Stormarner wehren sich gegen Zwangsmitgliedschaft im Verband. 1300 Grundeigentümer haben sich in Interessengemeinschaft zusammengeschlossen. Beim Kreis sind jetzt schon 1100 Widersprüche eingegangen.

Ahrensburg. Die Aula der Heimgartenschule in Ahrensburg platzt bereits aus allen Nähten. Dennoch strömen immer mehr Menschen in das Schulgebäude. Sie alle beschäftigt seit Tagen nur eines: der Heranziehungsbescheid zur Zwangsmitgliedschaft im Gewässerpflegeverband (GPV) Ammersbek-Hunnau, den sie vor rund zehn Tagen erhalten haben.

Viele Bürger sind verunsichert, die meisten sind aufgebracht an diesem Montagabend. Die Menschen haben eine Reihe von Fragen, die sie der Kreistagsabgeordneten Hedda Bluschke (FDP), dem Rechtsanwalt Rolf Finkbeiner oder Hans-Peter Hansen von Haus & Grund Ahrensburg stellen wollen. Rund 300 Stühle hatten die Organisatoren der Informationsveranstaltung - die Interessengemeinschaft Gewässerpflege-Ärger, die Unabhängige Wählergemeinschaft Ammersbek (UWA) und der Verein Haus & Grund - aufgebaut. Schnell wird deutlich, dass die Stühle bei weitem nicht ausreichen. Die Menschen hocken sich auf die Treppenstufen, nehmen auf Tischen Platz oder bleiben am Rand stehen. Weitere Stühle werden herangeschafft.

Nach Zählungen der Veranstalter drängen sich am Ende rund 850 Menschen in der Aula. Viele Bürger sind extra gekommen, weil Landrat Klaus Plöger angekündigt worden war. Er lässt sich aber genauso wie der Verbandsvorsteher Hans-Jürgen Wriggers vom Gewässerpflegeverband Ammersbek-Hunnau entschuldigen.

"Wenn ihnen die Bürger wichtig wären, wären beide hier", meint Hartmut Timme, Sprecher der Interessengemeinschaft, die mittlerweile 1300 Mitstreiter zählt. Für seine Aussagen erntet er zustimmende Zurufe aus dem Publikum. "Es ist eine Frechheit, dass sich die Politiker nicht anhören, was wir wollen", sagt Peter Lehmann (66) aus Ammersbek. "Sie machen uns zwangsweise zu Mitgliedern - das kann nicht angehen."

Auch Otto Karner aus Ahrensburg hätte sich gewünscht, dass sich mehr Politiker den Fragen der Bürger stellen. "Anstatt auf dem Marktplatz zu stehen, hätten sie mal herkommen sollen", sagt er.

Nachdem Hartmut Timme über die Interessengemeinschaft informiert und Anwalt Finkbeiner über die Rechtslage aufgeklärt hat, sind die Bürger an der Reihe. Roland Jäckel (50) meldet sich als Erster zu Wort. "Wenn wir alle Mitglieder sind, können wir dann nicht in einer Mitgliederversammlung den Verband auflösen?", fragt der Ammersbeker. Die Menschen im Saal sind von diesem Vorschlag begeistert.

"Theoretisch ist das möglich", antwortet Rechtsanwalt Finkbeiner. Als Mitglieder hätten sie die Chance, bei der Mitgliederversammlung einen Verbandsausschuss zu wählen. "Der kann dann beschließen, den Verband aufzulösen", erläutert der Anwalt.

Sabine Elender (52) möchte wissen, welche Kosten das Einlegen eines Widerspruchs mit sich bringt. Finkbeiner will sich jedoch auf keine genaue Summe festlegen. Der Anwalt weist darauf hin, dass die Interessengemeinschaft eine Sammelklage anstrengen wolle.

Es liegen Zettel aus, auf denen sich interessierte Bürger eintragen können. Sabine Elender schreibt ihren Namen auf einen der bereits überfüllten Zettel. Mehr als 100 Menschen haben bereits Interesse an einer Sammelklage bekundet.

Ernst Sievers aus Ahrensburg beschäftigt etwas ganz anderes. Auf seinem Bescheid ist ein Grundstück angegeben, das ihm gar nicht gehört. "Was soll ich jetzt machen?", fragt der 70-Jährige. Die Antwort von Finkbeiner kommt prompt: "Sie brauchen nur Widerspruch einzulegen und zu schreiben, dass das nicht Ihr Grundstück ist." Ernst Sievers will den Rat befolgen.

Viele andere haben ihre Protestbriefe gegen die Zwangsmitgliedschaft bereits abgeschickt. Bei der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe sind bis gestern bereits rund 1100 Widersprüche eingegangen, berichtet Hans-Gerd Eissing, Fachbereichsleiter Umwelt der Kreisverwaltung. "Und es kommen ständig neue herein."

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