In unserer Serie stellen wir Unternehmen aus Stormarn vor. Was ist das Besondere, wie denken die Mitarbeiter? Alice Friedrich hat sich im Betrieb im Herzen der Gemeinde umgesehen.

Delingsdorf. In die rustikale Einrichtung des Hofrestaurants "Glantz & Gloria" mischt sich weihnachtliches Dekor. In der großen Halle nebenan ist der Weihnachtsmarkt aufgebaut. Gegenüber im neuen "GlantzHaus" gibt es Wohnkultur und Lebensart aus Skandinavien. Das Spielhaus und die kleine Bastelstube für die Kinder stehen da, wo im Sommer Erdbeeren und Spargel pfundweise über den Holztresen gehen. "Delingsdorf hat für uns ein Stadium erreicht und ein Gesicht bekommen, das wir schön finden und das Bestand haben soll", sagt Enno Glantz.

Seit 1972 führt der leidenschaftliche Erdbeerbauer den Hof im Herzen von Delingsdorf direkt an der B 75. Als jüngstes von fünf Kindern war Enno Glantz eigentlich nicht als Nachfolger für den väterlichen Betrieb vorgesehen. Aber ebenso wie der Senior hatte der Junior die nötige Leidenschaft für die Landwirtschaft und den Pioniergeist des Vaters. Günther Glantz baute Anfang der 60er-Jahre als einer der ersten Landwirte Erdbeeren als Feldkultur an. Enno Glantz setzte von vornherein auf die Direktvermarktung der roten, aromatischen Früchte und erfand die knallroten Verkaufsstände in Erdbeerform. Mit fünf Verkaufsstandorten ging er an den Start. Heute stehen die unverwechselbaren "Erdbeerhäuschen" an mehr als 200 Standorten in Hamburg und Schleswig-Holstein. Rund 50 Tonnen Erdbeeren gehen in der Saison locker weg. Vater und Sohn entwickelten die Marke "Erdbeerhof Glantz" zu einer festen Größe im norddeutschen Raum.

Auch im Hof-Restaurant werden die Früchte verarbeitet. "Überhaupt verwenden wir hier überwiegend Produkte wie Spargel, Himbeeren, Wild aus der Region", sagt Herbert Maas (60). "Entsprechend unserem gastronomischen Vier-Jahreszeiten-Konzept bedeutet diese andere Gastronomie eine Speisekarte, die sich ausschließlich an der Saison orientiert und so Gerichte aus selbst erzeugten Produkten zur Erntezeit in absoluter Frische und Reife bietet." Maas ist der Chef der Küchen-Crew, die aus zwei Köchen, zwei Auszubildenden und diversen Aushilfen besteht. Nicht zu vergessen die drei "Kuchendamen", die das reichhaltige Kuchenbüffet im Restaurant täglich mit verschiedensten Torten und Bleckkuchen bestücken. "Hier ist alles selbst gemacht, sogar die Tortenböden", sagt Maas. Er hat früher in Stapelfeld gekocht, dann holte ihn Enno Glantz vor zwei Jahren nach Delingsdorf. "Etwas Besseres hätte mir nicht passieren können", sagt Herbert Maas.

Seinem Sohn Michael auch nicht, der als Geschäftsführer die Geschicke von "Glantz & Gloria" lenkt. Das Betriebsklima? Das sei ausgesprochen gut, sagt Herbert Maas. "Alt und Jung passt hier toll zusammen. Wir verstehen uns gut." Darauf achte auch der Chef. Der sei einfach unbezahlbar. "Ist doch so, nicht Loschi?" Daniela Losch-Svihorikova (29) beantwortet die Frage von Herbert Maas mit einem zustimmenden Nicken. Sie hat bei Glantz & Gloria die Ausbildung zur Restaurantkauffrau gemacht, ist heute stellvertretende Geschäftsführerin und arbeitet im Service mit. "Es macht Freude, in einem so schönen Ambiente und mit netten Kollegen zu arbeiten", sagt sie. Der Chef schaut täglich auf eine Tasse Kaffee und einen kleinen Plausch vorbei. Auch im "GlantzHaus" bei Marianne Schmidt und ihrem Team lässt er sich regelmäßig blicken. Die 44-Jährige ist gelernte Schauwerbegestalterin und leitet den besonderen Laden für dekorative Wohnaccessoires, schöne, weiße Kleinmöbel und charakteristisch skandinavische Wohnwelten. Die Liebe für schöne Details liegt Marianne Schmidt im Blut. "Alle vier bis fünf Wochen gestalten wir den Laden komplett um", sagt sie. Das sei in den neuen größeren Räumlichkeiten viel besser umzusetzen.

Enno Glantz sagt von sich selbst, er sei ein Team-Spieler. Aufgaben müsse man delegieren und Mitarbeitern Verantwortung übertragen. "Nur eine starke Mannschaft hat Erfolg", sagt der leidenschaftliche Erdbeerbauer und Pferdesportler. Zum Stammpersonal gehören rund 40 Mitarbeiter. In der Spitze beschäftigt der typische Saisonbetrieb 1500 Mitarbeiter. Ob Erdbeeren, Himbeeren, Spargel - Spitzenqualität ist das oberste Gebot. Nur wenn er die liefere, habe er Chancen auf dem Markt, weiß Enno Glantz. Verkauft wird nur, was von den eigenen Feldern kommt. Nach wie vor dreht sich bei Glantz alles um die Erdbeere. An dem roten Früchtchen liegt es auch, dass der Landwirt trotz aller Krisen für seinen Betrieb weiterhin eine gute Entwicklung sieht. "Die Erdbeere hat mich noch nie im Stich gelassen", sagt er und: "Dass wir uns die nicht mehr gönnen, ist unvorstellbar." Zwei Drittel ihrer Zeit verbringen der Landwirt und Ehefrau Lisa in Delingsdorf, den Rest auf dem Familiengut in Hohen Wieschendorf bei Wismar. 1945 war die Familie Glantz von den Sowjets enteignet und vertrieben worden. 1991 kaufte Enno Glantz den Hof zurück. Heute ist das Gut mit 450 Hektar Anbaufläche auf Erdbeeren - versteht sich! - und Weihnachtsbäume spezialisiert.