“Bei der Betreuung von Unfallopfern sind sie einfühlsamer als Männer“, sagt der Kreiswehrführer. Abendblatt-Reporterin Dorothea Benedikt stellt fünf von ihnen vor.

Von wegen schwaches Geschlecht - Sandsäcke schleppen, Autos mit schwerem Gerät aufschneiden oder im Notfall Türen aufbrechen, das sind bei der Feuerwehr nicht mehr nur Aufgaben für harte Jungs. Die Zeiten, in denen der Job der Retter reine Männersache war, sind längst vorbei. Während die Zahl der männlichen Neuzugänge in den vergangenen Jahren rückläufig war oder stagnierte, wächst die Zahl der Frauen bei den Wehren. Im Jahr 2007 waren es in Stormarn noch 243 Frauen gewesen. Ein Jahr später bereits 281. Bei insgesamt 3338 Feuerwehrleuten entspricht das einer Quote von 8,4 Prozent. Ein Jahr zuvor hatte sie noch bei 7,3 Prozent gelegen.

"Frauen sind bei der Feuerwehr enorm wichtig", sagt Kreiswehrführer Gerd Riemann. "Natürlich gibt es Situationen, in denen Männer klar im Vorteil sind, weil sie meist kräftiger gebaut sind." Frauen haben seiner Ansicht nach aber "mehr Fingerspitzengefühl und treffen manchmal auch eher den richtigen Ton als Männer. Bei der Betreuung von Unfallopfern sind sie viel einfühlsamer als Männer", sagt Riemann. Wichtig sei ihm aber auch festzustellen, dass die Stormarner Feuerwehrfrauen bei körperlich anstrengenden Aufgaben richtig zupacken können - genauso wie Männer. Die Feuerwehrfrauen stünden mit an vorderster Front, wenn es bei einem Großfeuer richtig zur Sache gehe, wenn die Retter mit schwerem Atemschutz in ein brennendes Haus müssten.

Um Stormarns Frauen für die Arbeit zu begeistern, hatten die Feuerwehren im vergangenen Jahr mit provokanten Plakaten um Kameradinnen geworben. "Frau an den Herd - Brandherd", hieß einer der Werbeslogans. Oder "Frauen sind Katastrophen - gewachsen". Für ihre Arbeit bekommen übrigens weder die Feuerwehrfrauen noch -männer Geld. Denn im Kreis gibt es keine Berufsfeuerwehr wie etwa in Lübeck oder Hamburg. Die 89 Wehren sind allesamt "Freiwillige". Alle Mitglieder arbeiten ehrenamtlich. Lediglich ihre Ausrüstung bekommen sie gestellt.

"Es ist schwer, neue Mitglieder anzuwerben. Deshalb setzen wir auch gezielt auf eine gute Jugendarbeit und fördern diese", sagt Gerd Riemann.

36 Jugendwehren gibt es im Kreisgebiet. Und auch bei den kleinen Kameraden ist der Trend, dass immer mehr Mädchen dabei sind, zu erkennen. Von den 788 Mitglieder der Jugendfeuerwehren waren im vergangenen Jahr 170 weiblich, das sind 21,6 Prozent. Ein Jahr zuvor lag die Quote noch bei 20,9 Prozent.

Für den Kreiswehrführer ist dies eine erfreuliche Entwicklung. Er hofft, dass in Zukunft bald wieder eine Frau eine Führungsposition bei einer Stormarner Feuerwehr einnimmt. "Wir hatten mal in Westerau sechs Jahre lang eine Wehrführerin", erinnert sich Kreiswehrführer Gerd Riemann: "Leider musste sie jedoch aus gesundheitlichen Gründen aufhören."