Sowohl junge Familien als auch ältere Paare zieht es in die Region. Neubürger schildern, warum sie sichfür den Kreis Stormarn entschieden haben.

Bargteheide/Reinbek. Attraktiver Wirtschaftstandort, reizvolles Landschaftsbild, norddeutsch-idyllische Dörfer zwischen den Hansestädten Lübeck und Hamburg gelegen: Stormarn hat viel zu bieten und erfreut sich wachsender Beliebtheit. Das belegen die aktuellen Zahlen des Statistischen Landesamtes Schleswig-Holstein.

Die Einwohnerzahl stieg bis März 2009 im Vergleich zum Vorjahr um 1172 auf 227 343 an - entgegen der bundesdeutschen Entwicklung, wonach Deutschland zum ersten Mal seit Mitte der 90er-Jahre unter die 82-Millionen-Grenze rutscht. Und auch das Land Schleswig-Holstein schrumpft.

Besonders Hamburger zieht es ins Umland. Im Speckgürtel finden viele, was sie suchen: bezahlbare Grundstücke, mehr Platz und Ruhe, ein Fleckchen heile Welt für die Familie. So auch Familie Schiller, die zuvor in Hamburg gelebt hatte. Mit der Geburt der Töchter, heute vier und sechs Jahre, zog es sie 2006 nach Bargteheide ins Neubaugebiet Kornmühle. "Wir haben im Internet nach so einem Grundstück im Grünen gesucht. Innerhalb von vier Monaten stand unser Haus", erinnert sich Xenia Schiller. Sie vermisse nichts: "Es gibt Geschäfte, ein Theater, ein Kino, gute Einkaufsmöglichkeiten. Ich habe sogar schon schöne Kleidungsstücke gefunden." Trotzdem fährt sie regelmäßig nach Hamburg: "Meine Mutter ist dort, wir besuchen sie öfter. Oder wir fahren nach Glinde, wo mein Mann herkommt."

Gebaut wird überall in Stormarn. Ein Beispiel ist das gerade erschlossene Wohngebiet Robinien in Reinbek-Neuschönningstedt. Diese Ecke haben Frauke und Hans-Joachim Wulff für sich entdeckt. Die Sachbearbeiterin und der DB-Teamleiter wollten eigentlich nicht mehr neu bauen - schon gar nicht außerhalb Hamburgs, ihrer vorigen Heimat. "Dann hat uns der Gedanke nicht mehr losgelassen", sagt Frauke Wulff. Eine Neubausiedlung kam für den 61-Jährigen und seine 44-jährige Frau anfangs nicht infrage. Bis sie auf Robinien stießen: "Als ich herkam, hatte ich gleich das Gefühl, das könnte was werden", erinnert sich Hans-Joachim Wulff. Die neue Bleibe sollte alle Kriterien altersgerechten Wohnens erfüllen. "Wir wollten eine ebenerdige und eingeschossige Fläche. Ein solches Grundstück fanden wir nirgendwo in Hamburg", erzählt der Hausherr. In Reinbek konnte das Paar das Projekt mit seinem Bungalow verwirklichen. Sie bauten im März ein Niedrigenergiehaus, das mit Erdwärme beheizt wird: "Hier sind wir unabhängig von Gas und Öl, vielleicht werden wir noch Fotovoltaik nutzen", erzählt Herr Wulff.

Für ihre Arbeit muss Frauke Wulff nach Horn fahren: "Aber ich fahre gern mit Bus und Bahn, das klappt gut." Ihr Mann tat sich ein wenig schwerer, aus seiner alten Heimat Hamburg-Schnelsen wegzuziehen. Weil aber Kinder, Enkel und Freunde in Hamburgs Nordosten und Umgebung leben, sind Besuche und Treffen jetzt schneller und praktischer zu verabreden.

Es zieht Familien und Ehepartner vor allem in die Orte, die ihnen sowohl Komfort und Infrastruktur als auch Land und Ruhe bieten können: "Wir fahren gern Fahrrad, joggen, lieben die Natur. Da ist diese Region perfekt für uns", sagt Frauke Wulff aus Reinbek-Neuschönningstedt. Ähnlich sehen das Familie S., die aus beruflichen Gründen nicht genannt werden möchte, und ihre Nachbarn, Petra und Olaf Kreuter. Beide Ehepaare haben jeweils zwei Kinder. Ihr Zuhause ist seit gut einem Jahr das Neubaugebiet Buchenweg in Ahrensburg. Ausschlaggebend bei der Entscheidung war für Kreuters, die aus München herzogen, eine gute Infrastruktur und die Nähe zu Hamburg. "Ahrensburg hat genau die richtige Größe, es gibt Schulen und Kindergärten. Die Preise sind auch in Ordnung", sagt Olaf Kreuter, der als selbstständiger Kaufmann von Zuhause aus arbeitet. Seine Frau muss als Personalreferentin täglich nach Reinbek: "Die unmittelbare Nähe war uns wichtig." Nur ein Kino fehle ihm und seiner Frau Petra, wenn sie abends mal schnell raus wollten, ohne die Kinder. "Aber wir pendeln sowieso oft nach Hamburg." Seine Nachbarin Anke S. fügt hinzu: "Das Neubaugebiet ist gut angelegt, es ist so gebaut, dass der Bus nicht reinfahren darf, weil es Spielstraßen sind." Die 35-jährige Mutter eines einjährigen Sohnes und einer dreijährigen Tochter ist noch in Elternzeit, schätzt besonders Nachbarschaftshilfe und Kontaktpflege im Neubaugebiet: "Man kriegt schnell Anschluss, weil wir alle in ähnlichen Lebenslagen stecken. Hier wohnen viele junge Familien. Das ist wirklich nett gemeinsam, man kennt und hilft sich." So haben sie und Kreuters rasch Freundschaften geschlossen.

Sind die Kinder älter, biete der Kreis viele Möglichkeiten, sagt Xenia Schiller. "Meine Tochter wird zweisprachig unterrichtet. Die Kleinere geht in einen bilingualen Kindergarten; eine Erzieherin spricht deutsch, die andere nur englisch mit den Kindern. Das ist eine tolle Sache", sagt die Frau, die bald wieder in ihren Beruf als Beamtin bei der Telekom einsteigen will. Wegziehen, das kommt wohl nicht mehr infrage. Nicht für das Ehepaar Wulff, nicht für Kreuters und bestimmt nicht für Schillers. Xenia Schiller lächelt und sagt: "Vom Gefühl her ist das schon mein Zuhause. Ich fühle mich hier so wohl, dass ich nie wieder weg möchte."