Erreger bei Geflügel auf Gut Wulksfelde in Tangstedt nachgewiesen. Kreis ordnet vorsorglich die Tötung von 1500 Tieren an.

Tangstedt. Auf dem Bioland-Hof Gut Wulksfelde in Tangstedt ist ein Geflügel-Influenza-Virus nachgewiesen worden. 1200 Legehennen und 300 Gänse mussten vorsorglich am späten Donnerstagabend getötet werden.

"Es handelt sich um einen vergleichsweise harmlosen Typ des Virus, für Menschen besteht absolut keine Gefahr", sagt Dr. Karlheinz Reisewitz, der zuständige Amtsveterinär des Kreises Stormarn. "Wir haben sofort die nötigen Maßnahmen ergriffen. Die Tiere mussten vorsorglich getötet werden, damit das Virus nicht mit der Zeit mutiert und somit gefährlicher wird." Dies sei das übliche Vorgehen in solch einem Fall. Die toten Tiere wurden dann in die Tierkörperbeseitigungsanlage nach Neumünster gebracht. "Um den betroffenen Hof ist nun ein Sperrgebiet mit einem Radius von einem Kilometer errichtet worden", sagt Reisewitz.

Sperrgebiet bedeutet in diesem Fall, dass in dem Radius alle Geflügelarten drinnen gehalten werden müssen. "Dies betrifft aber nur wenige private Höfe auf Hamburger Gebiet, in Stormarn gibt es dort keine anderen Geflügelhalter", sagt Reisewitz. Dort ansässige Halter, die noch nicht in Kontakt mit den Behörden sind, werden gebeten, sich beim Fachdienst Recht und Veterinärwesen zu melden (Tel. 04531/160 13 84). Auf allen Höfen werden Proben genommen. Bislang sind keine weiteren Fälle festgestellt worden. Auf Gut Wulksfelde wurde das Virus in der vergangenen Woche bei einer regulären Eigenkontrolluntersuchung entdeckt. Das Friedrich-Loeffler-Institut, das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit, bestätigte den Befund am Donnerstag.

Wichtig ist: Es gibt mehrere Arten der Geflügel-Influenza. Bei dem in Tangstedt entdeckten Erreger handelt es sich um H5N3. "Der Erreger ist niedrigpathogen, ist also für Geflügel in der Regel nur gering krankheitserregend", sagt Karlheinz Reisewitz. Dieser Erreger darf nicht mit dem auch für Menschen gefährlichen und hoch ansteckenden Erreger H5N1 verwechselt werden. Zudem ist kein Tier erkrankt, es wurde lediglich der Erreger nachgewiesen. Eine Ansteckungsgefahr geht aber nur von erkrankten Tieren aus.

Landrat Klaus Plöger (SPD) sieht daher keinen Grund für Beunruhigung. "Ich habe aufgeatmet, als ich das Ergebnis der Untersuchung hatte. Für Menschen ist die Gefahr durch brennende Kerzen größer", sagt er. "Falls es Fragen gibt, haben wir ein Bürgertelefon eingerichtet." Dieses ist unter der Nummer 04531/160 11 60 am Sonnabend von 8 bis 14 Uhr zu erreichen.

"Die Bürger brauchen sich keine Sorgen um ihren Weihnachtsbraten zu machen. Er wird ja im Ofen erhitzt. Aber selbst wenn ich ihn roh essen würde, bestünde keine Gefahr. Also: Alles, was Sie in den Kühltruhen haben, können Sie beruhigt essen", sagt Plöger. Schlimm sei die Situation vor allem für den Landwirt. "Es trifft immer die falschen", sagt Plöger.

Der Geschäftsführer des Gutes Wulksfelde, Rolf Winter, sagt: "Es war ein großer Schock für uns. Die Tiere zeigten keinerlei Krankheitssymptome. Aber wir sind dankbar, dass es sich um die niedrigpathogene Form handelt. Uns ist ein großer Stein vom Herzen gefallen." Seit mehr als 20 Jahren arbeite er in dem Betrieb. "Aber so was haben wir noch nie gehabt", sagt Winter. Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums ist es das erste Mal, dass in einem Schleswig-Holsteiner Geflügelbetrieb diese Art der Geflügel-Influenza festgestellt wurde. Anfang Dezember wurde das Virus auf einem Geflügelbetrieb in Hessen nachgewiesen. Im vergangenen Jahr hatte es Fälle in mehreren Bundesländern gegeben. Wahrscheinlich ist, dass das Virus von Wildvögeln übertragen wurde. Für Tiere, die ausschließlich in Ställen gehalten werden, besteht also kaum Ansteckungsgefahr. Das Geflügel auf Gut Wulksfelde aber darf täglich nach draußen.

Viele Menschen hatten wohl auch deshalb ihren Weihnachtsbraten auf dem Biohof bestellt. "Alle Gänse waren schon verkauft", sagt Rolf Winter vom Gut Wulksfelde. "Wir haben die Kunden telefonisch informiert und ihnen Ersatz von Biolieferanten angeboten. Die Kunden waren sehr verständnisvoll", sagt er. Nach Auskunft der Experten ist das Virus für andere Tierarten nicht ansteckend, auf Gut Wulksfelde kann also weiter im Hofladen Rinder- und Schweinefleisch verkauft werden. Und auch Geflügel wird es dort bald wieder geben. Zunächst aber müssen die Ställe desinfiziert und der Mist entsorgt werden. Dieses übernimmt eine Firma für professionelle Tierseuchenbekämpfung, diese hat auch die Tötung der Tiere vorgenommen. "Voraussichtlich im Februar kann dann wieder Geflügel gehalten werden", sagt der Amtsveterinär Karlheinz Reisewitz. Wie hoch der finanzielle Schaden für das Gut Wulksfelde sein wird, kann der Geschäftsführer Rolf Winter noch nicht absehen. "Es wird eine Entschädigung durch den Tierseuchenfonds geben", sagt er. "Aber darum werden wir uns erst kommende Woche kümmern", nach Weihnachten.