Kirche sei mit Leitung des Sieker Kindergartens überfordert. Gemeinde verlangt bis 28. Februar ein Zukunftskonzept

Siek. Krankheitsausfälle, Kündigungen, überlastete Erzieher, kaum Informationen - bei einer außerordentlichen Gemeindevertretersitzung forderten Eltern den Rücktritt der Kirche als Träger der örtlichen Kita. "Unser Kindergarten hat überregional einen schlechten Ruf. Ich bin die Situation mit der Kirche leid", sagte Elternvertreter Patrick Schenkel.

Schon lange hat der Kindergarten Personalprobleme. Mehrere Erzieherinnen waren lange krank, in den vergangenen zwei Monaten quittierten vier Mitarbeiter den Dienst. Der Elternärger erreichte seinen vorläufigen Höhepunkt vergangene Woche, als die Kirche ein Schreiben an alle Eltern schickte. Darin hieß es, dass zwei Elementargruppen kurzfristig aufgelöst werden müssten. Übers Wochenende sollten Eltern, die sich auf einen Notplatz bewerben wollten, eine schriftliche Begründung dafür abliefern. Dienstagabend hieß es dann, die Kirche habe kurzfristig Zeitarbeitskräfte gefunden, der Betrieb könne doch weiterlaufen. Doch am Mittwochmorgen tauchten besagte Zeitarbeiter nicht auf. Schenkel: "Der ganze Ablauf ist eine absolute Unverschämtheit."

Kirchenvorstand Marten Gereke sagt, er könne die Wut grundsätzlich verstehen. "Ich kann aber nicht zurücknehmen, was passiert ist." Künftig solle alles anders werden. Gereke: "Bisher war der Personalschlüssel falsch berechnet. Jetzt wurde er angepasst."

Pastor Christian Schack sagte, auf die ausgeschriebenen Stellen habe die Kirche sieben Bewerbungen erhalten und könne jetzt voraussichtlich drei neue Kräfte zum 27. Februar, zum 1. März und zum 1. April einstellen. Allerdings sei der Arbeitsmarkt momentan sehr bewerberfreundlich. "Wir können natürlich nicht garantieren, dass die neuen Betreuerinnen bis dahin nicht doch noch andere Stellen annehmen", sagte der Pastor. Auch sein Kind besucht die Sieker Krippe.

Viele Eltern sind verunsichert. Einige behalten ihre Kinder sogar zu Hause. Die Meilsdorferin Simone Salapatas stellte die entscheidende Frage: "Gehen die Gedanken der Gemeinde dahin, den Träger zu wechseln?" Darüber soll in der nächsten Sitzung am 28. Februar beraten werden. Die Meinungen sind geteilt. Fakt ist jedoch, dass auch die Gemeinde sich von der Kirche nicht ausreichend informiert fühlt. Bürgermeister Arnold Trenner (SPD) erfuhr erst am Donnerstagabend per E-Mail von der geplanten Schließung der Gruppen. Laut Schack sollte die Mail bereits früher verschickt werden. Der Pastor: "Offenbar war der Server kaputt."

Die Gemeinde hat vier weitere Institutionen angeschrieben, die als Träger in Frage kämen. Deren Konzepte werden jetzt geprüft. Trenner: "Wir wollen sehen, was es noch für Möglichkeiten gibt." Die Kinder bräuchten endlich feste Bezugspersonen. Der Bürgermeister sagt aber auch: "Die neue Leiterin ist erst seit Januar im Amt. Ihr sollten wir eine Chance geben."

Die Vorsitzende des Kindergarten-Ausschusses, Stefanie Ketelsen (CDU), ist mit ihrer Geduld dagegen am Ende. "Die Kirche ist einfach einen Schritt zu weit gegangen, das kann man nicht mehr schönreden", sagte sie. In ihren Augen gehe es so nicht weiter. Ketelsen: "Ich möchte, dass der Pastor das tut, was er kann, nämlich predigen. Aus der Personalie Kindergarten soll die Kirche sich künftig aber heraushalten."

Auch bei anderen Gemeindevertretern wurde die Frustration deutlich. Götz Reppel, Fraktionssprecher der SPD, sagte auf die Frage, welchen Einfluss die Gemeinde nehme: "Wir sind dazu verdonnert, zu zahlen. Mehr Einfluss haben wir zunächst nicht." Christian Blank (SPD) ergänzte: "Wenn es im Kindergarten so chaotisch weitergeht, muss möglicherweise eine außervertragliche Lösung gefunden werden." Rechtlich ist der Vertrag mit dem Träger frühestens zum 1. Januar 2014 kündbar. Christian Blank gab auch zu bedenken: "Das Problem ist, dass es um viel Geld geht. Wir müssen mit der Kirche weiterarbeiten."

Das sieht CDU-Frau Stefanie Ketelsen anders. Die Gemeinde habe noch Geld von einem eigens für den Kindergarten gegründeten Förderverein. "Das Geld war eigentlich für Ausflüge gedacht. Da aber ständig das Personal dafür fehlt, ist eine große Summe zusammengekommen."

Die Elternvertreter verlangten, der Kirche ein Ultimatum zu setzen. Patrick Schenkel: "Wenn sich bis zum 31. Juli keine Besserung eingestellt hat, soll die Kirche freiwillig als Träger zurücktreten." Am 28. Februar soll die Kirche zunächst ein zukunftsfähiges Konzept vorlegen. Pastor Schack sagte, es habe schon ein erstes Treffen "mit Fachberatung" gegeben: "Ich bin zuversichtlich, dass wir es schaffen." Die Gemeindevertreter werden in der Sitzung darüber abstimmen, wie es weitergeht. Ketelsen: "Wenn die Kirche kein akzeptables Konzept hat, werde ich dafür plädieren, den Vertrag aufzulösen und uns nach einem neuen Träger umzusehen."