Das Stammkapital hat sich seit der Gründung auf 152 000 Euro versechsfacht. 45 000 Euro wurden für Hilfsprojekte ausgeschüttet.

Bargteheide. Viel ist nicht zu sehen. Nur eine Windel, aus der zwei Babyfüße ragen. Wie vom Storch gebracht, hängt das kleine "Paket" in der Luft. Aber die emotionale Botschaft des Plakates ist klar: Kinder haben eine dünne Haut und brauchen unseren Schutz. Und sie sind ein Geschenk, das sich nur unter Obhut entfalten kann und dabei voller Überraschungen steckt. "Wundertüte" steht darüber. "Das ist mein Lieblingsmotiv", sagt Ingo Loeding vom Vorstand der Stiftung zur Förderung der Kinderhäuser in Stormarn.

Diese etwas andere "Wundertüte" ist eins von zehn verschiedenen Motiven, die ab Sonnabend, 28. November, plakatiert werden und auch als Zeitungsanzeige auf die Situation von Kindern und Jugendlichen in Stormarn aufmerksam machen sollen. Alle Motive haben diese liebevolle Doppeldeutigkeit. So hat das "Wunschkind" eine Weihnachtsmütze auf. Und der Opa - an der rechten Hand ein Stock, an der anderen zwei Enkel - zeigt, was "Zukunftsweisend" ist.

Anlass für die Öffentlichkeitskampagne der Stiftung ist ihr zehnjähriges Bestehen. Die Stiftung hat sich zu einem verlässlichen finanziellen Partner der Kinderhäuser in Ahrensburg, Bargteheide und Bad Oldesloe entwickelt.

"Wir verbinden mit unserer Aktion einen Appell für mehr Kinder- und Familienfreundlichkeit. Aber zugleich möchten wir die Stiftung und damit die Idee einer dauerhaften Hilfe für Kinder bekannter machen", sagt der Vorsitzende des Stiftungsrats, Christopher Kramer. "Ohne private Unterstützung würde unsere Arbeit zusammenbrechen", ergänzt Loeding, der zugleich stellvertretender Landesvorsitzender des Deutschen Kinderschutzbundes (DKSB) ist. 80 Prozent der Kosten kommen von Kreis, Land und Städten. Der Rest werde über ehrenamtliche Arbeit oder Spenden ermöglicht. Wichtig sei, den Unterschied zwischen Spende und Zustiftung zu verdeutlichen. "Spenden kommen einem bestimmten Zweck direkt zugute und müssen innerhalb von 18 Monaten verwendet werden", sagt Ingo Loeding. Zustiftungen erhöhen dagegen das Stammkapital. Und je höher das ist, umso höher ist auch der Zinsertrag. Und mit diesem Geld lässt sich arbeiten. Loeding: "Dahinter steckt der Gedanke der Nachhaltigkeit. Das war auch der Grund, warum wir die Stiftung gegründet haben. Wir wollten die Möglichkeit haben, im Notfall eine Stelle finanzieren zu können, sollten einmal öffentliche Gelder wegfallen."

Die Idee ist aufgegangen. 45 000 Euro hat die Stiftung in den vergangenen zehn Jahren ausschütten können und damit Ferienfahrten, Familienausflüge, den pädagogischen Mittagstisch, das Kinder- und Jugendtelefon, das "Gesunde Frühstück" oder auch das Beratungsprojekt "Frühe Hilfen" für Schwangere ermöglicht.

"Den Grundstein für die Stiftung legte 1997 eine Hamburger Firma, mit einem Goldbarren im Wert von 10 000 Euro", erinnert sich Birgitt Zabel, die DKSB-Kreisvorsitzende, die im Stiftungsrat mitarbeitet. "1999 hatten wir dann das Anfangskapital von 50 000 Mark zusammen und konnten die Stiftung gründen. Das war für uns alle ein denkwürdiger Moment."

Ingo Loeding berührt noch heute, dass so viele Menschen zur Gründung beigetragen haben. "Mehr als 200 Bürger haben damals mitgeholfen, zum Teil mit zehn Mark. Diese Stiftung ist wirklich vom Volk getragen. Und dabei hätten wir eigentlich 100 000 Mark als Stammkapital vorweisen müssen. Aber weil wir glaubhaft machen konnten, dass wir unseren Stiftungszweck schon erfüllen können, durften wir anfangen."

Mittlerweile verfügt die Stiftung über ein Stammkapital von 152 000 Euro, von rund 300 Bürgern finanziert. "Im Vergleich zum Start ist das eine Versechsfachung", sagt der Vorsitzende Christopher Kramer.

Keine Erfolgsgeschichte ohne zündende Ideen: 12 000 Euro sind in den vergangenen Jahren allein im Ahrensburger Eis-Café von Ezio Nori zusammengekommen, der den Erlös seiner Eis-Kreation "Blauer Elefant" der Stiftung zukommen lässt. "Im Oldesloer Glacehaus sind es Pommes, und die Coffee Lounge in Bargteheide verkauft ein Getränk für den guten Zweck", sagt der Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Norbert Leinius, der die Kontakte hergestellt hat und sich auch weiter um Unterstützer aus der Wirtschaft bemüht.

Jetzt werden erst einmal Sponsoren für die Anzeigenkampagne gesucht. "Drei Anzeigen sind bereits finanziert. Damit können wir anfangen", sagt Ingo Loeding. Von den zehn Plakatmotiven sind bereits vier in einer Auflage von je 1000 Exemplaren gedruckt worden. Im nächsten Jahr sollen die anderen Motive folgen.

Um die Aktion anzuschieben, wurde das Geld für den Druck aus dem Marketing-Etat des Kinderschutzbundes genommen, ebenso wie die Ausgaben für die Broschüre "Ihr Vermächtnis kann Kinder glücklich machen", die an Notare und Rechtsanwälte verteilt wird. Kramer: "Testamente sind die klassische Basis für Stiftungen."

Die Idee für die Plakatmotive hatte der DKSB-Sozialpädagoge Alexander Witsch. "Gelernt hab' ich das nicht. Aber es hat mir sehr viel Spaß gemacht", sagt er.