Crash auf Bahnübergang - Treckerfahrer rettet sich in letzter Sekunde mit einem Sprung zur Seite. Tausende Bahnkunden mussten auf Busse umsteigen.

Hamberge. Fünf Verletzte und ein Sachschaden in Höhe von mehreren Hunderttausend Euro: Das ist die Bilanz eines schweren Zugunfalls auf der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck. Ein Regionalexpress raste in Höhe Hamberge in einen Traktor, der gerade auf einem Bahnübergang stand. Der Trecker-Fahrer konnte sein Leben in letzter Sekunde durch einen Sprung zur Seite retten. Die Strecke war bis zum Abend in beiden Richtungen voll gesperrt. Dutzende Züge fielen aus.

Hamburg Hauptbahnhof, 11.11 Uhr: Die Vorfreude ist groß bei Andreas Kühlich, als er in den Regionalexpress nach Lübeck steigt. Denn der Student und Journalist ist auf dem Weg zu seiner Freundin. "Wir wollten Urlaub an der Ostsee machen", berichtet er später. Er macht es sich in dem vorletzten Waggon bequem. Während der Fahrt genießt er den Blick auf die Landschaft. Kurz hinter Reinfeld bremst der Zug scharf ab. Es ist genau 11.43 Uhr. "Ich konnte mich gerade noch festhalten, um nicht aus dem Sitz zu fallen", sagt der 34-Jährige und ergänzt: "Nach circa 18 Minuten kam eine Durchsage. Wir sollten den Zug verlassen. Es habe einen Aufprall gegeben." Beim Aussteigen sieht er eine Qualmwolke und brennende Traktorteile, die verstreut auf den Gleisen liegen. Erst jetzt wird ihm das Ausmaß des Unglücks bewusst.

Der Regionalzug RE 21414 ist am Bahnübergang Reecke, an der Grenze zu Stormarn, mit einem tonnenschweren Traktor der Marke John Deere zusammengestoßen. Nach Aussage der Bundespolizei wollte der etwa 40 Jahre alte Fahrer den halbseitig beschrankten Bahnübergang Richtung Westen überqueren.

Durch einen Sprung vom Sitz konnte der Mann dem sicheren Tod entkommen. Er verletzt sich dabei leicht, steht aber unter Schock. Etwa 200 Helfer eilen in das kleine Dorf: Bundespolizei, Sanitäter, Feuerwehr und Bahnmitarbeiter. Sie versorgen vier verletzte Bahnreisende und den Treckerfahrer. Busse bringen die rund 200 Bahnreisenden zum Hauptbahnhof nach Lübeck.

Fahrgast Andreas Kühlich sagt: "Gott sei Dank gab es keine Panik, wir haben uns gegenseitig aus dem Zug geholfen." An der Sammelstelle erfahren die Reisenden, dass der Traktorfahrer lebt. Er wird in ein Lübecker Krankenhaus eingeliefert. Ein Reecker, der keine 100 Meter von dem Bahnübergang entfernt wohnt, hat den Unfall hautnah miterlebt. "Ich habe die Vollbremsung gehört, dann einen dumpfen und sehr heftigen Knall. Wenig später habe ich Flammen gesehen und den Notruf gewählt."

Bahnsprecherin Sabine Brunkhorst: "Oberleitungen und Schienen sind nicht beschädigt worden. Ab Reinfeld wurde ein Bus-Ersatzverkehr zum Lübecker Hauptbahnhof eingerichtet." Um 16.56 Uhr schleppte ein Gerätewagen den Zug nach Lübeck. Um 17.26 Uhr wurde das Gleis nach Hamburg freigegeben. Ab 19 Uhr rollten auf dem Unglücksgleis wieder Züge nach Lübeck. Ob ein technischer Defekt an der Schrankenanlage vorlag, konnte die Bundespolizei noch nicht beantworten. Die Ermittlungen laufen.