Laut Kriminalitätsstatistik gibt es deutlich mehr Autodiebstähle in Stormarn. Grund ist die Nähe zur Großstadt. Die Aufklärungsquote sinkt.

Ahrensburg. Der Hamburger Rand macht den Polizisten Sorgen. Einbrüche und Diebstähle häufen sich dort. So registrierte die für den Kreis Stormarn zuständige Polizeidirektion Ratzeburg im vergangenen Jahr in der Nähe der Großstadt 93 Diebstähle von Fahrzeugen pro 100 000 Einwohner. In Schleswig-Holstein liegt die Zahl bei 42.

"Der Hamburger Rand ist unsere Problemzone", sagte Polizeidirektor Holger Meincke, Leiter des Führungsstabs und stellvertretender Behördenleiter, bei der Vorstellung der Kriminalitätsstatistik in Ratzeburg. Die Gefahr, Opfer einer Straftat zu werden, ist am Rande der Großstadt statistisch gesehen deutlich größer als im übrigen Gebiet der Polizeidirektion. Die Region zwischen den Orten Ahrensburg, Glinde, Reinbek, Barsbüttel und Bargteheide zählt zum Hamburger Rand.

"Bei den Diebstählen haben wir im ganzen Bezirk keine große Veränderung zu den Vorjahren. Doch Stormarn ist wegen der Nähe zu Hamburg stärker betroffen", sagte Kriminaloberrat Thomas Kassun, Leiter der Kriminalpolizeistelle Ratzeburg. Es wurden im Vorjahr in Stormarn 7128 Fälle erfasst, ein Anstieg gegenüber dem Jahr 2010 um 119 und damit 1,7 Prozent. Diebstahl hat einen Anteil an der Gesamtkriminalität Stormarns von 49,2 Prozent.

Diese hohe Zahl wirkt sich auch direkt auf die Aufklärungsquote aus. "Sie ist weiter gesunken. Da sind wir nicht stolz drauf", sagte Meincke. "Diebstähle sind für uns häufig nur schwer aufzuklären. Steigt also die Zahl der Fälle, sinkt die Aufklärungsquote", sagte der Polizeidirektor. Aufgeklärt werden konnten von allen erfassten Fällen knapp 43 Prozent, 2010 waren es noch 45,5 Prozent. Die Quote liegt deutlich unter dem Landesschnitt von 48,2 Prozent. Laut Polizei liegt das vor allem an der Lage Stormarns. "Durch die Nähe zu den Bundesländern Hamburg, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern sowie durch die gute Anbindung durch die Autobahnen kommen Täter schnell hin und auch wieder weg", sagte Sonja Kurz, Sprecherin der Polizeidirektion. So habe man es häufig mit auswärtigen Tätergruppen zu tun.

+++ Die Opfer in den Fokus rücken +++

Dennoch haben die Kriminalisten bei den Diebstahlsdelikten auch einen positiven Aspekt zu vermelden. Landesweit scheitert ein Drittel aller Einbrüche an Sicherheitsvorkehrungen. Aus diesem Grund hatte der schleswig-holsteinische Innenminister Klaus Schlie (CDU) bei der Vorstellung der Landesstatistik die Bürger dazu aufgerufen, das eigene Hab und Gut besser zu sichern. "Der Bezirk der Polizeidirektion Ratzeburg liegt hier deutlich über dem Landesdurchschnitt. In Stormarn scheitern 46 Prozent der Einbruchsversuche", sagte Kriminaloberrat Thomas Kassun. Die Gesamtzahl der Einbrüche blieb mit 866 im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant.

Deutlich gestiegen ist in Stormarn allerdings die Zahl gestohlener Autos. Kassun: "Eine Zunahme von 28 Prozent ist eine ziemliche Hausnummer." Wurden 2010 noch 192 Fahrzeuge gestohlen, waren es im vergangenen Jahr 246. "Hat man es im Kreis Herzogtum Lauenburg eher mal mit einem örtlichen Täter zu tun, sind es in Stormarn meist Auswärtige", so der Kriminaloberrat. Das erschwere die Aufklärungsarbeit zusätzlich. "Wir wollen die Zusammenarbeit mit den Kollegen aus Hamburg und Niedersachsen weiter intensivieren und uns stärker vernetzen", kündigte Holger Meincke an. Er sieht in diesem bereich auch für die nahe Zukunft einen Handlungsschwerpunkt in der Polizeiarbeit.

Insgesamt sei die Lage "relativ entspannt" und "besser als im Land", so Polizeidirektor Meincke. "Wir haben lediglich einen Anstieg der Fälle von 1,8 Prozent, für Stormarn verzeichnen wir gar einen Rückgang um 3,5 Prozent", sagte er. Im Kreisgebiet wurden 2011 insgesamt 14 497 Fälle registriert, 528 weniger als im Vorjahr. Meincke: "Guckt man sich die Entwicklung seit 2006 an, so verzeichnen wir einen Rückgang von 10,3 Prozent."

Kriminaloberrat Hans-Jürgen Köhnke, Leiter der Kriminalpolizeidienststelle Bad Oldesloe, ging auch auf die Opfer ein. "Wir wollen deutlich machen, dass wir die Opfer in den Mittelpunkt rücken", sagte er. Nach einem Einbruch fühlten sich die Menschen in ihren eigenen vier Wänden nicht mehr wohl, andere trauten sich im Dunkeln nicht mehr auf die Straße. Köhnke: "Die Gesellschaft muss sich mit diesen Folgen beschäftigen. Wir wollen dabei Hilfsangebote vermitteln."