Hunde, Pferde, niedergetretenes Schilf, Müll am Strand: Die Gedankenlosigkeit vieler Gäste ärgert ihn.

Großensee. In der vergangenen Woche ist viel über den Großensee geredet worden. Badegäste hatten sich wiederholt über die Hunde beschwert, die an den Badebuchten im Wasser tollen, und über die Pferde, die dort ihr Geschäft verrichten. Das Kreisgesundheitsamt attestiert unterdessen "sehr gute" Wasserqualität.

Ernst-Uwe Peemöller ist ein Mann, der den Großensee kennt wie kaum ein anderer. Seit mehr als zwei Jahrzehnten versieht er Dienst auf dem Naturgewässer. Die Gemeinde hat ihn zum ehrenamtlichen Seeaufseher ernannt. Peemöller kennt die Klagen der Besucher. Er sagt: "In Stoßzeiten sind zwei Dutzend Hunde oder noch mehr am Nordstrand. Und hier baden dann später die Kinder. Das verträgt sich doch nicht miteinander."

Sonnabendnachmittag am Großensee. Die Wasseroberfläche glitzert im Sonnenlicht. Das Freibad am Südstrand ist gut gefüllt. Auch am Nordstrand sonnen sich Familien und Paare. Ein erfrischendes Bad im See bietet eine willkommene Abkühlung. Auch für die Vierbeiner. Ernst-Uwe Peemöller betrachtet das Treiben von seinem Elektroboot aus. "Heute ist eindeutig nicht so viel los wie sonst", sagt er. Für ihn ein Indiz dafür, dass viele Menschen wegen der unhygienischen Zustände nicht mehr an den Strand kommen. Der Nordstrand ist keine offizielle Badestelle. "Weit und breit gibt es keine sanitären Anlagen", sagt Peemöller.

Was sagen die Besucher? Tanja Fritz sitzt mit Sohn Louis am Nordstrand in einer schattigen Ecke. Dass es keine Toiletten gibt, stört sie nicht. "Es ist eben eine Badestelle am See und kein Freibad." Nur der Sand, der sei schon arg schwarz. "Eigentlich ist es so idyllisch hier", sagt Sybille Rüter, die mit ihrem Freund Steve Hall aus Hamburg gekommen ist, aber leider sei es nicht besonders sauber am Strand. Die neunjährige Luni Lucia findet es toll am Großensee. Auch ihre Mutter Carola Jonasson sagt: "Es ist ganz schön. Und es kostet nichts." Ihr Freund Dirk sieht die Dinge anders: "Es ist dreckig hier, der Grillqualm stört, und es gibt weder Duschen noch Toiletten. Das geht gar nicht." Der Qualm stört auch Torsten Schwarz und Claudia Menzel. Trotzdem sind sie zufrieden. "Uns gefällt es gut hier mitten in der Natur."

Ernst-Uwe Peemöller schippert unterdessen in südöstliche Richtung weiter. Dort erstreckt sich entlang des Ufers der Karnap, ein Waldgebiet, in dem für Hunde Leinenzwang gilt. Meistens seien die Halter, die er darauf aufmerksam mache, einsichtig, sagt Peemöller. Nur wenige pöbelten. Ähnliche Erfahrungen macht der Seeaufseher auch mit Gästen, die mit Schlauchboot oder in Kanus auf dem See unterwegs sind. "Boote jeglicher Art sind auf dem See strikt verboten. Das wissen viele leider immer noch nicht", sagt er. An Tagen, an denen besonders viel los ist, fährt er einen Zick-Zack-Kurs. "Hier kommt der Spielverderber" - so nähert er sich den Booten und fordert die Insassen auf, Richtung Strand zu paddeln.

Seeaufseher Peemöller liebt "seinen" Großensee. "Er ist das sauberste Naturgewässer in Norddeutschland. Aber das soll so bleiben", sagt er. Die Gedankenlosigkeit, mit der Menschen die Natur behandelten, ärgert ihn. Peemöller: "Es muss doch nicht sein, dass Hunde quer durch das Schilf schwimmen oder Menschen am Nordstrand ihren Müll liegen lassen oder den Schilfgürtel zerstören, indem sie immer neue Badebuchten anlegen." Manchmal möchte er laut rufen: "Mensch, macht doch den See nicht kaputt!"