mitgliedern des Freundeskreises der Kirchenmusik ein Krisen-Gremium gebildet, um Einfluss auf die Geschehnisse zu nehmen und das Vorhaben zumindest vorläufig zu stoppen.

Anlass für die Verkaufs- und Abrisspläne ist nach Aussage von Paschen die prekäre finanzielle Lage der Kirchengemeinde. Rund 110.000 Euro fehlen in der Kasse - ein strukturelles Defizit. Um sich aus der misslichen Lage zu befreien, wird darüber nachgedacht, sich vom Gemeindehaus zu trennen. Im Gespräch ist auch das von Schimmelpilz befallene Pastorat, aus dem Paschen vor einigen Monaten ausgezogen ist.

Nicht nur Kantorei und Orchester wären vom Abriss betroffen. Auch der Seniorenkreis, der Besuchsdienstkreis, der Gesprächskreis am Nachmittag, der Bastelkreis, die musikalische Früherziehung, die Selbsthilfegruppe für Alkohol- und Suchtabhänge, die Spielgruppen und die Konfirmanden treffen sich an der Rudolf-Kinau-Straße. "Und sie alle sind bisher noch nicht offiziell über die Pläne informiert worden, sagt die Vorsitzende des Freundeskreises, Barbara von Kries. Sie ist wütend und enttäuscht über das lange Geheimhalten einer so wichtigen Angelegenheit.

Alle Kirchengruppen sollten in den Entscheidungsprozess einbezogen werden, fordern Freundeskreis und Chorbeirat. Deswegen sei die öffentliche Gemeindeversammlung so wichtig. Sie böte Gelegenheit, gemeinsam eine für alle akzeptable Lösung zu finden. In einem ersten Schritt hatte das Krisen-Gremium wie berichtet vor rund zwei Wochen einen Brandbrief an die Mitglieder des Kirchengemeinderats geschickt, der auch an Bischöfin Kirsten Fehrs, Bischof Gerhard Ulrich und Propst Hans-Jürgen Buhl gegangen ist. Darin fordern die Unterzeichner einen Aufschub um drei Monate. Denn die Zeit drängt. Nach dem jetzigen Stand soll die Entscheidung bereits bei der nächsten Sitzung des Kirchengemeinderats am 22. Januar fallen. "Dieser Tagespunkt müsste natürlich abgesetzt werden", sagt Monika Robinson, "denn wenn über Verkauf und Abriss bereits entschieden worden ist, würde die Gemeindeversammlung über das Thema keinen Sinn mehr ergeben."

Ob die Entscheidung tatsächlich zugunsten einer Beratung mit allen Kirchengruppen verschoben wird, ist ungewiss. Von Pastor Paschen gibt es dazu bislang keinen Kommentar. In einer früheren Stellungnahme hatte er gegenüber dem Abendblatt betont: Noch sei nichts entschieden. Und alle Gruppen sollten gehört werden. In seiner Antwort auf den Brandbrief des Krisen-Gremiums einige Tage später, war dann allerdings zu lesen: "Angesichts leerer Kassen und defizitärer Haushaltslage wäre es meines Erachtens unverantwortlich, Kirchensteuermittel in marode Gebäude zu stecken und gut vorbereitete Entscheidungen noch länger hinauszuzögern."

Auf Antworten von Propst Buhl oder Bischöfin Fehrs warten die Initiatoren noch immer. Robinson: "Wir fänden es schön, etwas von dort zu hören. Aber bis jetzt ist nichts gekommen." Auf Nachfrage des Abendblatts schickte Propst Buhl folgende Stellungnahme: "Es ist wichtig und richtig, große Entscheidungen, die in einer unserer Kirchengemeinden zu fällen sind, möglichst auf breiter Basis zu diskutieren. Und es ist gut und richtig, wenn sich alle Gemeindeglieder verantwortlich fühlen, zum Wohl der Gemeinde zu agieren." Dabei dürfe aber nicht übersehen werden, dass die Kirchengemeindeordnung der Nordkirche die Hauptverantwortung beim Kirchengemeinderat sieht. Das gelte insbesondere auch für Entscheidungen, die Haushalt, Personal und Gebäude betreffen.

Im Folgenden zählt Propst Buhl sämtliche Aufgaben des Kirchengemeinderats auf. Im Anschluss daran heißt es: "Als Propst bin ich selbstverständlich in einen solchen Prozess mit einbezogen und unterstütze den Kirchengemeinderat dabei, das richtige Maß und die notwendige Begleitung für solche Entscheidungen zu finden." Und weiter: "Niemand allerdings von uns, sei es im Kirchenkreis oder im Kirchengemeinderat, hat das Bedürfnis, sich leichtfertig und unüberlegt von Gebäuden zu trennen, die ja sehr wohl Bestandteil der Erfüllung unseres Auftrages sind. Ahrensburg ist nicht arm an Personal und Gebäudebestand, muss aber auch in der Lage sein, beides auch halten zu können."